30Laufbahncontext 2 – <strong>2013</strong>
Die SportbegeisterteLena Stucki, 29, engagiert sich im Frauenfussball. Die FCZ-Frauen-Trainerin und ehemalige<strong>KV</strong>-Absolventin studiert in Magglingen und Freiburg Sport- und Bewegungswissenschaften.Text Rolf Murbach / Foto Michele Limina31Lena Stucki ist schnell unterwegs. Mitdem Rennvelo braucht sie von ihrerWohnung in Zürich-Oerlikon bis zurSportanlage Heerenschürli 15 Minuten.Die Fussballtasche hat sie umgehängt,unter der Windjacke trägt sie einenblauen FCZ-Trainingsanzug. Lena Stuckiist Assistenz-Trainerin bei den U16-Frauen des Fussballclubs FC ZürichFrauen. Zwei- bis dreimal pro Woche trainiertsie die 14- und 15-jährigen Mädchen,lässt sie auf dem Kunstrasen Runden laufen,übt mit ihnen Spielzüge ein, beobachtetsie beim Dribbeln und «Mätschle».Manchmal spielt sie selber mit, dannwieder kommentiert sie mit ruhigerStimme das Spiel oder ruft: «Sarah, dumuesch schnäller uf dä Ball zuelaufe.»Die 29-jährige Trainerin, die selber aufeine längere Fussballlaufbahn zurückblickt,betreut zusammen mit Tanja Hermanndie Frauen-Nachwuchsmannschaft.Und dies mit Erfolg. Die Girls sindeben Wintermeister geworden.Berufsmatur nachgeholtSport und vor allem Fussball sind die Leidenschaftvon Lena Stucki. Als Mädchenhat sie davon geträumt, Sportlehrerin zuwerden. Aber lange war dies für sie einunrealistischer Traum. Sie glaubte nicht,dass er Wirklichkeit werden könnte.«Ich dachte, für das Sportlehrerdiplombraucht man das Gymnasium», erinnertsie sich. Lena Stucki besuchte aber nichtdas Gymnasium, sondern absolviertenach dem 10. Schuljahr eine dreijährige<strong>KV</strong>-Lehre im Dentalfachhandel.Doch eines Tages erfuhr sie, dass mansich an der Eidgenössischen Hochschulefür Sport in Magglingen (EHSM) mit einemBerufsmaturitätsabschluss zurSportlehrerin ausbilden lassen kann.Lena Stucki packte der Ehrgeiz. Sie legtesich mit Lernen richtig ins Zeug undschaffte den prüfungsfreien Eintritt in dieBMS2. Während drei Semestern absolviertesie an der <strong>KV</strong> Zürich BusinessSchool die berufsbegleitende Berufsmittelschuleund erlangte die Berufsmaturität.Daneben arbeitete sie in einem70-Prozent-Pensum weiterhin im Dentalfachhandel,beim gleichen Arbeitgeber,bei dem sie die Lehre gemacht hatte. Jobund Ausbildung unter einen Hut zu bringen,war anspruchsvoll. «Eine mega intensiveZeit. Ich musste sehr viel lernen.»Anspruchsvolles AufnahmeverfahrenDann kam die zweite Hürde. Wer an derFachhochschule in Magglingen zumSportstudium aufgenommen werden will,hat eine anspruchsvolle Prüfung zu absolvieren.Talent allein genügt nicht. Manmuss auch vielseitig, polysportiv sein. Ineinem zweitägigen Aufnahmeverfahrenprüft die Hochschule die Kandidatinnenund Kandidaten auf Herz und Niere, obsie sich fürs Studium eignen. «Fussballspielen, das konnte ich,» sagt Stucki, «aberin den anderen Disziplinen musste ichhart trainieren: 100-Meter-Sprint, Unihockey,Basketball, Volleyball, Speerwerfen,Cross-Lauf, Hoch- und Weitsprung, Tanz,Schwimmen, Geräteturnen und Turmspringen.»Und wieder schaffte sie es. Siewar damit ihrem Traum ein Stück näher.Die unterdessen ausgebildete Sportlehrerinsitzt am grossen Tisch in ihrerWohnung, in der sie zusammen mit ihremBruder lebt. Auf einer Kommode steht einalter Lenco-Plattenspieler. Die beiden hörenMusik praktisch ausschliesslich vonVinyl-Schallplatten. Auf dem Tisch liegenein paar Bücher, Romane und eine Publikationdes Philosophen Richard DavidPrecht: «Wer bin ich – und wenn ja, wieviele?» Lena Stucki interessiert sich auchfür philosophische Fragen. Aber nun erzähltsie vom Studium, sie schildert in ihrerruhigen Art und doch mit Begeisterung,wie toll diese Zeit in Magglingen war,was sie und ihre Kolleginnen und Kollegenalles lernten und wie grossartig derZusammenhalt und die Kameradschaftunter den Studierenden war. «Eine unglaublichschöne und intensive Zeit. Wirverbrachten mehrere Spezialwochen mittollem Programm: Klettern, Windsurfen,Trekken, Segeln, Skifahren, Snowboarden,«Fussball spielen, das konnte ich, aber in den anderenDisziplinen musste ich hart trainieren.»Langlaufen und Kanufahren. Und wirübernachteten zum Teil in einfachenBerghütten. Diese Erlebnisse haben unsrichtig zusammengeschweisst.»Praktikum im SozialbereichGefallen hat ihr am Studium auch der Mixaus Theorie und Praxis. Neben den sportpraktischenDisziplinen belegte sie Fächerwie Trainingswissenschaft, Psychologie,Kommunikation, Didaktik undPädagogik. «Die Dozierenden sind topund sehr praxiserfahren.» Auch die heterogeneZusammensetzung der Studierendenerlebte Lena Stucki als positiv. «Vielekommen aus handwerklichen Berufen.Der Sport verbindet uns alle.»Viele Absolventinnen und Absolventender Sportausbildung in Magglingenunterrichten nach dem Studium an derVolksschule oder an einer Berufsschule.Lena Stucki wählte einen anderen Weg.Sie machte bei «lifetime health» eincontext 2 – <strong>2013</strong>