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978 Stahl und Eisen. Bücherschau 15. October 1895.Hand- und Lehrbuch der Staalsicissenscliaften.II. Abtheil. Finanzwissenschaft. Leipzig 1894,G. L. Hirschfeld.1. D r. W illi. Vocke, Kais. Geh. Oberrechnungsratha. D., Die Grundzüge der Finanzwissenschaft.11 -jH.2. D r. Albert Schäffle, K. K. Minister a.D .,Die Steuern. Allgemeiner Theil. 13 -Ji.Das Hand- und Lehrbuch der Staatswissenschaftenbat durch die beiden vorstehenden Bände ohne Zweifeleine sehr werthvolle Bereicherung erfahren. In demersteren giebt Dr. Vocke eine sehr übersichtliche Einführungin die Finanzwissenschaft, indem er zunächstdas Verhältnifs von Staatswissenschaft und Finanzwissenschäfterörtert, um sodann die Gewinnung desordentlichen Staatsbedarfs (die Einnahmen), sodanndie Gewinnung des außerordentlichen Staatsbedarfs(die Staatsschulden) und endlich den Staatsbedarf undseine Verwendung (die Ausgaben) zu besprechen. Sosehr wir aber die Uebersicbtlichkeit der Darstellunganerkennen, ebensoweit sind wir in den Einzelheitenvon der Ueberei»Stimmung mit dem Verfasser entfernt,dessen Ausführungen uns sehr häufig an dasWort des Fürsten Bismarck erinnert haben: „In derPolitik, in der Nationalökonomie, in der Statistik istdie Wissenschaft mitunter auf einem sehr hohen !Pferde, aber sie sieht den Boden nicht, auf dem siereitet, und erkennt ihn nicht.' Dies trifft namentlichhinsichtlich dessen zu, was der Verfasser über dieeinzelnen Steuerarten, speciell über die indirectenSteuern, äufsert, welch letztere er in der Form derVerbrauchsauflage zwar für „eine thatsächliche, zurZeit unentbehrliche quantitativeErgänzung“ hält, gegendie er aber sich um deswillen wendet, „weil sie inverkehrter Progression die Minderbemittelten um sostärker trifft, je weniger leistungsfähig sie sind. Derkleine Handwerker, Krämer und der Handarbeiter(öffentliche Diener niedrigsten Banges eingeschlossen),soweit er leistungsfähig ist, mufs an Verbrauchsauflageviel mehr zahlen, als ihn treffen würde, wennder ganze Staatsbedarf durch directe Steuern aufgebrachtwürde.“ Das mag theoretisch scheinbarrichtig sein, aber in der Wirklichkeit stellt sich denndoch die Sache ganz und gar anders. Ob das, waseine Nation zur Betätigung ihres politischen Lebensgebraucht, in der Form von directen oder indirectenSteuern aufkomml, ist vollkommen gleichgültig; esfragt sich blofs, wie es am bequemsten zu tragen ist.Und am bequemsten ist es in den indirecten Ausgabenzu tragen, von denen infolge der Abwälzungsmöglichkeitgerade der am wenigsten Leistungsfähige amwenigsten fühlbar getroffen wird. Denn darauf hatschon Fürst Bismarck mit vollem Recht hingewiesen,dafs der Arbeiter das, was er zu seinem Lebensbedarfgebraucht und nothwendig hat, auch auf den Arbeitgeberabwälzt, da es ganz unmöglich ist, dafs auf dieDauer ein Betrieb fortbestehl, dessen Arbeiter nichtdas bekommen, was sie zu ihrer üblichen und gebräuchlichenExistenz brauchen. Und so bezahlenwir in den Stiefeln, in den Kleidern u. s. w.. die wirkaufen, indirect das Mafs von Verbrauchsauflage mit,das auf Lebensmittel u. s. w. in der Form indirecterSteuern gelegt ist. Und wie ist denn in anderenStaaten? Wenn man sieht, dafs die Getränkesteuer inFrankreich gegen 450 Millionen Frcs. einbringt, dafsder Tabak ungefähr ebensoviel trägt, die Stempelgebühren— man denke an die einträgliche Affichensteuer!— mehr, dann kann man wohl eine gewisse Betrübnifsempfinden und sich fragen, ob wir dennweniger klug sind und das Geschäft weniger verstehen,als Frankreich. In Bezug hierauf hat derselbe FürstBismarck mit Recht gemeint: „Wir haben in den jdeutschen Staaten und namentlich in Preufsen ein zu igrofses Mafs von directen und ein zu geringes Mafs vonindirecten Steuern. Andere Länder — ich will bei denFranzosen nur bis zu Colbert und bei den Engländernvielleicht 50 Jahre zurückgreifen — waren uns in derFinanzverwaltung immer voraus und sind uns nochheute darin überlegen, dafs sie nicht durch die Blässedes theoretischen Gedankens angekränkelt werden,sondern praktisch ergreifen, was dem praktischenLeben nützlich ist.“Im Gegensatz zu Dr. Vocke kommt denn auchDr. Schäffle in dem oben angezeigten Buche bezüglichder Steuern zu ganz anderen Ergebnissen, indemer „die indirecten Steuern nicht blofs für sogenannteErgänzungssteuern, sondern in qualitativer Hinsichtfür ebenso sachlich berechtigte Hauplsteuern hält, wiees in quantitativer Hinsicht die directen Steuern sind.Es kommt eben darauf an, beide in der Bichtung vollständigerErreichung der Steuerkräfte im Verhältnifs derLeistungsfähigkeit zu verknüpfen. Nur durch die Regulirungbeider zusammen in dieser Richtungkönnen die Mängel und Lücken der directenBesteuerungdurch die indirecten Steuern, die Mängel und Lücken derindirecten Besteuerung durch die directen Steuerncorrigirt werden. Jede der beiden Steuerhauptgattungenist darauf anzulegen, solche Steuerkraft zu fassen,welche je für die andere Gattung unerreichbar isLoder entschlüpft, also die Lücken, welche die andereläfst, zu füllen, so dafs sie sich wechselseitig zur Vollständigkeitder Besteuerung ergänzen.“ Diese Auffassungwird, so hofft Dr. Schäffle, „auf die Dauerallen mifsverständlichen Deutungen derjenigen, welcheden Wald vor Bäumen nicht sehen und das Einheitlicheder Steuersystematik zerfasern, Trotz bieten undgestatten, die dialektisch auseinandergerissenen Glieder(disjecta membra) des Steuersystems wieder zusammenzufassen“.Dr. Schäffle wird dies in dem noch zuerwartenden II. Bande „Die Steuern, besonderer Theil“im einzelnen darzulegen haben. Dann werden wirauf das bedeutsame Werk zurückkommen.Dr. W. Beumer.Oesterreichisches Montan-FIandbuch fü r das Jahr1895. Herausgegeben vom k. k. Ackerbauministerium.Wien 1895, Manzsche k. u. k.Hof-Verlags- und Univ.- Buchhandlung, 1. Kohlmarkt20.Dieses seit 1875 in fünfjährigen Zwischenräumenerscheinende Buch enthält ein Verzeichnifs allerösterreichischen „Montanwerke“, d. h. der Berg- undHüttenwerke, aufserdem der Bergbehörden, Lehranstalten,Vereine u. s. w. Die einzelnen Betriebesind nach Bezirken geordnet, überall sind die Eigentüm e r und die leitenden Personen angegeben; auchbei den Lehranstalten und Vereinen sind alle Personalienmitgetheilt. Bei den Hüttenwerken findenwir noch eine dankensw erte Angabe über dievorhandenen Einrichtungen, als Oefen, Walzwerke,Hämmer u. s. w. bis in die Einzelheiten.Das Buch dürfte sich für Jeden, welcher mitdem Bergbau und den Hüttenwerken Oesterreichs zuthun hat, als unentbehrlich erweisen.Brockhaus’ Conversationslexikon. 14. Auflage,Band XV. Social bis Türkei. Preis 10 d t.Es ist dies der vorletzte Band; nach Angabe derVerlagshandlung soll noch vor Weihnachten der XVI.,der letzte Band erscheinen. Das Lob, das an dieserStelle der Riesenarbeit schon häufiger gezollt wordenist, gilt auch für den neuen Band.Vermissen werden mit uns unsere Freunde, welcheMittheilungen über das Leben und Wirken des Altmeistersder Eisenhüttenkunde, Peter von Tunner,nachschlagen wollen, dafs hierüber nichts zu finden ist.

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