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Religiöse Vorstellungen bilden - Comenius-Institut Münster

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Gottesbilder von Mädchen als Zugang zu ihrer religiösen Vorstellungswelt 111Dieses Bild malte Bettina eine Zeit lang nach dem ersten Mal-Interview unbeobachtet inihrem Zimmer und brachte es mir dann.Das Bild zeigt eine Gestalt, die fast das ganze Blatt ausfüllt. Der runde Kopf ist mitleichten kreisenden Bewegungen schwarz aus ge malt. Das Gesicht ist gekennzeichnetdurch rot und blau gemalte ova le Augen, eine rot-blaue Knubbelnase und einen breitenMund. Der Kopf ist nach den Seiten hin von bunten Flächen wie von fliegenden Haarenumgeben. Er geht in ein langes, unten pluderig breites Kleid über, das in bunten Farbenschräg schraffiert ist. Zur Seite sind waag recht zwei schwarz ausgemalte Arme aus ge brei tet,die in Hände mit fünf Fingern auslaufen. Unter dem Kleid ragen zwei kleine bunte Füßehervor. Das Bild ist flüchtiger als das erste Bild von Bettina gemalt, of fen bar mit raschen,fließenden und sicheren Bewegungen, aber doch sorgfältig, denn die Schraffierungen, diedie Flächen ausfüllen, sind genau von den Konturen begrenzt.Die Gestalt macht auf mich einen hexenhaften, etwas ulkigen und frechen Eindruck.Die kleinen Füße, das pludrige Gewand und die fliegenden Haare geben ihr einen weiblichen Ausdruck, es handelt sich ganz offensichtlich um eine Frau. Bettina sagte, als siemir das Blatt brachte: „das ist auch Gott“. Die explizite Nachfrage, ob das denn eine Frausei, verneinte sie allerdings. Die Haare seien eben so wie bei Engeln. Das Gewand sei so,„wie die Leute früher das halt gehabt haben“, was sie allerdings nicht näher spe zi fi zier te.Hier taucht ein Widerspruch zwischen meiner Wahrnehmung der Gestalt als einer Frauund der Deutung durch Bettina auf.Anders als das erste Bild, das auf meine Bitte hin und offenbar zunächst auch unter innerenWiderständen entstanden ist, ist dieses aus eigenem Impuls heraus gemalt. Of fen barbeschäftigte sie das Malen ihres ersten Bildes noch stark, und offenbar war sie unzufriedenmit ihm. Mit dem zweiten Bild setzt sie dem ersten eine Korrektur ent ge gen. Waren für daserste Bild die männlichen Attribute (Hosen, Bart) kennzeichnend, fehlen diese hier völlig,hingegen malte sie betont weibliche Attribute: lange Haare, ein pludriges Kleid.Das nächste Bild (Abb. 19) entstand bald nachdem Bettina mir ihr zweites Bild gebrachthatte un ter Gekicher, das aus dem Zimmer zu hören war, in dem sie sich mit ihrer Schwe sterauf hielt. Möglicherweise ist es ein gemeinschaftliches Produkt. Bettina über reich te es mirkichernd und kommentierte es nicht.Das Bild besteht aus einer ausgeschnittenen Gestalt, deren Ober kör per hinter einer Wolkehervorkommt. Der runde Kopf hat grüne Augen und eine grüne Nase, einen roten Mund,der ähnlich zu dem auf ihrem ersten Bild von einem spiralförmigen, sich bis zur Schläfezie hen den Bart umgeben ist. Der Kopf ist auf den Körper aufgeklebt, was ver mu ten lässt,dass sich dort zunächst ein Kopf befunden hat, der Missgefallen erweckt hat. Aufgrund derSchnittflächen ist zu er se hen, dass dieser Kopf nicht ursprünglich zu dem Rumpf gehörthat, er ist also separat angefertigt worden. Der Oberkörper ist flüch tig braun und schwarzgemalt, zwischen ihm und der Wolke klafft eine weiße Lücke. Nur die Arme reichen biszur Wolke, dort gehen sie in die Hände mit fünf Fingern über, die mit roten Konturen aufdie Wolke gemalt sind. Die Figur macht auf mich eher einen wit zi gen, nicht ganz ernstgemeinten Eindruck.

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