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Religiöse Vorstellungen bilden - Comenius-Institut Münster

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Vom Abbild zum Bild 25Allerdings reicht Buchers Interpretationsinteresse der Befunde weiter. Denn: „ReligionspsychologischeForschung will mehr als nur beschreiben (wie beispielsweise Got tes bil dervon Kindern beschaffen sind, wie sie sich verändern etc.); vor allem ist ihr daran gelegen,diese Befunde im Lichte psychologischer Theorien zu erklären“ (Bucher 1994, 90). InAbwägung verschiedene Erklärungsmuster präferiert der Autor Piagets Theorie kognitiverEntwicklung als ergiebigsten Interpretationsrahmen. Das Auftauchen an thro po mor pherGottesbilder kann so auf Grund eines generellen Trends zur Vermenschlichung plausibelgemacht werden, etwa als animistisches Denkstadium der kognitiven Ent wick lung. Es wirdim Sinne „gesetzmäßiger Eigentümlichkeiten“ eingeordnet in die spezielle Tendenz kindlichenDenkens, die Natur zu vermenschlichen, das Unbekannte mit ver trau ten Schemata zudeuten. Dass vermenschlichende <strong>Vorstellungen</strong> im Laufe der Biografie abgelegt werden,vollzieht sich in dieser Sicht ebenfalls gemäß einer übergreifenden Ent wick lungs lo gik. Sogilt für Bucher insgesamt: „Das Hervorbringen von Gottesbildern vollzieht sich ... gemäß[bestimmter] Bewusstseinsstrukturen, die sich im Verlaufe der Geschichte nicht so rapideverändern ...“ (Bucher 1994, 96).Die Untersuchung von H. Hanisch (1995) Die zeichnerische Entwicklung des Got tes -bil des bei Kindern und Jugendlichen schließt in methodischer Hinsicht an Buchers Stu diean, da hier ähnliche Leitfragen im Mittelpunkt stehen: „1. Welche Ent wick lungs ten den zenweisen Gottesbilder von Kindern und Jugendlichen auf? 2. Welche Faktoren beeinflussendie zeichnerische Entwicklung des Gottesbildes?“ (Hanisch 1995, 13). Gewählt wurdeje doch nicht nur ein weiter reichender Alterszeitraum (von 7-16jährigen), sondern zusätzlichdas Design einer Vergleichsstudie mit zwei Stichproben, nämlich 1. aus einem„volks kirch li chen“ Milieu in Württemberg und 2. aus einem als „atheistisch“ bezeichnetenMi lieu in Leipzig, Dresden, Zwickau.Die Auswertung von 1471 Zeichnungen der ersten und von 1187 der zweiten Gruppeerfolgte auf Grund bestimmter analoger Hypothesen mit dem Interesse an statistischerBerechnung zur Ermöglichung von Vergleichen. Leitende Grundkategorie war auch hierdie Einteilung in ‘anthropomorph’ und ‘nicht-anthropomorph’. Hinzu kommt in dieserUntersuchung aber vor allem das Interesse, den Wert religiöser Erziehung bzw. den Nach teilderen Fehlens für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen empirisch zu er wei sen.Ich klammere jetzt dieses bildungspolitisch motivierte Interesse und die dazu ge le gent lichebenso methodologisch abenteuerlich anmutende, apologetische Be weis füh rung dazu bewusstaus, um mich auf die Fragestellung der Gottesbilder zu kon zen trie ren.Die Untersuchungsergebnisse liegen in Bezug auf die Württemberger Stichprobe insgesamt auf einer Linie mit Buchers Resultaten. Aus dem Interesse an quantifizierbarenBefunden erfolgt auch bei Hanisch keine Einzelanalyse, sondern werden dominante Trendseines alterstypischen Gottesbildes – wie ich unterstelle: korrekt errechnet – notiert. Esergibt sich eine Entwicklungskurve mit kleinen Sprüngen, der Abbruch der zunächstvor herr schen den anthropomorphen <strong>Vorstellungen</strong> wird neben bestimmten Be zie hungs e-r fah run gen im Zusammenhang mit Umstrukturierung der Denkentwicklung gesehen.„Vor aus set zung der symbolischen Darstellung ist...die in der rationalen Entwicklungbe ding te Auseinandersetzung mit den Elternerfahrungen“ (Hanisch 1995, 94). Weiterhin

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