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Religiöse Vorstellungen bilden - Comenius-Institut Münster

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Gottesbilder von Mädchen als Zugang zu ihrer religiösen Vorstellungswelt 121im Bild dar, wobei die Frau als Gott und Inbegriff des Guten, Schöpferischen und Fürsorgli chen dargestellt ist und der Mann als Gegner Got tes und Inbegriff des Bösen, desAggressiven und Zerstörerischen. Auch hier benennt sie die Gottesgestalt als Mann undbegründet wieder das weibliche Aussehen Gottes mit dem Aussehen der „Menschen früher“.Ein später gemaltes Bild von Jesus zeigt ihn jedoch als Mann mit Hose und Bart.Auch bei Hanisch (1996, 135) findet sich ein Hinweis auf den Widerspruch zwischeneiner weiblichen Darstellung Gottes und der Erklärung, die Gott als Mann bezeichnet:„Obwohl die Zeichnungen Frauengestalten klar erkennen lassen, sprechen manche Kommenta to rin nen von Gott als einem männlichen Wesen.“ Bei Gesa Daniel fin det sich einein diesem Zusammenhang interessante Abbildung: Ein ge rahmt von einer großen Wolkekniet mit bittend erhobenen Hän den eine offensichtlich weibliche Gestalt mit Flügeln voreiner ste hen den weiblichen Gestalt, ebenfalls mit Flügeln, die ihr den Arm ent ge gen streckt.Dieses Bild erläutert das aus Kasachstan stam men de Mäd chen so: „Auf meinem Bild istlinks Jesus und rechts Gott. Jesus kommt von der Erde zu seinem Vater und fragt: ‘Vater,kann ich wie der bei dir wohnen?’ Und Gott antwortet: ‘Natürlich, mein Sohn’. Der Vatergibt ihm die Hand. ‘Komm nach Hause mein Sohn’. Und beide fliegen heim.“ (Daniel1997, 279) In allen Beispielen ist ein Wi der spruch sichtbar zwischen dem, was die Mädchenzeichnerisch zum Ausdruck bringen und ihrer rationalen Er klä rung. Ich habe nur zweiBelege für Äußerungen von Mädchen gefunden, die ihre weib li che Gottesdarstellung direktals Göttin benennen, allerdings beide nicht in einem christ li chen Zusammenhang. 18Wenn einige Mädchen trotz der engen Verbindung von Gott und Mann in der christ li -chen Tradition Gott als Frau malen, Jungen dies jedoch nicht tun, kann dies ein Hinweisdarauf sein, dass sie aus ihrem Selbstverständnis als Mädchen, aus ihrer Got tes be zie hung,aus ihren religiösen Sehnsüchten, Gefühlen und <strong>Vorstellungen</strong> heraus die Vor stel lung voneiner Gottheit haben, die ihrer weiblichen Identität und Perspektivität entspricht unddie die eigene weibliche Existenz in sich birgt. Dies bringt sich zeichnerisch bei diesenMädchen offenbar un mit tel bar zum Ausdruck. Allerdings scheint es den Mäd chen nichtmöglich zu sein, ihre Gottesdarstellung auch als Frau zu benennen. Darin wird die Machtinternalisierter religiöser Normen sichtbar, die Gott nur als Mann (Va ter, Sohn, Herrscheretc.) zulassen, und es wer den Denkverbote sichtbar, die den Mäd chen verbieten, Gott rationalals Frau oder Göttin zu denken und sprachlich zu be nen nen. Die Mädchen geratendadurch in einen Zwiespalt zwischen der religiösen Norm und der eigenen Erfahrung undreligiösen Identität.Eine solche Spaltung zwischen gesellschaftlichen Normen und Er war tun gen und deninneren Bedürfnissen und <strong>Vorstellungen</strong> haben Lyn Brown und Carol Gilligan (1994) inihrer qualitativen Untersuchung zur Entwicklung von Mädchen beschrieben. Sie schil dern,18Vgl. die bei Hanisch (1996, 134f). dokumentierten Aussagen von Mädchen: „Ich habe eine Göttin gemalt,weil die Welt friedlicher sein könnte, wenn Frauen regieren dürften. Außerdem machen Frauen doch die ganzeArbeit zu Hause und kümmern sich um die Kinder. Eine Indianerin habe ich gemalt, weil Indianer fried li che reMenschen sind, die vom Aussterben bedroht sind“ (134), und Abb. 5. „Die ich gemalt habe, soll eine Ernte-Göttinsein“ (135).

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