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19. M arz 1927 Glückauf 407von Entphenolungsanlagen erheblich verbessern. DieGewinnung der Basen im Gange des Entphenolungsverfahrensist sehr einfach, da sie zusammen mit denPhenolen extrahiert werden, wodurch ein altes Problem,die Gewinnung der Pyridinbasen des Rohwassers,ohne Sondermaßnahme in befriedigender Weise eineLösung findet.Man ist heute lebhaft bemüht, das Ammonsulfatder Kokereien möglichst in derselben Beschaffenheitwie das synthetische herzustellen. In Zukunft wird esnotwendig sein, das Salz nicht nur säurefrei zu liefern,sondern auch seine Farbe zu verbessern, die besondersdann zu wünschen übrig läßt, wenn es durch Neutralisierungder anhaftenden säuern Mutterlauge säurefreigewonnen wird. Wenn auch die graue Farbe dessäurefreien Salzes in der Hauptsache durch Sulfide vonMetallen bedingt ist (FeS, PbS, CuS), so haften dochdem Salze bekanntlich auch immer teerige Stoffe an,die sich bei der Klärung des Rohwassers leicht entfernenlassen. Durch die Entphenolung des Rohwasserswürde man aber außerdem noch Phenole und Basenvom Salz fernhalten. Wenn diese kurz als Teer bezeichnetenStoffe auch nur in einer so geringen Mengeim Ammonsalz der Kokereien enthalten sind, daß eineBeeinträchtigung der Düngewirkung kaum zu befürchtenist, so dürfte es doch im Belange der Landwirtschaftliegen, daß jede Spur von Teer dem Boden ferngehaltenwird.Die Klärung des Rohwassers ist ein verhältnismäßigeinfacher Vorgang, bei dem fast keine Wartungund keine Beschaffung von Sonderstoffen notwendigsind. Mit Hilfe von Kohlenstaub, der ja auf allenZechen in genügender Menge vorhanden ist, oder mitdem sogenannten Haldenschlamm, einem heute fastwertlosen Abfallerzeugnis der Kohlenwäsche, gelingtes unschwer, alle im Wasser suspendierten Öle undTeerbestandteile restlos zu entfernen. Das Verfahrenläuft gewissermaßen auf eine Flotation mit umgekehrtemEndzweck hinaus. Bei der Schwimmaufbereitung, z. B.beim Trentverfahren, kommt es darauf an, mit Hilfevon geringen Ölmengen aschenarme Kohle von aschenreicherzu trennen, die Kohlenveredelung ist alsoHauptzweck. Hier dagegen wird die Gewinnung desÖles und des Teeres beabsichtigt und auch völligerreicht. Der feine Kohlenstaub nimmt auf Grundseiner wasserabstoßenden Natur die suspendierten Öleund Teerbestandteile leicht auf, erweist sich als sehr ausgiebigund stellt nach völliger Ausnutzung eine mitÖ l vollgesaugte Paste dar, die, was für die Betriebewichtig ist, verhältnismäßig leicht fließt und homogenbleibt. Die ausgebrauchte Masse kann man verfeuernoder zweckmäßiger als Zusatz zur Kokskohle nutzbringendverwerten.Bemerkenswert ist, daß durch feinverteilte Stoffebesonderer Art nicht nur suspendierte Teerbestandteileerfaßt werden, sondern auch im Wasser schwerlöslicheStoffe, z. B. hochsiedende Phenole, weil sich diese inihren Eigenschaften mehr den wasserunlöslichen Neutralölennähern. Für die Abwasserfrage ist dies vonBedeutung, weil die hochsiedenden Phenole ebenfallseine keimtötende W irkung ausüben. Der Gesamtgehalteines Rohwassers an Phenolen wird also schon durchdie Klärung etwas erniedrigt, die wasserlösliche undtechnisch wertvolle Karbolsäure sowie die Kresole undXylenole bleiben dagegen in Lösung.Daß es tatsächlich nur wasserabstoßende organischeStoffe sind, die sich zur Entfernung von Teer u. dgl.aus Rohwasser eignen, geht auch daraus hervor, daßKoks aller Körnungen fast vollständig versagt. Wirdzerkleinerter Koks, etwa von der Körnung 0 —2 mm,angewendet, so setzt sich das Koksfilter anscheinenddurch Bildung einer Teerhaut in kurzer Zeit so zu,daß der Durchfluß fast ganz aufhört. Hierbei ist esgleichgültig, ob das zu klärende Wasser von oben nachunten oder umgekehrt strömt; auch die Art derLagerung der Koksschichten ist ohne Belang. DieAnordnung des Filters, die beim Kohlenstaub vollenErfolg bringt, versagt beim Koks desselben Feinheitsgrades.Koks ist eben durch den bei der Entgasungeingetretenen Verlust des Bitumengehaltes wasseranziehendgeworden, während die unverkokte Kohle durchden Bitumengehalt gewissermaßen eingefettet ist unddeshalb Wasser abstößt. Offenbar handelt es sich hierweniger um eine Adsorption als um eine Auflösungder Teeröle auf der Bitumenhaut der Kohle.Adsorbierende Stoffe anorganischer Natur, wie gefällterkohlensaurer Kalk oder feinverteilte Kieselsäure,nehmen Teeröle ebenfalls auf; der Kohlenstaub eignetsich aber im Hinblick auf die Weiterverwendung derausgebrauchten Reinigungsmassen weit besser, zumal, daer in genügender Menge kostenlos zur Verfügung steht.Maßgebend für den Erfolg des Verfahrens ist aberauch die Anordnung der Einrichtung. Läßt manz. B. ein teerhaltiges Wasser durch eine festliegendeFilterschicht von Kohlenstaub strömen, so setzt sichdas Filter in kurzer Zeit durch Bildung einer wasserundurchlässigenÖlhaut zu. Sehr zweckmäßig ist dieMaßnahme, das Wasser von unten nach oben durcheinen konischen Spitzzylinder strömen zu lassen. DerKohlenstaub, ungefähr von der Körnung, wie er inStaubfeuerungen gebraucht wird, wirbelt dann imuntersten Teil der Vorrichtung hoch, kommt in dembreitem Teil des Kegels durch verlangsamte Strömungsgeschwindigkeitallmählich, zur Ruhe und bleibt in derSchwebe. Der feine Regen von Kohlenstaubteilchenwirkt nun genau wie ein Filter, »Filterung in derSchwebe«. Die Filterungsgeschwindigkeit wird, wasbesonders wichtig ist, bei dieser Anordnung in keinerWeise beeinflußt. Infolgedessen sind selbst kleineAnlagen außerordentlich leistungsfähig. Sobald sichder Kohlenstaub mit Ö l vollgesaugt hat, sinkt er niederund kann wie eine Flüssigkeit abgezogen werden.Hinsichtlich des Chemismus der Entphenolungist grundsätzlich zu sagen, daß zur Entziehung einesim Wasser gelösten organischen Stoffes die Verwendungeines wasserunlöslichen Lösungsmittels als das Gegebeneerscheint.Vorweg sei hier ein neuerdings wieder aufgetauchterVorschlag erwähnt, die Phenole mit Hilfe vonaktiver Kohle zu adsorbieren. Die vorzüglichenEigenschaften aktiver Kohle zur Adsorption von dampfförmigenStoffen aus einem Gasmittel und ihre hoheEntfärbungskraft sind bekannt. Ebenso steht aber fest,daß sie sich im Kokereibetriebe an Stelle von Waschölnicht hat einbürgern können, weil die Gase für einenso empfindlichen Stoff zu unrein sind und in kurzerZeit die Aktivität stark beeinträchtigen. Dazu kommtnoch, daß aktive Kohle auch den Schwefelwasserstoffaus dem Gas aufnimmt, weshalb der Entbenzolung dieEntschweflung des Gases vorangehen muß. Aus ähnlichenGründen wird auch von der Verwendung aktiverKohle für die Entphenolung des Ammoniakwassersein Dauererfolg kaum zu erwarten sein. Selbst wenndie Phenolentziehung gut sein sollte, dürfte sich die

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