Starke FrauMag. a Susanne Metzger, 41Kämpferin gegenSWAPS & CoSie ist die erste - und bis jetzt auch einzigeStadträtin in der bis ins 13. Jhd. zurückreichendenRetzer Stadtgeschichte.Zudem verdankt die Weinviertelmetropoleder <strong>SPÖ</strong>-Mandatarin den Ausstiegaus riskanten Spekulationsgeschäften.Susanne Metzger hatte schon 2007 imtraditionell ÖVP-dominierten Gemeinderatden schwarzen Mandataren zweischlichte aber entscheidende Fragengestellt: „Wer kann mir dieses Geschäftgenau erklären? Würden Sie es auchmit ihrem eigenen Geld abschließen?“Ein eingespieltes Team: Susanne Metzger (rechts) mitihrer Chefin Bundesministerin Doris Bures.Susanne Metzger kennt sich aus mit Politik. Sie hatnicht nur Politikwissenschaft studiert, sie war auch zehnJahre als Abteilungsleiterin in der <strong>SPÖ</strong>-Bundesgeschäftsstelletätig und ist heute stellv. Kabinettchefin von BMDoris Bures. Nachdem sie längere Zeit in Wien lebte, hatMetzger mit ihrem Partner wieder ihren Lebensmittelpunktin ihrer gemeinsamen Heimatstadt Retz. Und dort bringtsie sich seit 2005 auch intensiv in die Kommunalpolitikein. Ein Glück für die Stadt und ihre klammen Finanzen.„Ich bin zwar als Stadträtin eigentlich zuständig für dieGemeindehäuser, wurde aber von der VP-Mehrheit mit keinerleiBudget ausgestattet. Ich habe aber trotzdem sehrschnell meine Rolle im Stadt- und Gemeinderat gefunden“,meint Metzger. „Denn eine absolute Mehrheit verführt zurAllmacht. Und das hat die ÖVP in Retz gelebt. Ich habedann begonnen, mich intensiv mit den Finanzen der Stadtzu beschäftigen, habe mich in das Thema eingearbeitetund sehr schnell erkannt, dass die Stadt mit sogenanntenZINS-SWAPS, sprich Wetten auf Zinsgewinne, spekuliert.Ich habe schon 2007, also vor der großen Finanzkrise, klargemacht,dass ich diesen Umgang mit öffentlichen Geldernfür einen Skandal halte. Jetzt ist die Sache zwar abge-Fotos: GVV/Hellm, z.V.g.10
schlossen, unterm Strich wurden aber beim letzten Swapmehr als 300.000 Euro in den Sand gesetzt. Dabei ist diefinanzielle Situation der Stadt Retz ohnehin sehrschlecht.“ Auch ein weiteres riskantes Spekulationsgeschäftmit der Raiffeisen Landesbank, das die Schwarzentrotz allem noch durchziehen wollten, konnten Metzgerund die <strong>SPÖ</strong> mit viel Überzeugungsarbeit und medialenDruck verhindern. „Ich habe die ÖVP-Mandatare schlichtgefragt: Wer kann mir das Geschäft genau erklären? Werwürde es mit seinem eigenen Geld abwickeln?“„Frauen müssen viel arbeiten und sich trotzdemsagen lassen, dass sie zu wenig tun.“Metzger ist in der ÖVP-Hochburg Retz aufgewachsen,wo es die <strong>SPÖ</strong> praktisch nicht gab. „Da ist man halt beider Katholischen Jungschar, wo auch alle meine Freundinnenund Freunde waren. Aber ich war schon von kleinauf durch meine Familie sozialdemokratisch geprägt. Besondersdurch meinen Großvater. Er war überzeugter Sozialist,Weltkriegsinvalide und ausgesprochener Kreisky-Fan. Immer, wenn Kreisky im Fernsehen war, hat meinOpa zu mir gesagt, dass es ihm heute so gut gehe, habeer Kreisky zu verdanken. Von den sozialen Errungenschaftendieser Zeit, habe ich auch selber profitiert.“Kein Wunder also, dass Metzger auch BSA Bundesfrauenvorsitzendeund von 2006 bis 2011 Bezirksfrauenvorsitzendewar. Heute ist sie noch im Bezirksfrauenvorstandund Präsidentin der Mietervereinigung <strong>NÖ</strong>/Bgld.Warum der Schritt in die Kommunalpolitik? Metzger:„Die ist sehr nahe dran an den Bedürfnissen derMenschen und bringt auch einen weiteren Zugang zurPolitik auf anderen Ebenen. Bei meiner Arbeit in derBundespartei habe ich sehr viel mit Bezirks- und Ortsparteienzu tun gehabt. Und da musste ich mir manchmalanhören: ,Du hast ja keine Ahnung, du sitzt im Bund´.“Daraufhin befasste sich Metzger verstärkt mit kommunalpolitischenThemen, wurde stv. Vorsitzende der vonHannes Bauer wieder ins Leben gerufenen Bezirksfrauenorganisationin Hollabrunn und später auch Gemeinderätinund Stadträtin. „Einfach war das alles für mich alsFrau jedoch überhaupt nicht. In der Partei ist es nämlichmeist so, dass Frauen irrsinnig viel arbeiten, viele Veranstaltungenmachen und sich trotzdem permanent anhörenmüssen, dass sie zu wenig leisten. Das hat michwahnsinnig gegiftet und ich hab mir gesagt: Das kann esja wohl nicht sein. Denn das, was Männer hauptsächlichtun, ist regelmäßig in diversen Gremien zusammen zusitzen und dann zu glauben, dass sie super Arbeit geleistethaben. Derweil sind die Frauen auf der Straße gestanden,haben Verteilaktionen durchgezogen. Oder ha-ben Diskussionsveranstaltungen organisiert, was imBezirk Hollabrunn wirklich nicht einfach ist. DieseDiskrepanz habe ich rasch festgestellt und ich dachtemir: Männer schöpfen ihr ganzes Selbstbewusstseinaus ihren gewählten Mandaten, politischen Funktionenund dergleichen. Wenn du ,nur’ Parteiarbeitmachst, wirst du nicht ernst genommen.“Wie schwierig ist es Beruf und GR-Arbeit untereinen Hut zu bringen? „Sehr schwierig, weil ichim Beruf sehr angehängt bin. Aber die Stunden zähleich nicht wirklich. Tatsache ist vielmehr, dass ichnicht aus dem Büro gehen und sagen kann: So daswar’s! - Sondern ich schau mir auch außerhalb desBüros jedes Mail und jede SMS an. Glücklicherweisehabe ich eine Chefin, die selbst <strong>SPÖ</strong>-Bezirksvorsitzendein Wien-Liesing ist und deshalb viel Verständnisfür meine Arbeit in der Kommunalpolitik hat. PolitischeArbeit ist immer so eine Geschichte: Auf der einenSeite musst du gerade in der Kommunalpolitikviel aushalten, auf der anderen macht es irrsinnigviel Spaß. Politische Arbeit ist eine enorme Herausforderungund eine Aufgabe, die man mühevoll erlernenmuss. Es ist ein Knochenjob und er bedarf einesgewissen Grundgespürs. Es gibt wenige Menschen,die eine politische Debatte führen können, ohne persönlichuntergriffig zu werden. Es macht mich auchtraurig, wenn die Leute sich von der Politik abwenden,weil sie nicht sehen, wie wichtig sie für ihr Lebenist. Wie sehr die Politik ihr Leben beeinflusst.„Politik ist ein Knochenjob und es bedarfauch eines gewissen Grundgespürs.“Täglich. Unter BM Bures werden z.B. 100 Bahnhöfe inganz Österreich umgebaut und barrierefrei gestaltet.Diese Maßnahme ist für viele Menschen eine enormeErleichterung. Eine andere Regierung, eine andereMinisterin würde den Fokus vielleicht nicht so starkauf den Ausbau der Infrastruktur legen und somitvielen Menschen den barrierefreien Zugang zur Bahnverwähren. Auch die Entscheidungen auf kommunalerEbene haben einen direkten Einfluss auf das Lebender Menschen. In Retz z.B. hat es die ÖVP verabsäumt,in die Schulen zu investieren. Jetzt sind dieGebäude desolat, es gibt kein Konzept, keine Kinderkrippe– nicht einmal angedacht. Hier sieht manganz deutlich, was die Politik versäumt hat. Und mirist es ein großes Anliegen, das zu kommunizierenund zu verändern. Gerade sozialdemokratische Politikkann das Leben der Menschen zum Besseren verändern– wir müssen nur etwas tun.“11