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glauben & denken heute - Martin Bucer Seminar

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Prof. Dr. Dr. J. W. Montgomeryben ungefähr achtzig oder neunzig Jahrespäter, dem kurzen zeitgenössischen Berichtvon Velletus Paterculus und derGeschichtsschreibung aus dem drittenJahrhundert von Cassius Dio. Diesewidersprechen einander auf die wildestmögliche Weise, sowohl in wichtigenAngelegenheiten politischer Handlungenoder Motive als auch in spezifischen Einzelheitenund unwichtigeren Ereignissen.Jeder würde eingestehen, dass Tacitus diebeste aller Quellen ist, und doch würdekein ernsthafter moderner Historiker dieMehrzahl der Behauptungen von Tacitusüber die Motive von Tiberius fürbare Münze nehmen. Das steht jedochnicht der Überzeugung im Weg, dass dasMaterial von Tacitus gebraucht werdenkann, um eine Geschichte des Tiberiuszu schreiben. 15Autobiographischer ExkursDie Schlussfolgerung ist unausweichlich:Wenn man die Dokumente desNeuen Testaments mit allgemein akzeptiertensäkularen Schriften derAntike vergleicht, dann ist das NeueTestament mehr als gerechtfertigt.Als ich vor einigen Jahren mit PhilosophieprofessorAvrum Stroll von derUniversität von British Columbia überdiesen Punkt debattierte, 16 antworteteer: „Ok, ich werde meine Kenntnis derklassischen Welt hinauswerfen.“ Daraufhinrief der Vorsitzende der klassischenFakultät: „Mein Gott, Avrum,mach das nicht!“(2) Die Frage der ZeugnisseWenn, wie wir gesehen haben, die Aufzeichnungendes Neuen Testaments solidehistorische Dokumente sind, wiegut ist dann ihr Zeugnis über Jesus?Das ist eine Frage großer Wichtigkeit,weil die Berichte uns deutlich erzählen,dass Jesus behauptete, nichts wenigerzu sein als Gott im Fleisch, derauf die Erde kam, um Gottes Willenfür den Menschen zu offenbaren unddie Menschheit von ihrer Sünde zuretten. Außerdem zeichnet dasselbeZeugnis akribisch die ErscheinungenJesu nach der Auferstehung auf. EineEntscheidung über seine Verlässlichkeitwird sich also direkt auf unseredritte Hauptfrage, die Historizität derAuferstehung Jesu, auswirken.In einem Gerichtsverfahren wirdeine zulässige Zeugenaussage als wahrangesehen, wenn sie nicht angefochtenoder auf andere Weise in Zweifel gezogenwird. Das stimmt überein mit demgewöhnlichen Leben, wo nur der Paranoikersich an eine Sache mit der Voreingenommenheitmacht, dass jederlügt (man denke an den Cousin Elmo,der davon überzeugt ist, von Albanernverfolgt zu werden). Die Beweislastliegt dann bei denen, die zeigen wollen,dass das Zeugnis des Neuen Testamentsüber Jesus nicht glaubwürdigist. Wir wollen das Evangelienzeugnisüber Jesus unter das juristische Mikroskoplegen, um zu sehen, ob seine Verlässlichkeitangefochten werden kann.Wir wenden hier eine Konstruktionzum Angriff gegen Meineid an,die als „die feinste Arbeit zu diesemThema“ 17 bezeichnet worden ist. Mc-Closkey und Schoenberg bieten einenvierfachen Test zum Aufdecken vonMeineid, wozu eine Bestimmung voninneren und äußeren Mängeln im Zeugenselbst auf der einen Seite und imZeugnis selbst auf der anderen Seite gehört.18 Wir können ihr Schema in dieForm eines Schaubilds (vgl. Abbildung5) übertragen.Innerer Mangel bei den Zeugen?(a) Innere Mängel beim Zeugen selbstbeziehen sich auf irgendein persönlichesMerkmal oder auf die vergangeneGeschichte und haben das Bestrebenzu zeigen, dass der „Zeuge schon ansich nicht vertrauenswürdig, unseriösund unzuverlässig“ ist. Waren dieapostolischen Zeugen über Jesus Personen,denen man nicht glaubt, weilsie „nicht die Art von Personen waren,denen man trauen kann“? Waren sievorbestraft oder gibt es Grund anzunehmen,dass sie krankhafte Lügnerwaren? Wenn ja, dann ist ihre simpleWortwörtlichkeit und Direktheit fastschmerzhaft. Sie scheinen einzigartigarmselige Kandidaten für einen JamesBond-Krimi zu sein oder dafür, fürdie Besetzung einer Rolle in „Spionund Gegenspion“ gewählt zu werden.Aber vielleicht sind sie „Mythomane“,Menschen, die nicht zwischen Tatsacheund Phantasie unterscheiden können?Sie selbst erklären genau das Gegenteil:„wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln(griech.: mythoi, ‚’) gefolgt“, so schreibensie, „wir euch kundgetan haben dieKraft und das Kommen unseres HerrnJesus Christus; sondern wir haben seineHerrlichkeit selber gesehen“. 19(a)Im Zeugenselbst(b)Innere DefekteÄußere Defekte(c)Im Zeugnisselbst(d)Abbildung 5: Eine Konstruktion, um MeineidaufzudeckenÄußere Motive zur Verfälschung(b) Litten aber die apostolischen Zeugenan äußeren Mängeln, das heißt an„zur Verfälschung“?Nicht alle, die einen Meineid leisten,haben vorher unmoralische Handlungenoder Verbrechen begangen. Häufig werdengesetzestreue Bürger, deren Vergangenheitohne Schandfleck ist, Meineidbegehen, nicht weil sie schon an sich unwürdigsind, sondern weil irgendein besonderergegenwärtiger Grund sie dazuzwingt, das im Prozess vor Gericht zutun. Das Motiv wird dann zum gemeinsamenNenner. Es gibt ein Motiv für je-10 7 8 6 @ ü

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