Die schwarz-gelbe Bundesregierung hatte sichim Koalitionsvertrag und dem überarbeiteten AktionsplanGüterverkehr und Logistik im BereichVerkehr ehrgeizige Ziele gesetzt. Der Koalitionsvertragstimmte verhalten optimistisch: „Voraussetzungfür Wachstum und Wettbewerbsfähigkeitunserer Volkswirtschaft sind leistungsfähigeund optimal vernetzte Verkehrswege“. Erkanntwurde, dass eine entscheidende Schwäche derInfrastruktur in Deutschland die kontinuierlicheUnterfinanzierung war.Leider sind die aufgezeigten Schwachstellen inden vergangenen vier Jahren nicht konsequentangegangen worden. Es fehlte die Courage, ausden aufgezeigten Problemstellungen konstruktiveLösungsmöglichkeiten zu entwickeln und dieseauch zeitnah umzusetzen. Leere Haushaltskassenund einzelne Bundesländer, die zu starkauf ihre Eigeninteressen fokussiert sind und zuwenig die europäischen und internationalen Entwicklungenim Blick haben, haben dazu geführt,dass viele der verkehrspolitischen Ziele derschwarz-gelben Bundesregierung im Sande verlaufensind. So positiv und erfreulich es ist, dassdie Bundesregierung den Mut und Elan aufgebrachthat, das Thema „Feldversuch mit demLang-Lkw“ nach vorne zu bringen und endlicheinen Feldversuch zu starten, so wünschenswertwäre diese Durchsetzungskraft auch bei anderenThemen, z.B. dem gezielten Ausbau der Hafenhinterland-Anbindungenoder dem Aufzeigenvon innovativen Finanzierungskreisläufen fürdie Verkehrsinfrastruktur gewesen. Es zeigt sich,dass sich die virtuelle Welt immer schnellerdreht, wir unsere Waren, die wir in alle Weltverkaufen und die wir auf dem ganzen Globuseinkaufen, nur noch stockend transportierenkönnen.Nach einer Phase des zweijährigen Wachstumshat sich die Verkehrsnachfrage auf dem deutschenGüterverkehrsmarkt im Jahr 2012 spürbarabgeschwächt.Obgleich die deutsche Volkswirtschaft bekanntermaßenim europäischen Vergleich gut dasteht,litt auch die Verkehrswirtschaft unter derschwächelnden Konjunktur in Europa. In verschiedenenWirtschaftsbereichen nahm die beförderteGütermenge im Vergleich zum Jahr2011 um 2,8 % ab, die Verkehrsleistung im Inlandsank um 2,9 %. Die Verkehrsnachfrage auf derWasserstraße war im Jahr 2012 etwas besser alsim Jahr zuvor, so dass die Binnenschifffahrt einenBGA-Verkehrspressekonferenz mit VerkehrsausschussvorsitzendemGerhard Riemann (rechts) zum Thema: Für einen starkenLogistikstandort: Deutschland vor der WahlTeil der im Jahr 2011 erlittenen Anteilsverlusteam Modal Split zurück gewinnen konnte. Im Jahr<strong>2013</strong> war in den transportintensiven Branchenein geringes Plus 1 zu verzeichnen. Für <strong>2014</strong> kannwieder von einem höheren Wachstum des gesamtmodularenGüterverkehrs ausgegangenwerden. Das Aufkommen wird auf 2 Prozent unddie Verkehrsleistung auf rund drei Prozent quantifiziert.Pressekonferenz Verkehr <strong>2013</strong>Bei der Verkehrspressekonferenz rund 6 Wochenvor der Bundestagswahl zog Gerhard Riemann,Vorsitzender der Geschäftsführung, ImperialLogistics International BV & Co. KG und zugleichVorsitzender des Verkehrsausschusses und Präsidiumsmitglieddes BGA ein Résumé in Bezug aufdie Verkehrspolitik der letzten Legislaturperiode.Verkehrspolitiker aller Parteien würden die Forderungnach Verkehrsverlagerung von der Straßeauf die Schiene kaum glaubwürdig umsetzen.Am jüngsten Beispiel der Betuwe-Linie zeigt sichdies sehr deutlich. Hier habe Deutschland 20 Jahregebraucht, um die Finanzierungsvereinbarungzu unterzeichnen.Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahlund die neue Bundesregierung konstatierte Riemann,dass die Forderungen von SPD und BÜND-NIS 90/DIE GRÜNEN wie etwa ein Tempolimitauf deutschen Autobahnen von 120 km/h einzuführenoder die Abschaffung der 1. Klasse in derDeutschen Bahn den BGA bar jeder Erwartung inBezug auf eine sinnvolle Verkehrspolitik mache.Auch kritisierte er die Diskussion um die Auswei-1Prognose45
VERKEHR UND LOGISTIKtung der Lkw-Maut. Die rückläufigen Mauteinnahmen,die auch in der Lenkungsfunktion derMaut begründet seien, veranlassen verschiedeneParteien in Ermangelung von Einnahmen, eineAusweitung der Maut zu fordern. Die Politik könnesich eine Verkehrsverlagerung gar nicht ernsthaftwünschen, da die Lkw Maut eine beliebtezusätzliche Einnahmequelle im Staatshaushaltsei.StraßengüterverkehrDie Straße ist und bleibt der wichtigste Verkehrsträgerder Zukunft. Der WirtschaftsstandortDeutschland transportiert rund 70 Prozent derGüter auf der Straße. Der BGA fordert daher seitjeher eine gleichberechtigte Behandlung der Verkehrsträger,unter Berücksichtigung ihrer Bedeutungfür den Wirtschaftsstandort Deutschland.Eine einseitige Verteuerung des VerkehrsträgersStraße ist daher abzulehnen. Die Ausdehnungder Lkw-Maut auf mehrspurige BundesstraßenMitte 2012 hat bei Logistikunternehmen zuMehrbelastungen in fünfstelliger Höhe geführt.Die Maut als eine aus der Haushaltsnot geboreneIdee ist nicht das zielführende Mittel, um dieInfrastrukturfinanzierung sicherzustellen. Forderungen,mittelfristig alle Straßen oder Lkw ab3,5 Tonnen zu bemauten, muss eine klare Absageerteilt werden.Vor dem Hintergrund der prognostizierten Zunahmedes Straßengüterverkehrs bis 2025 um70 Prozent setzt sich der BGA seit über einemJahrzehnt für Innovative Nutzfahrzeugkonzepte,wie den Lang-Lkw ein.Beim BGA-Verkehrsausschuss hatten die Teil -nehmer die Gelegenheit, Herrn Gunther Adler,Staatssekretär für Bauen, Wohnen, Stadtent wick -lung und Verkehr im Ministerium Nordrhein-Westfalen die Vorteile des Lang-Lkw darzustellen.Der BGA-Verkehrsausschussvorsitzende GerhardRiemann appellierte für eine Versachlichung undideologiefreie Debatte um den Feldversuch.„Der Feldversuch Lang-Lkw / Eine Zwischenbilanz“der Initiative für Innovative Nutzfahrzeuge (IIN)Der Feldversuch mit dem Lang-Lkw ist inDeutschland vor mehr als einem Jahr unter vielenKontroversen gestartet. In der Broschüre „DerFeldversuch Lang-Lkw / Eine Zwischenbilanz“fasst die Initiative für Innovative Nutzfahrzeuge(IIN) die bisherigen Ergebnisse des Versuchszusammen. Der BGA gehört dieser Initiative gemeinsammit 17 Wirtschaft- und Transportverbändensowie Unternehmen an. Schwerpunktder Broschüre sind Best-practise-Beispiele“ von10 der teilnehmenden Unternehmen. Diese bestätigendas, was der BGA seit Jahren betont: Diebisher eingesetzten 43 Fahrzeugkombinationenintegrieren sich ohne Probleme in den Verkehrsablaufund erzielen in der Praxis beachtliche Einspareffekte.Der Kraftstoffverbrauch konntedurchschnittlich um 30 Prozent reduziert werdenDie Lang-Lkw fahren unfallfrei, sicher und vollkommenunauffällig im Straßenverkehr. Es zeigtsich auch, dass der Lang-Lkw keine Konkurrenzzur Bahn darstellt, im Gegenteil: Mehrere Fahrzeugewerden täglich erfolgreich im KombiniertenVerkehr eingesetzt.„Punktereform“ tritt <strong>2014</strong> in KraftNachdem der Vermittlungsausschuss im Juni<strong>2013</strong> einen Einigungsvorschlag erarbeitet hatte,hat der Bundesrat dem Gesetz zur Reform desVerkehrszentralregisters zugestimmt. Dieseswird zum 1. Mai <strong>2014</strong> in Kraft treten. Zukünftigwerden pro Regelverstoß ein bis drei Punkte vergeben,bisher waren es bis zu sieben. Die Fahrerlaubniswird bei acht Punkten und nicht, wie bisher,bei 18 Punkten entzogen. Der BGA beurteiltedas Ziel der Reform, verständlichere und transparentereRegelungen zu schaffen, grundsätzlichpositiv. Insbesondere der Verzicht auf die bisherigeHemmungsregelung (neuer Verstoß hindertTilgung einer vergangenen Tat) trägt diesem UmstandRechnung. Erfreulich ist auch, dass ein Vorstoßder FDP dazu geführt hat, dass der Wegfallder Punkteabbauseminare verhindert werdenkonnte. Es besteht weiterhin die Möglichkeit,durch ein freiwilliges Fahreignungsseminar einenPunkt abzubauen. Diese Möglichkeit bestehtallerdings einmal alle fünf Jahre. Gerade für Berufskraftfahrerund Außendienstmitarbeiter,mithin Vielfahrer, wäre das ersatzlose Wegfallendieser Abbaumöglichkeit unverhältnismäßiggewesen.Kritisch sieht der BGA die vom Bundesverkehrsministeriumbewusste Betonung der besondersschweren Ordnungswidrigkeiten. Diese werdenmit zwei Punkten geahndet. Die Tilgungsfrist beträgtfünf Jahre plus ein Jahr Überliegefrist. Auchhatte der BGA im Verlauf des parlamentarischenVerfahrens kritisiert, dass Gefahrgutverstöße zukünftigbepunktet werden. Gemeinsam mit anderenWirtschaftsverbänden hatte sich der BGAwiederholt dagegen ausgesprochen, bestimmte46