12Monatsinterview«Mit dem <strong>Weiterbildung</strong>sgesetzsoll es vorwärts gehen»Bildungspolitik Der <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> will den Absolventen der höheren Berufsbildung künftigeine bessere Heimat und effektiven Mehrwert anbieten können, sagt Claude Meier, LeiterBildungspolitik beim <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>. Interview Andrea Mašek / Foto Sabine Rock<strong>Context</strong>: Herr Meier, seit Januar gibt esdas neue Staatssekretariat für Bildung,Forschung und Innovation SBFI. Ist dasein gutes Konstrukt?Claude Meier: Das neue Staatssekretariatist aufgrund einer Fusion zwischendem Bundesamt für Berufsbildung undTechnologie und dem Staatssekretariatfür Bildung und Forschung entstanden.Zum ersten Mal sind damit beim BundBerufsbildung, Fachhochschulen undUniversitäten unter einem Dach vereint.Dies bietet die grosse Chance eines gesamtheitlicherenBlicks seitens des Bundesund kann sich positiv auf eine kohärenteWeiterentwicklung des gesamtenBildungssystems auswirken.Gibt es auch Risiken?In der Berufsbildungslandschaft gibtes Befürchtungen, dass das Zusammenführender zwei Ämter in den kommendenein, zwei Jahren viele Ressourcenintern absorbieren wird. Seit Jahrendiskutieren wir zum Beispiel über dieEinführung eines nationalen Qualifi -ka tionsrahmens mit dem Ziel, unsereBerufs bildungsabschlüsse europaweitverständlicher machen zu können. Hiersind nun Entscheide zu dessen Einführungdringend nötig und keine weiterenjahrelangen Grundsatzdiskussionen.Sie hatten beim neuen StaatssekretärMauro Dell’Ambrogio und seinem Stell-context 2 – <strong>2013</strong>
Claude Meier (34) ist Mitglied der Geschäftsleitung und vertritt alsLeiter Bildungspolitik den <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> in vielen Gremien der beruflichenGrundbildung, der höheren Berufsbildung und der Bildungspolitik, u.a.in der Eidg. Berufsbildungskommission. Über die 21 verbandsgetragenenBildungsinstitute ist er eng mit dem Bildungsmarkt verknüpft. Zurzeitschliesst der Berner Volkswirt lic.rer.pol. gerade sein berufsbegleitendesStudium zum Executive Master of Business Administration ab.13vertreter Josef Widmer bereits einenAntrittsbesuch. Um was ging es dabei?Für uns war der Antrittsbesuch einwichtiges Signal. Mit dabei waren DanielJositsch, Präsident des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> undVizepräsident der nationalrätlichen Bildungskommission,sowie Peter Kyburz,CEO der <strong>KV</strong>-<strong>Schweiz</strong>-Gruppe. Wir konntenunsere Kernanliegen ansprechen undzudem unsere neuen Verbundpartnerpersönlich kennenlernen.Welche Anliegen haben Sie erwähnt?Die höhere Berufsbildung steht unterDruck durch die Internationalisierungder Arbeitsmärkte. Ihre Abschlusstitelstehen in einer gewissen Konkurrenzsituationzu den Bachelor- und Mastertitelnder Fachhochschulen und Universitäten.Hier ist es wichtig, die Titelanerkennungso schnell wie möglich verankern zu können,via nationalen Qualifikationsrahmen.Damit erhielten wir ein System, indas wir unsere Abschlüsse einreihen können,damit ihr Wert im Ausland verstandenwird. Ein zweites Anliegen ist die Regelungder Finanzierung in der höherenBerufsbildung. Wir möchten eine Harmonisierunganstreben bei der Finanzierungder Vorbereitungskurse. Ein drittes wichtigesAnliegen ist das <strong>Weiterbildung</strong>sgesetz,das in der Pipeline ist. Es soll damitvorwärts gehen.Das <strong>Weiterbildung</strong>sgesetz soll nicht zuden Prioritäten im SBFI gehören. Wiesehen Sie dessen Dringlichkeit?Es ist ein Auftrag der Bundesverfassungvon 2006. Für uns ist es wichtig. Esgeht darum, das lebenslange Lernen endlichzu verankern. Ganz zentral dabei istdie Verankerung der Grundkompetenzen.Damit beim lebenslangen Lernen niemandauf der Strecke bleibt, braucht esgewisse Kompetenzen, die jeder habensollte. Mit dem Gesetz sollen auch neueFinanzierungsmodelle festgelegt werden.Was sind das für Modelle?Es geht um eine Stärkung der nachfrageorientiertenFinanzierung im Bereichder <strong>Weiterbildung</strong>. Öffentliche finanzielleMittel würden künftig nicht mehr direktan Bildungsinstitute gehen, sondern direktan die Bildungskunden ausgerichtet.Das wird den Wettbewerb im <strong>Weiterbildung</strong>smarktfördern. Wichtig ist, dassman bei der Finanzierungsdiskussionnicht nur einseitig auf das Preiskriteriumvon Ausbildungen schaut, sondern ganzentscheidend auch die Qualität der <strong>Weiterbildung</strong>sangebotemitberücksichtigt.Wie hat die neue Leitung des StaatssekretariatsIhre Anliegen aufgenommen?Das Gespräch fand in einer sehr wohlwollendenAtmosphäre statt. Die inhaltlicheAuseinandersetzung folgt in dennächsten Monaten und Jahren und wirdzeigen, welche Stossrichtungen das SBFIkonkret verfolgt.Alle Anliegen des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> sind ja imInteresse seiner Mitglieder. Wie profitierendiese davon?Wir setzen uns unter anderem füreine gute Qualität der gesamten Berufsbildungein. Ich nehme als Beispiel dasEngagement des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> als Mitträgerdes Rahmenlehrplans BetriebswirtschaftHF. Als Mitträger haben wir dieVerantwortung, die Aktualisierung desRahmenlehrplans an die Gegebenheitender wirtschaftlichen, gesellschaftlichenund technologischen Entwicklungen sicherzustellen.Damit sorgen wir dafür,dass die Ausbildung in Bezug auf die Arbeitsmarktbedürfnisseaktuell bleibt. Davonprofitieren Betriebswirtschafter inAusbildung. Sie können sicher sein, dasssie eine gute, solide und vom Arbeitsmarktgefragte Ausbildung mit beruflichenZukunftschancen absolvieren.Gibt es noch einen anderen direktenNutzen für unsere Mitglieder?«Unsere Mitglieder profitieren von Beratungen und nichtzuletzt von Rabatten bei Bildungsgängen und Kursen.»Ja, sie profitieren von attraktiven Angebotenunserer 21 verbandsgetragenenBildungsinstitutionen, zum Beispiel beider <strong>KV</strong> Bildungsgruppe <strong>Schweiz</strong>. UnsereMitglieder profitieren von Beratungen beider Auswahl der Angebote und nicht zuletztvon Rabatten und Vergünstigungenbei Bildungsgängen, Kursen sowie beiSprachschulen. Schliesslich sind <strong>Weiterbildung</strong>enimmer auch mit finanziellenKosten verbunden. Dort wo die finanzielleBelastung sehr gross wird, hilft der<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> seinen Mitgliedern mit Bildungs-Darlehenbis zu 5000 Franken.Sie haben die Arbeitswelt angesprochen.Wie gross ist der Einfluss des <strong>KV</strong> alsAngestelltenverband in Wirtschafts- undArbeitgeberkreisen?Die Wirtschaft funktioniert nur mitArbeitgebern und Arbeitnehmern. Der<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> zählt 55 000 Mitglieder: Dassind Kaufleute, HR-Leiterinnen, Direktionsassistentinnen,Rechnungswesenspezialisten,Marketingfachleute und vielemehr. Ihre Arbeitsmarkterfahrungenvernehmen wir über unsere zahlreichenBeratungsgespräche wie auch über die sozialpartnerschaftlichenAufgaben des <strong>KV</strong><strong>Schweiz</strong>. Dieses Wissen versuchen wir alsOrganisation der Arbeitswelt direkt insBerufsbildungssystem zu transportieren.Das ist eine Stärke des Verbandes zusammenmit seinen Bildungsinstitutionen,die auch auf einer engen Zusammenarbeitmit Arbeitgeberorganisationen sowieBehörden beruht.Behindert die föderalistische Strukturnicht die Entwicklung des dualen Berufsbildungssystems?Unser Staatswesen finde ich wunderbar.Die Kantone können Versuchslaboresein, wie bei der Einführung von Früheng-context 2 – <strong>2013</strong>