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Netzwerkerin bringt frischen Wind - Lokalinfo AG

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A K TUELL Züriberg Nr. 34 22. August 2013 9«In der grösseren Einheit erreicht man mehr»Sie ist die Neue an der Spitzedes Gewerbevereins Seefeld:Susanne Brunner. Die <strong>Netzwerkerin</strong><strong>bringt</strong> <strong>frischen</strong> <strong>Wind</strong>ins Quartier. Ihr Ziel: DurchLobbying den Verein mehrin die städtische Politik einbringen– und in den StadtzürcherGewerbeverband.Rebecca WyssSusanne Brunner ist ein «animal politique»,wie sie selbst von sich sagt. Tatsächlichspürt man im Gespräch mit ihrschnell: Beziehungen pflegen und Allianzenschmieden liegen ihr im Blut.Genau das ist auch ihr tägliches Brot.Nach fünf Jahren beim SchweizerischenVersicherungsverband als LeiterinPublic Affairs wechselte sie kürzlichzum Wirtschaftsdachverband Economiesuisse.Als Delegierte in Bern pflegtsie die Beziehungen zu den Bundesparlamentariern.Das Rüstzeug dafür bekamsie bereits während ihres Studiumsder Staatswissenschaften an derUniversität St. Gallen mit auf den Weg.«Dort lernte ich viel, das ich späterauch als Politikerin brauchen konnte»,sagt sie heute.2008 rückte Brunner als Ersatzfrauim Stadtzürcher Wahlkreis 7/8 in denKantonsrat nach. Dort wechselte sievon der CVP zur SVP. 2011 zog sieschliesslich gegen den vom zweitletztenPlatz aus startenden SVP-KollegenHans-Ueli Vogt den Kürzeren – wegeneiner Stimme. Auf eine Nachzählung,die für einen Parteikollegen hätte nachteiligausfallen können, verzichtete sie.Ganz abgehakt waren damit die politischenMisserfolge noch nicht: Im gleichenJahr folgte auf die Abwahl eineerfolglose Kandidatur für den Nationalrat.Davon unterkriegen lassen hat sichdie 41-Jährige, die beim Kreuzplatzwohnt, aber nicht: «In der Politik kannman gewinnen und verlieren. Verlierenist nicht das Ende der Welt.»Susanne Brunner, bei Economiesuissesind Sie auf der grossen Bühne tätig:nationale Wirtschaftsthemen, einflussreicheMenschen und beachtliche finanzielleMittel, um die Interessen desVerbands zu vertreten. Beim GewerbevereinSeefeld ist alles einige Nummernkleiner. Welchen Reiz hat es fürSie, sich dort als Präsidentin zu engagieren?Mich hat immer schon interessiert,was in meinem Quartier passiert. Zudemliegt mir eine gewerbefreundlichePolitik am Herzen. Diese ist jaauch eine Quelle des Wohlergehensvon uns allen. Wenn wir Arbeitsplätzeund Wertschöpfung in der Stadthaben, dann floriert sie. Wenn Züricheine reine Wohnstadt wäre, wäre esfür uns nicht mehr so angenehm wiejetzt. Dann könnten wir unserenSonntagszopf nicht mehr beim Beckum die Ecke holen. All die kleinenLäden machen die Stadt für die Einwohnerlebenswert. Für das Gewerbehat es den Vorteil, dass es nahe beiseinen Kunden ist.Als Delegierte eines grossen Wirtschaftsdachverbandssind sie zeitlichsehr eingebunden. Ist es nicht anstrengend,sich am Feierabend zusätzlichmit den verhältnismässig kleinerenProblemen aus dem Quartier zu beschäftigen?Nein. Zürich ist ein wichtiger SchweizerWirtschaftsstandort. Die grossenKonzerne sind auf kleinere Zuliefererangewiesen. Darum ist das Gewerbewichtig. Es ist mir ein Anliegen, dassdie Wirtschaft durchmischt bleibenkann. Oft sind die kleinen BetriebeFamilienbetriebe, in denen mit vielDie neue Präsidentin des Gewerbevereins Seefeld, Susanne Brunner, will mehr Nähe zu den bürgerlichen Parteien schaffen.Herzblut gearbeitet wird. Auf diesemüssen wir achtgeben.Tritt da ein Rest CVP bei Ihnen zutage?Mein Engagement muss ich nicht miteinem Parteilabel versehen. Ich willmich dafür engagieren, dass sich einGewerbler mit eigenem Einsatzselbstständig machen und dies auchbleiben kann. Das geht nur, wenndiesem nicht zu viele Steine in denWeg gelegt werden.Welche Steine meinen Sie?Regulierungen, die der Staat schafft.Meine Jahre in Bosnien haben mirdas bewusst gemacht. Ich habe dortfür das UNO-Entwicklungsprogrammgearbeitet. Wenn man als ausländischeOrganisation in Bosnien versuchte,mit einem kleinen Kredit Leutenunter die Arme zu greifen, stiessman schnell an Grenzen. Einerseitsfehlte die Nachfrage. Andererseits istdas System korrupt. Dort realisierteich: Wir Schweizer haben einen funktionierendesSystem, das wir erhaltenmüssen. Unser Wohlstand kamnicht über Nacht. Er wurde über Generationengeschaffen, basierend auffreiheitlichen Rahmenbedingungen.Diese werden heute durch immermehr Gesetze und Vorschriften gefährdet.«Ein autofreies Zürich istder falsche Anspruch»National ist die stetige Regulierung bestimmtein Thema. Wie sieht es lokalaus: Welche Themen fassen Sie als neueGewerbevereinspräsidentin ins Auge?Ein zentrales Thema bei unseren Mitgliedernist der Verkehr. Verkehrspolitikwird in Zürich einseitig betrieben.Man fördert hauptsächlich denLangsamverkehr und behindert denAutoverkehr. Ein Beispiel ist die Diskussionum die Parkplätze. Über dieParkplatz-Zählerei kann ich nur denKopf schütteln. Wir wollen ja eineStadt, die floriert. Die Einwohnerzahlwächst, das Gewerbe soll wachsen,nur die Zahl der Parkplätze wird gedeckelt.Damit bin ich nicht einverstanden.Die Idee der Stadt ist, dass die Menschenauf den ÖV umsatteln. Nach demMotto: Wenn jeder neue Einwohner eineigenes Auto haben will, wird es engauf den Strassen.Man kann aber nicht alles auf den ÖVverlegen. Wenn ich einen grossenGrill einkaufen will – an der Seefeldstrassehat es ja ein Geschäft, dassolche anbietet –, wird es schwierig.Alles kann man nicht mit dem Tramtransportieren. Auch Leute, die nichtgut zu Fuss sind, sind auf das Autoangewiesen.Das Problem bleibt: Die einen wollenihre Flexibilität durch das Auto nichtaufgeben, die anderen wollen eine möglichstauto-, lärm- und abgasfreie Stadt.Gibt es eine Lösung, die allen entgegenkäme?Das ist schwierig. Es ist schon so:Wenn man in der Stadt wohnt, hörtman mal ein Auto. Dann hört manaber auch, wenn der Bus durchfährt.Manchmal habe ich das Gefühl, dieLeute wollen in der City wohnen,aber die gleiche Ruhe haben wie imländlichen Andelfingen.Sie plädieren für Akzeptanz.Ja. Etwas anderes bleibt den Einwohnernund den Behörden auchkaum übrig. Die Stadt soll nicht laufendden Autoverkehr verlangsamenoder erschweren. Die Strassen bildenein Strassennetz, welches mit demRest des Kantons verbunden ist. Eswäre falsch, die Stadt Zürich als Inselzu betrachten. Wir sind in eine grössereEinheit eingebunden. UnsereStrassen sind Bestandteil des grösserenStrassennetzes des Kantons Zürich.Aber die Hauptlasten, die die Einwohnerder umliegenden Gemeinden mitverursachen,tragen hauptsächlich dieStädter.Das ist so. Dennoch bin ich der Meinung:Wer in der Stadt wohnt, aberein autofreies Zürich möchte, hat einenfalschen Anspruch.Unter Ihrer Vorgängerin Erika Bärtschiist der Verein ja aus dem städtischenGewerbeverband ausgetreten. SchielenSie wieder in Richtung Mitgliedschaft?In welche Richtung sich der Vereinentwickelt, ist noch offen. Von meinerpolitischen und beruflichen Arbeither bin ich aber überzeugt, dass manin der grösseren Einheit auch diestärkere Wirkung entfalten kann.Die neue Präsidentin des StadtzürcherGewerbeverbands, Nicole Barandun, undSie haben früher im Kantonsrat gemeinsamVorstösse eingereicht. Folgt demnächstdie Fortsetzung des Power-DuosBrunner/Barandun?Nicole Barandun und ich sind immerin Kontakt geblieben. Von dem hersehe ich auf der persönlichen Ebenekeine Hindernisse. Überhaupt mussman in der Politik überparteilich zusammenarbeiten,wenn man Erfolghaben will. Durch diese Brille blickeich auch auf unseren Gewerbeverein.Es ist wichtig, dass wir mit den bürgerlichenParteien, die unsere Anliegenunterstützen, wieder verstärkt inDialog treten.«Eine Kandidatur für denKantonsrat ist kein Thema»Welches sind die nächsten Schritte?Wir werden sicher vermehrt geradeauf Politiker zugehen, die bei uns imWahlkreis zuhause sind. Konkretheisst das, dass wir sie zu unserenAnlässen einladen. An einem Anlasskönnen wir unkompliziert und informellmiteinander ins Gespräch kommen.Wenn man einander schonkennt, ist man sich näher und mankann auch eher mal ein Anliegen deponieren.Für uns ist es zudem wichtigzu wissen, welche Parteien undPolitiker unsere Anliegen vertreten.Es sind ja bald wieder Wahlen. Unsals Gewerbeverein ist es ein Anliegen,dass die Parteien, die aktiv Gewerbepolitikbetreiben, einen Schuberhalten. Auch in Form unserer Stimmenbei den Wahlen.Stichwort Wahlen: In zwei Jahren wirdder Kantonsrat gewählt. Die Kreise 7und 8 sind ein Wahlkreis. Es gibt Quartierbewohner,die behaupten, dass Siedas Amt im Gewerbeverein als Sprungbrettfür eine Kandidatur nutzen wollen.Haben diese recht?Vor drei Jahren wurde ich von Mitgliederndes Vorstands angefragt, obich im Vorstand mitarbeiten wolle.Diese Einladung habe ich gerne angenommen,da mir das Gewerbe unddas Lokale am Herzen liegen. Gleichlief es bei der Suche nach einerFoto: rwy.Nachfolge von Erika Bärtschi ab. DerVorstand hat mich dafür angefragt.Bei den letzten Wahlen haben Sie denVerbleib im Kantonsrat um eine einzigeStimme verpasst. Das wurmt doch,wenn man sein Herzblut in das Amt gesteckthat?Im ersten Moment wurmt es einenschon. Aber es ist ja keine Niederlage.Es ist ein Zufallsresultat. Ich finde dieparlamentarische Arbeit spannend.Als Kantonsrätin habe ich zudem vielgelernt, das mir jetzt in meinem Jobbeim Wirtschaftsverband zugutekommt. Für meinen Posten muss manja ein «animal politique» sein. Ich arbeitesehr gerne, und mein Beruf hatso viel mit Politik zu tun, dass mir einparlamentarisches Mandat überhauptnicht fehlt. Ein solches hat sowiesonicht nur Vorteile.Welches sind die Nachteile?Ein parlamentarisches Mandat bedeutetviel Arbeit. Am Abend und amWochenende ist man viel unterwegs.Ich geniesse es, dass ich am Wochenendemehr Luft habe. Und dass ebenauch ein Präsidium beim GewerbevereinPlatz hat. Es gibt auch ein Lebenohne ein politisches Mandat.Ist eine Kandidatur als Kantonsrätinalso in Zukunft gar keine Option mehrfür Sie? Sie sind ja noch jung.Im Moment ist das kein Thema.Sie sagen, dass es für Sie auch ein Lebenohne parlamentarisches Mandatgibt. Wie sieht dieses aus?In der Freizeit koche ich sehr gerne.Neben traditionellen Gerichten probiereich gerne Neues aus. Am liebstenkoche ich für Freunde und Familie.Sport und Bewegung schätze ichebenfalls. Man trifft mich oft beimWandern oder im Fitnesscenter imQuartier an. Aber auch Kunst undKultur interessieren mich sehr. Ichgehe sehr gerne ins Kunsthaus oderin andere Museen. Meine Ferien verbringeich am liebsten in den BündnerBergen oder auf spannenden Reisenin grosse Städte oder ferne Länder.Man sagt mir zudem nach, dassich einen «grünen Daumen» habe.Ich mag alles, was mit Garten undPflanzen zu tun hat. Derzeit pflegeich meine Rosen, Geranien und Kräuterauf meinem Balkon, da ich leiderkeinen Garten habe.

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