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Religiöse Vorstellungen bilden - Comenius-Institut Münster

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Vom Abbild zum Bild 33den Erörterungen zielen auf Verstehen des kognitiven Begreifens religiöser Vor stel lun genwie der Gestaltungswege aus Ausdrucksformen kindlicher Subjekte mit einem situativgebundenen, je eigenen unverwechselbaren Zugang zur Wirklichkeit.Das von Coles als „phänomenologisch“ (Coles 1992, 338) bezeichnete methodischeVorgehen richtet sich auf zeitintensive Begegnungen mit individuellen Menschen, bewusstnicht auf klinische Diagnostik oder quantitativ-empirische Erhebungen von ‘Daten’ mitgeneralisierenden Forschungsinteressen. Das impliziert im Sinne teilnehmender Feld for -schung Involviertheit in echte Dialoge mit Einzelnen oder in der Gruppe statt dia gno sti scherAbstinenz, erfordert große Aufmerksamkeit auf die bei der Studie ausgelöste emo tio na leund intellektuelle Dynamik, schließt strukturierende Interpretationen al ler dings nicht aus.Soweit aus den Darstellungen ersichtlich werden Impulse zum Malen nicht durch einespezielle Aufforderung, schon gar keine thematisch zugespitzte, gesetzt, eher indirekt durchBereitstellen entsprechender Materialien. Malprozesse ergeben sich so für die Kinder oftmit subjektiver Notwendigkeit zu gestalterischer Expression, wo verbale Kommunikationan Barrieren kommt.So wird etwa vom 12-jährigen Martin berichtet, der – aus eher religiös indifferentem Elternhauskommend – das intensive Gespräch mit dem Kommentar „Ich kann Ihnen nichts darüber sagen,wie es im Himmel ist, und auch nicht über die Hölle, wie die ist“ (Coles 1992, 138) zu beendenscheint. Coles überbrückt diese Verweigerung mit der Bitte „Martin, hättest du Lust, ein Bild zumalen – irgendetwas ?“ (Coles 1992, 139) Nachdem Martin ein Bild gestaltet und als Titel „Himmelund Hölle“ angibt, verharren beide zunächst wiederum schweigsam vor dem Papier, bis der Jungevon sich aus erklärende Kommentare for mu liert. Die zurückhaltende und abwartende HaltungColes lässt Raum, dass der Junge beim Erklären noch einmal korrigierend in das Bild eingreift.In den Kommentaren versucht Coles, dem inhaltlichen wie gestalterischen Aus drucks wertder Bilder als subjektiver Produktion genauer auf die Spur zu kommen: „Als wir danach übersein Bild sprachen, wählten wir Worte, die erst angesichts des fertigen, vor uns liegenden Bildesmöglich waren, angesichts seiner greifbaren Wirklichkeit – es war zwar völlig abstrakt, aberzugleich anregend und suggestiv. Ein Junge, der wie ein Skep ti ker geklungen hatte, der nur imHier und Jetzt lebte, entwarf mit den Buntstiften eine Theologie, die er so subtil wie un prä ten ti ösin Worte fasste: Himmel bedeutete für ihn, dass sich das Ich in einer unvorstellbaren Hel lig keitverlor (die Stifte wurden nur zart über das Papier geführt), und Hölle war ein über wäl ti gen derZustand des In-sich-ein ge schlos sen-Seins (das starke Aufdrücken der Farbstifte auf der rechtenSeite des Blattes)“ (Coles 1992, 139f.).Dabei wird Bildproduktion aber als freie Tätigkeit betrachtet, als subjektive Ex pres si on suigeneris, die nicht unbegrenzt in verbale Kommentare überführt werden kann. So heißt es vomBild Martins, es sei „die einzige Stellungnahme, die er für nötig oder wün schens wert hielt“(Coles 1992, 142).

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