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glauben & denken heute - Martin Bucer Seminar

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Der christliche Glaube hat Gründefolgt also durch Ausschlussverfahren:Jesus ist von den Toten auferstanden,genauso wie es die Berichte aus ersterHand erklären.Wir haben keine Voreingenommenheitzugunsten biologischer WunderIch habe an anderem Ort gezeigt, dassder Versuch Antony Flews, der Wirkungdieses Arguments zu entgehen,nicht erfolgreich ist. 41 Wenn Flew sagt,dass die Christen ganz einfach ein biologischesWunder (die Auferstehung)einem psychologischen Wunder (dassdie Jünger für etwas sterben, von demsie wissen, dass es falsch ist) vorziehen,dann geht er vollständig am Wesentlichenvorbei. Die Frage ist nicht einemetaphysische Präferenz; es geht vielmehrum die Beweislage der Zeugenaussagen.Für die Unterstützung desBildes von psychologisch anormalenJüngern gibt es keinen Beweis, wohingegenungeheuer kräftiges Zeugenmaterialdahingehend vorliegt, dass Jesuskörperlich von den Toten auferstand.Aber wir sind nicht verrückt nachwilden SpekulationenWährend der letzten Jahre sind nocherfinderischere Versuche, die Auferstehungwegzuerklären, aufgetreten.Schoenfields Passover Plot („Passah-Verschwörung“) argumentiert, dassJesus seine eigene Kreuzigung herbeiführte.Er betäubte sich mit Drogen,um im Grab gerade so lange zuüberleben, um die verwirrten Jüngerdavon zu überzeugen, dass er auferstandensei. 42 (Zu untersuchen wäre:Wie stimmt das überein mit Jesu eigenenmoralischen Lehren? Und lässtes uns nicht zurück mit genau demgleichen Problem, nämlich was letztlichmit dem Leichnam geschah?) VonDäniken – der sich zum Schreiben vonPseudowissenschaftlichem wandte, alser in der Schweiz eine Gefängnisstrafefür Unterschlagung, Betrug und Urkundenfälschungabsaß 43 – „erklärt“die Auferstehung, indem er nahelegt,dass sie das Produkt einer nahen Begegnungder dritten Art gewesen sei:Jesus war eine Art Marsmensch, derschlau in den Anzug „Jesus“ verkleidetwar und ein paar Tricks kannte, darunterauch, wie man so erscheint, als seiman von den Toten auferstanden.Juristisches Argumentieren arbeitetmit WahrscheinlichkeitenSind solche Hypothesen nicht möglich?Zweifelsohne ist in unserem ungewissenUniversum alles möglich (wie ein Philosophbemerkte), außer Zahnpasta zurückin die Tube zu quetschen. Aberjuristisches Argumentieren arbeitet mitWahrscheinlichkeiten, nicht mit Möglichkeiten:überwiegender Beweis beiden meisten Zivilklagen, Beweis derkeinen Raum für vernünftige (nichtfür überhaupt keine) Zweifel lässt inStrafrechtsfällen. 44 Die Regeln für gerichtlicheBeweisführung vor Bundesgerichtenin den USA (Federal Rulesof Evidence) definieren sachdienlicheBeweise als „Beweis mit der Tendenz,die Existenz irgendeiner Tatsache, dievon Belang für die Bestimmung derHandlung ist, wahrscheinlicher oderweniger wahrscheinlich zu machen, alssie es ohne den Beweis wäre“ 45 . StellenSie sich vor, die Geschworenen kämenzu dem Urteil „unschuldig“, weil esimmer möglich ist, dass unsichtbareMarsbewohner, nicht der Angeklagte,für das Verbrechen verantwortlichwaren! Richter in den VereinigtenStaaten unterweisen die Geschworenensorgfältig, nur auf die Beweise indem Fall zu achten und dementsprechenddas Urteil zu fällen. Ein Urteilauf schuldig in einem Strafrechtsfallsollte nur dann gefällt werden, wenndie Geschworenen keine andere vernünftigeErklärung des Verbrechens(d. h. eine Erklärung entsprechend derBeweislage) finden kann als die, dassder Angeklagte es getan hat. Der Umgangstonund der Wert von Diskussionenüber die Auferstehung Jesu würdebeträchtlich angehoben werden, wennauch dabei ebenso gründliches Denkenangewandt würde.Wahrscheinlichkeit ist die einzigzu rechtfertigende Grundlage fürdas sachliche Treffen von Entscheidungen,selbst wenn es um Lebenund Tod gehtKönnen wir letzte Fragen (die GottheitJesu, unsere Hingabe an ihn für Zeitund Ewigkeit) auf bloße Wahrscheinlichkeitengründen? Die analytischenPhilosophen haben gezeigt, dass wirkeine andere Wahl haben: Lediglichformale („analytische“) Wahrheiten(beispielsweise die Grundvoraussetzungendeduktiver Logik und reinerMathematik) können absolut bewiesenwerden – und die Absolutheit hierbeiergibt sich aus der Natur der Definitionenihrer axiomatischen Grundlagenwie etwa in der euklidischen Geometrie.Alle Tatsachen („synthetische“ Aussagen)sind auf Bestätigung anhand vonWahrscheinlichkeiten beschränkt. Dasmacht uns jedoch im täglichen Lebennicht bewegungsunfähig. Wir setzenunser Leben trotzdem jeden Tag aufder Grundlage von Wahrscheinlichkeitsurteilen(Überqueren der Sraße,Verzehr von verpackten Lebensmittelnund Medikamenten, Fliegen inFlugzeugen usw.) Risiken aus. Unddas Gesetz in jedem Land verteilt Eigentumneu und nimmt die Freiheit(oder sogar das Leben) weg durch Urteileund richterliche Entscheidungen,die in der Prüfung von Beweisen undin auf Wahrscheinlichkeit gegründetenMaßstäben für den Beweis wurzeln.7 8 6 @ ü<strong>glauben</strong> & <strong>denken</strong> <strong>heute</strong> 2/2009 15

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