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Religiöse Vorstellungen bilden - Comenius-Institut Münster

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Der Produktionsprozess von Gottesvorstellungen 197sie wolle Gott malen, wie er schwebt? Auf ihrem Bild ist nun zu sehen – und sie sagt diesauch so im Gespräch –, wie Gott zwei Wolken schweben lässt, die nicht sehr leicht wirken,eher auf/an Gottes Händen ruhen. Nimmt man diese Enttäuschung ernst, so ergeben sichzwei Aspekte eines Lernprozesses von Jolanda, der auch als „Bildungsprozess“ verstandenwerden kann: Zum einen wird ihr anfängliches, spontanes inneres Bild vom SchwebenGottes im Malprozess revidiert zu einem äußeren Bild, das Ruhe und Beständigkeit ausdrückt.Ein anderes, vielleicht ein neues inneres/äußeres Bild hat sich bei ihr gebildet. Zumanderen scheint dieser Wechsel erzwungen durch den Übergang von inneren Bildern zuäußeren Bildern im Gestaltungsprozess. Warum sie doch nicht gemalt hat, „wie ich es mirvorstelle“, sagt sie nicht. Es scheint so, als habe sie darüber keine Verfügungsgewalt, esist so gekommen. Dass dabei auch technische Fertigkeiten eine Rolle spielen, lässt sichnur vermuten.Auch hatte Janis Schwierigkeiten beim Malen. Er scheint auf den ersten Blick einmal tech ni sches Problem gehabt zu haben: Das Blatt ist weiß; will man eine weiße Gestaltmalen, so steht diese Farbe nicht zur Verfügung. Sein Lernprozess findet vor allem imGespräch statt: Hatte er dieses Problem beim Malen nicht beachtet, sondern technischunauffällig gelöst, sieht er sich nun konfrontiert mit der Anfrage, warum er dies so gemachthabe. Er begründet seine Technik damit, dass Gott doch ein Engel sei. Hat er dasbeim Malen auch so „gesehen“? Oder verändert sich in diesem Gespräch sein Gottesbild?Wollte er wirklich weiß malen und ist aus technischen Gründen auf Blau ausgewichen?Auch hier findet vermutlich wie bei Jolanda eine Bedeutungsveränderung statt – al ler dingsim Gespräch über das Bild und nicht beim Malen. Und auch Janis hat unangenehme Empfindungen.Er kommt in seelische Bedrängnis durch die Anfragen des anderen Kin des. Erreagiert darauf, indem er das Gespräch ins Lächerliche, fast schon Blasphemische zieht,oder – so könnte man es auch sehen – indem er spielerisch mit der Farbe Blau umgeht,ihre anderen, kontextuntypischen Konotationen provozierend in den Raum stellt. Damitschlägt er sich den Weg frei aus einer Situation, die ihn einengt, ihm eine bestimmte Artder Bilderverwendung aufzwingen will, und kann sich Gott nun weiß oder blau oder alsEngel oder noch ganz anders vorstellen.Birte hat eindeutig maltechnische Schwierigkeiten. Sie leidet darunter nicht of fen -sicht lich. Sie hat ihr Problem pragmatisch gelöst. Die Farbe Gold ist als Material nichtan ge bo ten, also verwendet sie Gelb, das dem am nächsten kommt. Ein gewisses Bedauerndar über drückt sich darin aus, dass sie dieses Problem in dem Gespräch über ihr Bild anspricht.Es geht gerade um die Flügel Gottes, und nur sie sind auf ihrem Bild besonderssorgfältig gemalt und gelb ausgemalt. In seinem Zentrum ist ihr ihr Bild nicht gelungen.Der Gestaltungsprozess ist an eine technische Grenze gestoßen. Die Übereinstimmung voninneren und äußeren Bildern ist angesprochen; denn Gold hat einen anderen Be deu tungs hofals Gelb. Zumindest verbal will sie diese Grenzerfahrung korrigieren. Ob es ihr ge lun genist, ist fraglich, denn keiner reagiert auf ihre Erklärung.

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