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Religiöse Vorstellungen bilden - Comenius-Institut Münster

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20Hans-Günter HeimbrockBildung zwischen Gottebenbildlichkeit und BilderverbotDer Beitrag der Theologie zur Entfaltung eines umfassenden und kritischen Bil dungs -be griffs hat mittlerweile auch deutliche Konturen bekommen. Dabei ist zu Recht daraufhingewiesen worden, das Problem nicht vorschnell auf religiöse Bildung zu reduzieren,sondern bewusst an Konzepte der Allgemeinbildung anzuknüpfen. Auszugehen ist alsonicht von materialer oder formaler Bildung, sondern von einem erweiterten Bil dungs be -griff. Bildung ist zunächst mit H. J. Heydorn und H. Peukert als Weg der zerbrechlichenSubjektwerdung des Menschen zu verstehen. Bildung ist anthropologisch vom auf klä -re ri schen Impuls her zu begreifen als „Verfügung des Menschen über sich selber...DieserProzess meint nichts anderes als fortschreitende Befreiung des Menschen zu sich selber,als Weg ins Freie...“ (Heydorn 1972, 120f. ; vgl. auch Pongartz 1990). Bildung wäre dannetwas anderes als der Besitz von „Bildungsgütern“, wäre Erneuerung der Lebensformen,Befreiung des Bewusstseins und Aktualisierung der menschlichen Möglichkeiten.Während ein umgangssprachlicher Begriff von Subjektivität auf nicht-Objektivierbares,individuell-Zufälliges abstellt, dem Subjektiven also reduzierte Geltung beimisst, istfür die zugrundeliegende Bildungstheorie ein gehaltvoller, emphatisch-aufklärerischerSub jekt-Begriff charakteristisch. Hier ist im Sinne neuzeitlicher Theorie unbedingterGel tungs an spruch impliziert. Subjektwerdung darf nicht auf das Verständnis eines autonomenoder gar autark-isolierten cartesianischen Ichs ohne alle Relationen, Bedingtheitenund Gren zen reduziert werden, vollzieht sich vielmehr in ständigem Austausch mit demAnderen. „Das Subjekt erfährt seinen Sinn nur in der Begegnung mit einer irgendwieobjektivierbaren Wirklichkeit, wie auch die Ausschnitte wahrgenommener Wirklichkeitnur einen Sinn ent fal ten können vor dem Hintergrund eines persönlichen Schicksals undLebensweges“ (Schäfer 1993, 23). Bildung gedacht als Prozess der Subjektwerdung gehtaber im Un ter schied zu Begriffen wie ‘Lernen’ oder ‘Sozialisierung’ aus von der seinerselbst bewussten Unverfügbarkeit des menschlichen Selbst und zielt ab auf fortschreitendeErweiterung seiner Selbstbestimmung.Dieses Bildungsverständnis hat nicht nur historisch eine theologische Vorgeschichte(von den ersten Seiten der Bibel über Meister Eckart, Luther, <strong>Comenius</strong> bis hin zu Herderund Schleiermacher). Sondern es hat zugleich sachlich im Subjektgedanken eine religiöseDimension, ist deshalb theologisch diskutabel und bedarf der theologischen Begründung(vgl. Biehl 1991). Aus dem Gedanken der Gottebenbildlichkeit als Grund menschlicherBildung ergeben sich Problemstellungen, die allerdings unterschiedlich angegangen werdenkönnen. Versteht man die theologische Anschauung von der Gottebenbildlichkeit desMenschen als ‘negative Anthropologie’, so warnt sie „vor einem verdinglichendem Denkenüber den Menschen, und sie begründet das für eine kritische Bildungstheorie zentralePrinzip der Unverfügbarkeit des Subjekts“ (Baltz-Otto/Otto 1991, 31). Für eine positiveMöglichkeit der theologischen Interpretation des pädagogischen Bil dungs be grif fes kanndie Rechtfertigungslehre in Anspruch genommen werden. Es ergibt sich die Substanz derRechtfertigungslehre als Voraussetzung und als Kriterium menschlicher Bildungsbemühungen,gerade nicht als deren pauschaler Diffamierung.„Die freie Selbstbestimmung Gottes hat eine Entsprechung in der befreiten Selbstbestim mung des Menschen“ (Biehl 1991, 152). Dieser kommt seiner Bestimmung dort

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