Tiergenetische Ressourcen in Deutschland - BMELV
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Effektive Populationsgröße<br />
Als effektive Populationsgröße (Ne) bezeichnet man<br />
<strong>in</strong> der Populationsgenetik die Gesamtzahl an männlichen<br />
und weiblichen Zuchttieren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er idealisierten<br />
Population, die denselben Inzuchtzuwachs und<br />
damit verbundenen Allelverlust erwarten lässt wie<br />
die untersuchte Zuchtpopulation. Da für die Idealpopulation<br />
e<strong>in</strong> Geschlechterverhältnis von 1 : 1, ke<strong>in</strong>erlei<br />
Selektion und Zufallspaarung angenommen<br />
werden, zeigt sie e<strong>in</strong>e nur zufällig schwankende<br />
Familiengröße. Diese Idealbed<strong>in</strong>gungen treffen <strong>in</strong><br />
Nutztierpopulationen regelmäßig nicht zu, daher ist<br />
ihre effektive Populationsgröße meist deutlich kle<strong>in</strong>er<br />
als die reale Anzahl der Zuchttiere. Damit ist auch<br />
die Inzuchtzunahme <strong>in</strong> ihnen höher als aufgrund<br />
der realen Anzahl von Zuchttieren zu erwarten wäre.<br />
Ne bietet sich daher als Parameter zum Vergleich<br />
verschiedener Populationen h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Gefährdung<br />
durch Genverluste an.<br />
Die Erhaltung tiergenetischer <strong>Ressourcen</strong> kann grundsätzlich<br />
auf zwei verschiedenen Wegen stattfi nden:<br />
ó In situ-Erhaltung<br />
ist lt. ÜBV „die Bewahrung oder Wiederherstellung<br />
lebensfähiger Populationen <strong>in</strong> ihrer natürlichen<br />
Umgebung, bzw. bei gezüchteten Rassen mit e<strong>in</strong>er<br />
Umweltgestaltung, bei der sie ihre besonderen<br />
Eigenschaften (Leistungen) zur Geltung br<strong>in</strong>gen<br />
können.“<br />
Schäfer und Heidschnuckenherde<br />
ó Ex situ-Erhaltung<br />
ist entsprechend die „Erhaltung außerhalb ihrer<br />
natürlichen Lebensräume“. Darunter versteht man,<br />
wenn man von der Haltung kle<strong>in</strong>er Tiergruppen <strong>in</strong><br />
Zoos und Haustierparks absieht, vor allem die Kryokonservierung<br />
von Embryonen, Gameten, Zellkulturen<br />
und DNA <strong>in</strong> entsprechenden „Genbanken“<br />
unter Laborbed<strong>in</strong>gungen.<br />
Zur Klärung der Begriffe sei angefügt, dass die Haltung<br />
von Nutztieren außerhalb ihrer ursprünglichen Herkunftsregion<br />
nicht als „ex situ“, sondern als „<strong>in</strong> situ“ gilt.<br />
Die zunehmende Haltung von P<strong>in</strong>zgauern als Fleischr<strong>in</strong>der<br />
<strong>in</strong> der norddeutschen Tiefebene beispielsweise,<br />
kann nicht als „Ex situ-Haltung“ bezeichnet werden.<br />
Nachhaltige Nutzung<br />
der genetischen Vielfalt <strong>in</strong> der Nutztierzucht wäre<br />
nach der ÜBV-Defi nition „die Nutzung von Bestandteilen<br />
der genetischen Vielfalt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Weise und <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Ausmaß, die nicht zum langfristigen Rückgang<br />
der Vielfalt führen, so dass ihr Potenzial erhalten<br />
bleibt, um die Bedürfnisse heutiger und zukünftiger<br />
Generationen befriedigen zu können.“ Da die genetische<br />
Vielfalt sowohl die genetische Variabilität <strong>in</strong>nerhalb<br />
als auch zwischen Populationen und Rassen<br />
umfaßt, bedeutet diese Defi nition, dass nicht nur die<br />
Erhaltung bedrohter Rassen, sondern auch die „Verwaltung<br />
der genetischen Variabilität“ <strong>in</strong>nerhalb verme<strong>in</strong>tlich<br />
großer Leistungspopulationen Gegenstand<br />
nachhaltiger Nutzungsprogramme se<strong>in</strong> muss.<br />
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