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Ausgabe herunterladen - Fürst Donnersmarck Stiftung

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Forum21tene und schwere Form des Schlaganfalls.Ihn überleben nur 15 %, und davon verlassenlediglich 5 % wieder die Locked-in-Phase. Ich hatte Glück, denn ich gehörtezu den 5 %. Na ja, ein wenig nachgeholfenwurde schon. Es war gerade so, als warteteman in der Berlin-Klinik schon auf mich.Ich wurde zwei Jahre lang Forschungspatient.Das bedeutete eine Tagesauslastungzwischen sechs und sieben Stunden. Alsman mir noch eine achte Stunde hinzuführenwollte, habe ich protestiert. Ich machekeine Witze, das hat es im Gesundheitswesentatsächlich gegeben – allerdingsvor fünf Jahren.Ich habe für mich feststellen müssen, dassich den Schlaganfall haargenau zum richtigenZeitpunkt bekommen habe. Ein halbesJahr früher, und ich wäre als Wachkomapatientin einem Pflegeheim verkommen,ohne dass man gewusst hätte, wieman am besten mit mir verfährt. Es gabjetzt schon die stroke units, aber gerademal als Therapie mit einer Behandlungsdauervon 4 Wochen. Das ist weniger alsein Tropfen auf den heißen Stein!Und was dann? Ab ins Pflegeheim zummedizinisch verordneten Siechtum. Nein,nein, so blöd es klingen mag, der Schlaganfallkam genau zum richtigen Zeitpunkt.Nachdem das Geld für das Forschungsprojektaufgebraucht und meine rechteKörperhälfte wieder hergestelltwar, wäre eigentlichdie linke Seite drangewesen.Aber: Geld alle –keine Forschung und damitkeine Behandlung. Soeinfach ist das.Ich wurde ins <strong>Donnersmarck</strong>-Hauseingewiesen.Man ließ es mir an nichtsfehlen. Bis heute nicht.Seit April 1997 bin ichhier. Ich mache immernoch Fortschritte, und das,obwohl man mir jedesJahr, obgleich vom Arztverordnet, eine Therapiestundegestrichen hat.Angefangen habe ich mitwöchentlich fünf StundenKG, drei Stunden Logopädie,drei Stunden Ergotherapieplus besagte Zusatzbehandlung.Für mich waren „sowenig Stunden“ fürs Ersteeine willkommene Erholung.Inzwischen stehe ich beiwöchentlich drei StundenKG, zwei Stunden Logopädie,zwei Stunden Ergotherapieund vier Stunden beaufsichtigtesSelbsttraining.Ich glaube, man hat es daraufangelegt, mich noch füreine lange Weile hierzubehalten.Nichts dagegen zu sagen, mir gefälltshier, aber wird auch die Krankenkasse mitspielen?Wir haben zweifelsohne eine Reihehervorragender Therapeuten. Für meineBegriffe könnten es ein paar mehr sein.Das mal dahingestellt. Schon möglich, dasses zu wenig Therapiestunden pro Bewohnergibt. Warum kann es aber sein, dassBewohner, die nicht therapiert werdenwollen, trotzdem Therapie erhalten?Nach meinen Beobachtungen währenddes Selbsttrainings sind es nur wenige. Beidiesen aber ist die Abneigung sehr deutlichzu spüren, beziehungsweise wird lauthalskundgetan. „Geistiger Zustand“, bekommeich dann zu hören.Verfassung hin oderher, jeder hat mal einen schlechten Tag.Aber ein halbes Jahr lang, zu jeder Stunde?Wie dem auch sei, jedenfalls scheinendie Personen zu ahnen, was sie ablehnen.Über die Folgen sind sie sich jedoch keineswegsim Klaren.Meine Frage zielt in folgende Richtung:Soll man solche Bewohner zu ihremGlück zwingen und dafür andere, diedurchaus mehr machen würden, hintenanstellen? Therapiestunden sind nun malzur Mangelerscheinung geworden.Die lichten Seiten der Therapien sind indem Beitrag entschieden zu kurz gekommen,so dass ich diese in einer der nächsten<strong>Ausgabe</strong>n nachholen werde.Friedemann KnoopWIR1/2001

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