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420 G lü c k a u f Nr. 12dieses Interesse an der Kunstseidenfäbrikation, in der Köln-Rottweil mit eigenem Verfahren tätig war, sondern sicherteder I. G. auch eine führende' Stellung in der Zelluloselackindustrie,die neuerdings neben der Öllackherstellung einenstarken Aufschwung nimmt.Aus der deutschen S e e s c h iffa h rt verschwand imJanuar 1926 die einzige Neubildung nach dem Kriege, dieHugo-Stinnes-Linie. Sie wurde von der InteressengemeinschaftDeutsch-Austral-Kosmos aufgekauft. Der NorddeutscheLloyd nahm im Dezember 1925 die Roland-LinieA.G., die Hamburg-Afrika-Linie A.G., beide in Bremen,und die Dampfschiffreederei Horn A.G. in Lübeck auf undrückte damit an die Spitze der deutschen Schiffahrtsunternehmungen.Seine Beteiligung an der Zeche Emscher-Lippeverkaufte er an Phoenix, nachdem sich durch die Entwicklungder Ölfeuerung das Interesse der Seeschiffahrt ander Fettkohle vermindert hatte. Im Sommer 1926 gelanges der Hapag, sich von der amerikanischen InteressengemeinschaftsfirmaHarriman unabhängig zu machen unterAnkauf von drei Harriman-Dampfern gegen Abgabe vonAktien im. Betrage von 10 Mill. M . Ende 1926 wurde dieFusion der Hapag mit der Deutsch-Australischen-Dampfschiffahrts-A.G.und der Kosmos-Linie durchgeführt. Dieso erweiterte Hapag nimmt damit wieder die erste Stelleunter den deutschen Schiffahrtsgesellschaften ein.Der deutsche L u ftv e rk e h r wurde völlig neu organisiert,indem die beiden führenden Firmen Deutscher Aero-Lloyd und Junkers Luftverkehr A. G. unter starker Beteiligungdes Reichs und der Länder die Deutsche Luft-Hansa A.G. gründeten und selbst in die Rolle von Beteiligungsgesellschaftenzurücktraten.Auf dem Gebiete der Licht- und K r a ftv e rs o rg u n gwar am bemerkenswertesten die Umwandlung beim Rheinisch-WestfälischenElektrizitätswerk. Im August 1925 erwarbder preußische Staat den Stinnesanteil von 8 v. H.und vergrößerte damit die bereits bestehende Mehrheitsbeteiligungder öffentlichen Körperschaften. Durch Angliederungverschiedener kleinerer Gesellschaften breitetedas Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk seinen Interessenkreisim südlichen Rheinland und in der Pfalz aus,während es die Elektrizitätswerke A.G., Liegnitz, abstieß.Auch weiterhin wurden die staatlichen Elektrizitätsinteressen,im besondern die Preußens, ausgedehnt.Im B ankw esen dehnte eine der Berliner Großbanken1925 ihren Machtbereich aus: die Deutsche Bank übernahmdie Essener Credit-Anstalt und die Bank Wiskott & Co. inDortmund.Im V e rsic h e ru n g sw e se n ergaben sich die wichtigstenÄnderungen aus der Umbildung und Auflösung vonIndustrie-Konzernen. Edmund Stinnes verkaufte im Sommer1925 die Aktienmehrheit der Nordstern Allgemeine Versicherüngs-A.G.an die v. d. Heydt-Kersten-Bank in Amsterdam,von der sie über ein Berliner Bankkonsortium anden Unitas-Konzern gelangte. Die Deutsche Lloyd-Versicherungs-A.G.war durch Übernahme einer Garantie fürden Barmat-Konzern so geschwächt, daß Mitte 1926 dieFrankfurter Allgemeine Versicherungs-A.G. die gesamtenAktien erwerben konnte und den Lloyd mit ihrer BerlinerAbteilung (Berlinische Allgemeine Versicherungs-A.G.) zusammenschloß.Eine ähnliche Fusion ergab sich im Konzerndes Stuttgarter Vereins. Im Allianz-Konzern wurde einenger Zusammenschluß unter den bereits verbundenenGesellschaften in der Allianz-Versicherungs-A.G. herbeigeführt.Die in der folgenden Übersicht zusammengestelltenZahlen über das Kapital von Konzernunternehmungen sindzu unvollständig und zu schwer vergleichbar, um eineBeurteilung der Kapitalmacht der Konzerne zu ermöglichen.Verhältnismäßig vollständig liegen sie nur für dieAktiengesellschaften vor, ganz unvollständig für Gesellschaftenmit beschränkter Haftung, unter denen sich sogroße Gesellschaften wie Siemens-Schuckert befinden, undfür Gewerkschaften. Beim Aktienkapital müssen sich dieAufstellungen notwendigerweise an das Nominalkapital derGesellschaften halten. Alle Zusammenstellungen über dasNominalkapital enthalten aber zwei Fehler; einerseits istdas Nominalkapital ein unzulänglicher Ausdruck für dieKapitalmacht der Unternehmungen, da es je nach der Höheder Reservenbildung einen durchaus verschiedenen Anteildes volkswirtschaftlichen Unternehmungskapitals ausdrückt,anderseits kommen überall dort Doppelzählungenvor, wo eine Aktiengesellschaft am Aktienkapital einerändern beteiligt ist. Das beste Beispiel hierfür bieten dieVereinigten Stahlwerke, die die Werke der Gründerfirmenfast ganz in sich vereinigen. Das volkswirtschaftlicheKapital wird also fast restlos durch das Aktienkapital derVereinigten Stahlwerke ausgedrückt. Die Aktien der VereinigtenStahlwerke sind fast sämtlich im Besitz derGründergesellschaften, deren Aktienkapital unverändertfortbesteht, also in der Aufstellung noch neben dem Kapitalder Vereinigten Stahlwerke erscheint. Diese Fehlerquellensind bei der Beurteilung der Zahlentafel zu beachten. DerFehler der Doppelzählung tritt bei einer Aufrechnung desin Konzernen gebundenen Aktienkapitals noch weit stärkerin Erscheinung als bei der Aufrechnung für sämtlicheAktiengesellschaften, da die Beteiligung an ändern Unternehmungensich ja aus dem Wesen eines Konzernsergibt. Für die Abhängigkeit einer Unternehmung voneiner ändern bietet die Höhe der Beteiligung keinen ausreichendenAnhaltspunkt. Für die Zusammenstellung wardaher nur der Gesichtspunkt maßgebend, den Umkreis,nicht die Intensität der Konzernbeziehungen darzustellen.Infolgedessen ist das gesamte Nominalkapital der Konzerngesellschaftenaufgeführt, ohne Rücksicht darauf, inwelcher Höhe die Spitzenfirmen jeweils am Kapital der angeschlossenenFirmen beteiligt sind. Dieser Betrag ist alsowesentlich höher als das tatsächlich von den Konzernleitungenbeherrschte Kapital.Betrachtet man nun — unter all diesen Vorbehalten —die Aufstellung nach den einzelnen Gewerbegruppen, sozeigt sich, daß die Bedeutung der Konzerne in den Gruppenam größten ist, die das höchste Durchschnittskapital aufweisen.Das bedeutet, daß dort, wo die stärksten Tendenzenzur Großunternehmung (meist in Verbindung mitder technisch bestimmten Überlegenheit des Großbetriebes)vorliegen, auch die Neigung zum Zusammenschluß derUnternehmungen am stärksten ist. Mehr als 90«/o desAktienkapitals sind im Zusammenhang mit Konzernen erfaßtbei den Gruppen: Bergbau, mit Bergbau verbundeneIndustrie und Farbenindustrie. Innerhalb der Gruppe Bergbaubeträgt der Prozentsatz bei der Kaliindustrie 98,3 o/o,bei der Braunkohlenindustrie 94,5 o/o und bei der Steinkohlengewinnung90,1 o/o. Diese Zahlen geben aber keinengenügenden Anhalt für die Bedeutung der Konzerne, da indiesen Industrien ein erheblicher Teil des Kapitals dieRechtsform der Gewerkschaften hat. Mehr als 75 o/o desKapitals finden wir in den Konzernen außer bei den erwähntennoch bei folgenden Gruppen: mit Eisen- undMetallgewinnung verbundene Industrie, Eisen- und Metallgewinnunginsgesamt, Großeisenindustrie, elektrotechnischeIndustrie, chemische Industrie insgesamt, Wasser-, GasundElektrizitätsgewinnung, Finanzierungsgesellschaften,Versicherungswesen und Schiffahrt; mehr als 50o/o außerdembei den Gruppen: Handel insgesamt, Banken, Verkehrswesenund Theater- und Sportgewerbe (darunter Filmindustrie).In allen ändern Gruppen ist weniger als dieHälfte des Aktienkapitals in Konzernen. Hierunter findenw'ir neben den Gruppen, für die mittlere und kleinere Unternehmungentypisch sind, auch die Gruppe Maschinenbau,obwohl die Fälle der Konzentrationsbewegung in ihr sehrzahlreich sind und auch in den erfaßten Konzernen dieBedeutung der Maschinenindustrie sehr erheblich ist. DerGrund hierfür dürfte darin liegen, daß in der Gruppe mitden großem Maschinenfabriken sehr viele Unternehmungendes Apparatebaus usw. mit niedrigstem Kapital zusammengefaßtsind.

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