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StadtSpäher in hagen - Wüstenrot Stiftung

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Christopher KreutchenDas Krematorium – Die wahreDurchdr<strong>in</strong>gung von Zweck und FormKarl Ernst Osthaus (1874 – 1921) folgte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Handeln der sozialutopischen Vorstellung,das Geschmacksurteil e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tellektuellen Kultur-Elite <strong>in</strong> die Gesellschaft h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zutragenund diese so an Qualität und Urteilsfähigkeit im S<strong>in</strong>ne der „Schönheit“ heranzuführen. Erbereitete als Mäzen e<strong>in</strong> Experimentierfeld für junge Architekten, die nach se<strong>in</strong>em hohenQualitätsgefühl Kunst und Leben <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang br<strong>in</strong>gen sollten. Sie schufen durch <strong>in</strong>dividuelleArchitektur Werke für den Allgeme<strong>in</strong>besitz und setzten Zeichen des städtebaulichen Fortschritts.Als Folge entstanden architektonische Monumente wie der Hohenhof, das MuseumFolkwang, die Gartenvorstadt Hohen<strong>hagen</strong> und das Krematorium. Se<strong>in</strong>e Errungenschaftenund Pläne fasste Osthaus <strong>in</strong> städtebauliche Konzepte, die er europaweit und auch <strong>in</strong> denUSA – vor allem durch Fotografien – <strong>in</strong> Ausstellungen publizierte. Osthaus’ Bestreben nache<strong>in</strong>em „Gesamtkunstwerk Gesellschaft“, die <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne geschaffene Architektur undderen europaweiten E<strong>in</strong>fluss belegte der Kunsthistoriker Nic. Tummers 1972 mit dem Begriff„Hagener Impuls“.Als wichtigstes Monument se<strong>in</strong>er Zeit bezeichnet Osthaus dasKrematorium. Es entstand zwischen 1906 bis 1908 <strong>in</strong> Zusammenarbeitmit dem Architekten Peter Behrens (1868 – 1940).Osthaus’ Urteil bezog sich nicht alle<strong>in</strong> auf die architektonischeLösung des Baus, sondern verstärkt auf das kulturelleZeichen, was die Hagener mit der Errichtung gesetzt haben.Zur Zeit der Realisierung war die Feuerbestattung <strong>in</strong> Preußen,zu dem Hagen gehörte, noch verboten – seit e<strong>in</strong>emErlass von Karl dem Großen aus dem Jahre 786. Jedoch erzwangenim 19. Jahrhundert Industrialisierung und Bevölkerungsexplosion<strong>in</strong> den Städten e<strong>in</strong> städtebauliches Umdenken– wobei e<strong>in</strong>e abgestimmte Stadtplanung ebenfalls zuden Forderungen von Osthaus gehörte. Der Mangel an Platzfür die bisher an den Kirchen gelegenen Friedhöfe sowiehygienische Bedenken der Ärzteschaft und die f<strong>in</strong>anziellenÜberlegungen der Arbeiterverbände forderten zunächst dieVerlagerung der Friedhöfe vor die Städte. Zugleich begannder Kampf um die Legalisierung von Feuerbestattung. Nachkatholischem Recht allerd<strong>in</strong>gs blieb die Feuerbestattung bisweit <strong>in</strong>s 20. Jahrhundert h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> verboten.30Heute ist dieses Verbot mit se<strong>in</strong>en Folgen <strong>in</strong>soweit gelockert,als dass Feuerbestattung möglich ist, sofern damit derchristliche Glaube – genauer: die Auferstehung des Fleisches,

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