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Das Thema7„Angst essenSeele auf...“so lautet der Titel eines Films, den RainerWerner Fassbinder 1974 drehte. Es istein Film über die Angst vor dem Fremden,Unbekannten. Seine „Helden“, Emmiund Ali, erleben unterschiedlicheFurchtzustände, von derbewusst wahrgenommenenAngst Emmis („Ali, ich habeAngst“) angesichts des Hasses,den sie bei ihren Mitmenschenspürt, bis zur somatisiertenAngst, dem Magendurchbruch,den Ali erleidet, weil er demGefühl in der Fremde unterFremden zu leben, dieser ohnmächtigenWut nicht mehr Herrwerden kann.Der Begriff Angst steht für eineVielzahl von Empfindungen.Die Skala reicht vom unspezifischen„Angstgrauen“ bis zurkonkreten Furcht. All diesenEmotionen ist das Unlustgefühlgemeinsam, z.B. wenn wirplötzlich zum Chef gerufenwerden.Angst ist jedoch nicht immer unangenehm.Wirerleben die Spannung, dieuns beim Sehen eines fesselnden Krimisüberfällt, als Angstlust oder „thrill“.Das Fühlen von Angst ist in allen Kulturenbekannt. In der modernen Industriegesellschaftleiden zunehmend mehr Menschenan Beklemmungen.Angst als solcheist aber keine Krankheit, sie besitzt auchschützende Funktionen. Sie warnt vor einerGefahr, spornt Menschen zu Aktivitätenan (z.B. das Lampenfieber bei Schauspielern,die Anspannung der Sportler vordem Wettkampf, Examensängste). Sie mobilisiertKräfte, damit wir fliehen, vermeidenund abwehren können, was uns bedroht.Angst hilft Extremsituationen zuüberwinden. Manchmal treibt sie uns auchzum Angriff.ChristianePennecke istPsychotherapeutinund Supervisorinder DeutschenGesellschaft fürSupervision e.V.(DGSv)Ein wesentliches Bestimmungsmerkmalvon Angst und Furcht ist die Wahrnehmungeiner Bedrohung bzw. die Erwartungeines gefährlichen, entweder symbolischoder tatsächlich existenzbedrohendenEreignisses. Sie tritt als Folge der Blockierungeiner Erregung auf, die nicht in einesvon zwei handlungsbegleitenden Gefühlenüberführt werden kann – Ärger beiAttacken bzw. Furcht bei Flucht.Unter gewissen Umständen können sichdiese Bewusstseinszustände selbstständigmachen, wobei eine klareTrennung von rational begründbarenund irrationalen Ängstennicht möglich ist.Was uns ängstigthängt davon ab, wie real uns eineBedrohung „tatsächlich“ erscheint.Ob ich das unangenehmeGefühl, das mich beschlich, als ichin einem Fahrstuhl der LondonerU-Bahn steckte, als Angst bewerteteoder die Erregung nutzte, ummich bemerkbar zu machen undauf Hilfe zu warten, – obwohlauch noch das Licht ausging undich allein im dem dunklen Liftsteckte (zusätzliche Gefahrenquellen)– hing von meiner innerenBewertung, meiner Erfahrung imUmgang mit gefährlichen Situationen,von meiner Einstellung zumir, meinem Selbstbewusstsein und vielenanderen Faktoren ab.Angst wird erst dann zur Krankheit,wenn sie nicht mehr den aktivierenden,helfenden Effekt hat, sondern lähmt unduns in Belastungssituationen immer wiederscheitern lässt.Wir versuchen sie dannauf passive Weise zu reduzieren, indem wirstill halten.Durch die Vermeidung der Angst, alsowenn ich in der o.g. Situation in der LondonerU-Bahn Angst bekomme und vonda an Fahrstühle vermeide, beginne ichunter einer (Fahrstuhl-) Phobie zu leiden,die bald behandlungsbedürftig werdenkönnte. Die Angst beginnt dann mein Lebenzu beherrschen. Sie isst meine SeeleStück für Stück auf.Christiane PenneckeWIR1/2001

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