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Religiöse Vorstellungen bilden - Comenius-Institut Münster

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44Christoph WulfHund, Ziege, Schwein; Kaninchen, Hase, Elefant, Kamel). Es erstreckt sich auf Vögel undFische, und es umfasst das Vegetative (den Baum des Lebens, Palmen, Zedern, Eichen;Blumen, Rosen, Lilien, Lotus; Getreide; Früchte usw.). Es bezieht sich auf den Kosmosund die Elemente (Feuer und Licht; Rauch, Wolken, Dunst; Wasser; Erde; Steine, Höhlenund Grotten; Luft; Sonne; Mond usw.). Zum Imaginären gehören Bilder von Bau wer ken(Palästen, Häusern, Gärten; Toren, Skulpturen) sowie Bilder eher abstrakter Dinge (Namen,Zahlen, Spiralen, Labyrinthe). Immer wieder wird der „Zwischencharakter“ von Bildernsichtbar. Sie bebildern die Welt und beheimaten den Menschen dadurch. Denn nichts istbedrohlicher als eine Welt ohne Bilder, als Dunkelheit oder gleißendes Licht, die beideBilder zerstören.Im Werk Platons werden Bilder zu Repräsentationen von etwas, das sie nicht selbstsind. Sie stellen etwas dar, bringen etwas zum Ausdruck, verweisen auf etwas. NachPlatons Auffassung produzieren Maler und Dichter nicht wie Gott Ideen und HandwerkerGebrauchsgegenstände. Sie bringen Erscheinungen der Dinge hervor, wobei Malerei undDichtung sind nicht auf die künstlerische Darstellung der Dinge beschränkt sind, sondernauf die künstlerische Darstellung der Erscheinungen, wie sie erscheinen. Ziel ist also nichtdie Darstellung der Ideen oder der Wahrheit, sondern die künstlerische Darstellung vonFantasmen, von Erscheinungen in ihrem Erscheinen. Daher kann Malerei und mimetischeDichtung prinzipiell das Sichtbare zur Erscheinung bringen (Platon, Politeia 598a). Hiergeht es also um die Bilder und Illusionen schaffende Mimesis, bei der die Differenz zwischenModell und Abbild unwichtig wird. Ziel ist nicht die Ähnlichkeit, sondern der Scheindes Erscheinenden (Zimbrich 1984). Bei Platon werden Kunst und Ästhetik bereits alseigener Bereich konstituiert, in dem der Künstler bzw. der Dichter der Meister ist. Dieserhat zwar nach Platon nicht die Fähigkeit, Seiendes zu produzieren und ist frei vom Wahrheitsanspruch,dem sich die Philosophie zu stellen hat und der der Politeia zu grun de liegt.Somit gewinnt der ästhetische Bereich eine gewisse Unabhängigkeit von den Be lan gender Philosophie, ihrer Wahrheits- und Erkennntnissuche, ihrem Bemühen um das Guteund Schöne. Die Folge ist der Ausschluss aus der Politeia, die den nicht kalkulierbarenCharakter von Kunst und Dichtung nicht akzeptieren will.Der künstlerische Gestaltungsprozess zielt also auf die Ausgestaltung eines inneren,dem Maler bzw. Dichter vor Augen stehenden Bildes. Der die Gestaltung leitende Entwurflöst sich mehr und mehr in das Bild auf, das in einem anderen Medium als der imaginierteEntwurf entsteht. Dabei kommt es zu Veränderungen, Auslassungen, Ergänzungen unddergleichen, so daß Ähnlichkeit nur in begrenztem Maße gegeben ist. In den meistenFällen sind die Vorbilder, auf die sich die Bilder und Entwürfe der Künstler beziehen,unbekannt; da es sie entweder nie gab oder sie nicht mehr erhalten sind. Im Zentrum deskünstlerischen Prozesses steht das Bild, das Bezüge zu Vorbildern enthält und aus einemTransformations- und Innovationsprozess entsteht.Wie ist das Verhältnis von Vorbild und Abbild? Wird letzteres durch ersteres ge schaf fen?Oder wie lässt sich das Verhältnis begreifen? Schon in der Antike wurde in Bezug aufdie berühmte Zeusdarstellung des Phidias die Frage erhoben, ob und wenn wo es einVorbild gegeben habe. Da es jedoch kein Vorbild für diese Darstellung gegeben habenkann, ist dieses Bild des Zeus neu. Im künstlerischen Prozess selbst, in der Arbeit am

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