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30Leben & LesenEin LiterarischesFrühstück„Ihre Augen sind die Hände,sie erkennt dich durchs Gehör,in ihrer Welt sind viele Wände,die sieht sie bloß nicht mehr.Katharina, mach mir Mut und halte mich,gibt’s morgen auch kein Wiedersehn,ich bin doch der Blinde, darum führe mich,du kannst im Dunkeln gehen.Nur weil ich vermute, dass ich sehend bin,brauch‘ ich doch nichts erkennen.Sie lehrt mich aus der Stille,wie man wartet, wie man schweigt,und zeigt aus Herzensfüllemal Zorn, mal Heiterkeit.Katharina, mach mir Mut und halte mich.....Blinde sind wie Kinder,deren Herzen man zerbricht,sie wollen auch im Winternur ans Licht, nur ans Licht.Katharina, mach mir Mut und halte mich...“(Klaus Hoffmann)Über die „blinde Katharina“ singtder Liedermacher Klaus Hoffmann.Der Text macht nachdenklich,ist sehr ehrlich und wahr. KlausHoffmann (auch Schauspieler) – seineTexte und Stimme (angenehm überzeugendund warm), mag ich seit Jahren. Erhat einen großen langjährigen Anhängerkreis.Ein Jaques Brel-Programm brachteer im letzten Jahr. – Wenn meine SeeleTrauer hat, angeknackst ist, höre ich ihmmit seinen Liedtexten besonders gerne zu.Das ist dann meine Seelentherapie.Vor einigenJahren habe ich ihn im Friedrichstadtpalastmit einem guten Programm erleben,hören können.Mit Freude hatte ich vernommen, dasser im Theater des Westens ein „LiterarischesFrühstück“ geben würde. Da wollteund musste ich einfach hin und zuhören.Umgehend hatte ich die „Frühstückskarte“telefonisch bestellt, und alles andereklappte gut. Genießen – genießen wollteich in jeder Hinsicht; ein kleinesKlaus Hoffmann,Afghana, 540 Seiten,Ullstein, Berlin2000; ISBN:3898340198,DM 44,-Stückchen Glücksgefühl einsaugen. Diewarme Atmosphäre, das stilvolle Foyer imTheater des Westens mit herrlichen Lüsternund Leuchten sowie das gut und appetitlichangerichtete Frühstück trugendazu bei.Dann Klaus Hoffmann selbst, der ausseinem autobiographischen Buch „Agfana“vorlas. Ein Berliner, der per Buch mitteilt,wo und wie er in Charlottenburgaufwuchs und noch weitere Lebenskapitelaufschlägt. Zu Beginn seiner Lesung wirkteHoffmann fast brav, nett, höflich undeinfach sympathisch mit dem Strahlen inseinen blauen Augen. Ich saß ihm nichtweit entfernt, damit ich Gestik, Mimik,seine Augen-Blicke gut beobachten konnte.Er machte einen glücklichen Eindruckund dankte den Gästen, dass sie so zahlreicherschienen waren. Die Stühle an denTischen waren tatsächlich alle besetzt, ausverkauft.Na, welchen Künstler freut dasnicht? Angenehme Gäste, Zuhörer ummich herum, ich fühle mich wohl. Er lasca. eine Stunde. Es gab viele weiblicheZuhörer, die Begeisterung stand ihnen imGesicht. Freude hatten gewiss alle, so auchich.Er brachte einem beim Lesen seine Gedankenüber Liebe, Leben, Reisen so eindringlichnah. als wäre er tatsächlich einervon uns war. Ein Mann, der gut texten, lebendigschreiben kann. Dann signierte erseine geschriebenen Worte. Seine Fansstandenvor ihm und dem schönen Stilstisch,an dem er gelesen hatte. Ich beobachteteihn und seine Verehrerschar. Ichhatte wahrhaft Spaß und Schmunzeln, wiestolz sie nun das signierte Buch trugen,und trank dazu meinen Tee. Und dannstellte ich fest: zum Glückleichsein gehörteinfach nicht viel, Glück kann klein sein,dennoch vieles geben. Nette Worte, Zunicken,Lächeln für das Gegenüber, für denNächsten. Ist das nicht auch ein Stückvom Glück? Ein Sekundenglück kann denganzen Tag erhellen. Glück sehen, fühlen,annehmen, erkennen. Dies alles kann auchdie „Blinde Katharine“ und das Buch vonKlaus Hoffmann.Dora BenzelrathWIR1/2001

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