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Religiöse Vorstellungen bilden - Comenius-Institut Münster

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46Christoph Wulfsie faszinieren und ängstigen. Sie lösen die Dinge auf und überführen sie in eine Welt desScheins. Es kommt zu einer unentscheidbaren Verbindung von Macht und Bedrängnis.Die Welt, das Politische und das Soziale werden ästhetisiert. In einem mimetischen Prozesssuchen Bilder Vorbilder, um sich ihnen anzugleichen; sie werden zu neuen fraktalenBil dern ohne Referenzrahmen transformiert. Sie faszinieren. Ein rauschhaftes Spiel mitSimulacren und Simulationen ensteht: unendliche Differenzierung der Bilder und Im plo -si on ihrer Differenz, grenzenlose Ähnlichkeit. Sie selbst sind die Botschaft (McLuhan),die Welt des Scheins mit Faszination und Entzückung.Bilder verbreiten sich mit der Geschwindigkeit des Lichts; virusartig stecken sie an. Inmimetischen Prozessen führen sie zur Produktion von immer neuen Bildern. Eine Weltdes Scheins und der Faszination entsteht, die sich von der „Wirklichkeit“ loslöst. Als Weltder Kunst und Dichtung nimmt die Welt des Scheins neben der Welt der Politik nicht mehrihren begrenzten Raum ein; vielmehr hat sie eine Tendenz, den anderen „Welten“ ihrenRealitätsgehalt zu rauben und auch sie zu Welten des Scheins zu machen. Die Ästhetisierungder Lebensbereiche ist das Ergebnis. Mehr und mehr Bilder werden pro du ziert, dienur noch sich selbst zum Bezugspunkt haben und denen keine Wirklichkeit entspricht. Inletzter Konsequenz wird alles zu einem Spiel von Bildern, in dem alles mög lich ist, so daßauch ethische Fragen untergeordnete Bedeutung erhalten. Die Tendenz zur „Kulturgesellschaft“zeigt hier ihren ambivalenten Charakter. Wenn alles zum Spiel von Bildern wird,ist Beliebigkeit und Unverbindlichkeit unvermeidbar. Die so produzierten und miteinanderin einem mimetischen Verhältnis stehenden Bilderwelten wirken auf das Leben zurück undführen zu seiner Ästhetisierung. Die Unterscheidung zwischen Leben und Kunst, Fantasieund Wirklichkeit wird unmöglich. Beide Bereiche gleichen sich an. Das Leben wird zumVor-Bild der Welt des Scheins und diese zum Vor-Bild des Lebens. Das Visuelle entwickeltsich hypertrophisch. Alles wird transparent; der Raum verkommt zur bildhaften Fläche;die Zeit wird verdichtet, als gäbe es nur noch die Gegenwart der beschleunigten Bilder.Die Bilder ziehen das Begehren an, binden es, entgrenzen und verringern die Differenzen.Zugleich weichen diese Bilder dem Begehren aus; bei gleich zei ti ger Anwesenheit weisensie auf Abwesendes. Die Dinge und die Menschen ver lan gen nach einer Überschreitungin Bildern. Das Begehren schießt in die Leere der elek tro ni schen Bildzeichen.Bilder werden zu Simulacren. Sie beziehen sich auf etwas, gleichen sich an und sindProdukte mimetischen Verhaltens. So werden beispielsweise politische Aus ein an der s-etzungen häufig nicht um ihrer selbst geführt, sondern für die Verbildlichung im Fernseheninszeniert. Was als politische Kontroverse stattfindet, ist bereits auf seine Verbildlichungausgerichtet. Die Fernsehbilder werden zum Medium politischer Auseinandersetzung;die Ästhetisierung der Politik ist unvermeidbar. Der Zuschauer sieht die Simulation einerpolitischen Kontroverse, in deren Verlauf alles so inszeniert wird, dass er glauben soll,die politische Auseinandersetzung sei authentisch. Tatsächlich ist die Authentizität derDar stel lung jedoch Simulation. Mit den Überzeugungen und Erwartungen des Zuschauerswird so gespielt, dass er die Simulation für authentisch hält. Alles ist von vornherein aufeine Aufnahme in die Welt des Scheins angelegt. Insoweit diese gelingt, ist die Kon tro -ver se erfolgreich. Nur als Simulation der Politik entstehen über die Fernsehschirme auch

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