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Jahresbericht 2012/2013 - Franziskustreff

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Geschichtlicher Anfangdes Evangeliums sahen, das wusste er nicht, und esschien ihn auch kaum zu interessieren. Das ist dasBemerkenswerte.Ich habe ein Beispiel eines Mitbruders aus dem OratoriumDresden, Tristan Geiger. Er war Behindertenseelsorgerzu DDR-Zeiten in Naundorf. KaumChristen dort. Sie haben für Rollstuhlfahrer gesorgt.Wenn man das Wort Marke positiv verstehen will,dann wurde Bruder Wendelin zu einem öffentlichsichtbaren und erkennbaren Zeichen der Nächstenliebe.Unsere großen drei Zeitungen waren sehr daraufaus, regelmäßig von Bruder Wendelin und vonPater Amandus – speziell zur Weihnachtszeit – Fotoszu veröffentlichen, und da wurde auch vielgespendet.Wie haben Sie Bruder Wendelin kennengelernt?Der <strong>Franziskustreff</strong> wurde gerade renoviert, als ich1997 Pfarrer der Domgemeinde wurde. Für dieseZeit wurde der <strong>Franziskustreff</strong> in den Domtreff umquartiert.Dadurch entstand die erste Nähe von allein.Die Nähe der Dompfarrer hatte schon Tradition.Auch mein Vorgänger, Herr Pfarrer Greef, hattedie Nähe zu Bruder Wendelin gesucht und ihn eingeladen.50 Cent Regelung“Eines Tages wollten sie mit den Rollstuhlfahrern einenAusflug machen und sind mit ihnen auf die Straße.Hinter dem Pfarrer zwanzig Rollstuhlfahrer. DiePassanten fragten fassungslos: „Herr Pfarrer, warummachen Sie das?“ Für diese Menschen war es unfassbar,denn er hatte nichts davon, und es störte aus derenSicht auch die Öffentlichkeit. Die kurze Antwortwar: „Weil ich Christ bin.“ Hier sieht man, wie weitdas Zeitgeistdenken vom zentralen Evangelium Jesuweg ist. Bruder Wendelin hat dies durch Handelnüberwunden. In die Deutung seines Tuns hat er sichnicht eingemischt. Für den Zeugen des Evangeliumsist es egal, ob sein Tun verstanden wird.Bruder Wendelin ist auch auf der Straße Geld zugestecktworden. War er auch ein Menschenfischer?Es gab viele Menschen, die jemand wie ihn verstandenund zu sich gesagt haben: Gott sei Dank tritt malso klar und deutlich ein Zeuge des Evangeliums auf,und da lohnt es sich mal, dick zu spenden. Er hat vielUnterstützung erfahren, war kein Exot, den mandraußen gelassen hat. Bruder Wendelin hat man dazugezählt,man wollte ihn haben.Hat Bruder Wendelin dem Helfen ein Gesicht gegeben,es zu einer Art Marke gemacht?Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?Sehr interessant war für mich die Frage „Warummüssen die Leute 50 Pfennig bezahlen, wenn sie zuDeinem Frühstück kommen?“ Das hat er für michschlüssig begründet. Man dürfe keinen zum totalenEmpfänger machen. So habe ich ihn als klugen, originellenMenschen kennengelernt und festgestellt,es lohnt sich, in seine Nähe zu kommen und von ihmzu lernen. Das Kirchlich-Institutionelle stand ihmnicht so nahe wie die menschliche Begegnung selbst.Pioniere – wie er einer war – akzeptieren nie das Gegebene,sondern versuchen immer aufs Neue zu erreichen,was ihren Zielen am nächsten kommt.Ich als der Institutionelle – als Stadtdekan war ichder oberste Katholik – bin bei Bruder Wendelins Anliegenauch an die Grenzen meines Einflusses gekommen.Ich sollte zu seinen Gunsten mit der benachbartenBuchhandlung wegen eines Fensterszum Hof verhandeln. Das war mir nicht möglich. Erkonnte das nur schwer akzeptieren.Welche Rolle hat er im Kirchenleben gespielt?Wir haben in Frankfurt einen starken sozialpolitischenFlügel. Dort war Bruder Wendelin mit seinemHandeln ein harter Kristall im diakonischen Sinn.Er hat den utopischen Ideologen immer den hartenFakt der Tat entgegengehalten. Man konnte nichtüber ihn hinweggehen und weiter nur von einer bes-16FRANZISKUSTREFF JAHRESBRIEF <strong>2012</strong>.<strong>2013</strong>

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