Tiergenetische Ressourcen in Deutschland - BMELV
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2.3 Die Bedeutung tiergenetischer<br />
<strong>Ressourcen</strong><br />
Die ökonomische Bedeutung von tiergenetischen<br />
<strong>Ressourcen</strong> wird durch ihren realen und potenziellen<br />
Wert bestimmt:<br />
Der reale ökonomische Wert von tiergenetischen <strong>Ressourcen</strong><br />
resultiert aus ihrem realen Beitrag zur Wertschöpfung<br />
<strong>in</strong> der Landwirtschaft sowie aus den ihr<br />
vor- (z. B. Zuchtprogramme) und nachgelagerten (z. B.<br />
Verarbeitung, Handel) Wirtschaftsbereichen. Direkten<br />
Wert haben kle<strong>in</strong>e gefährdete Rassen, wenn sie bestimmte<br />
Eigenschaften <strong>in</strong> moderne Zuchtprogramme<br />
e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Dazu gehören wichtige Resistenzen (z. B.<br />
Trypanotoleranz afrikanischer N‘Dama-R<strong>in</strong>der), erhöhte<br />
Klauenfestigkeit und Endoparasitenresistenz bei<br />
e<strong>in</strong>igen Landschafrassen, Qualitätseigenschaften (z. B.<br />
<strong>in</strong>tramuskulärer Fettgehalt von Duroc-Schwe<strong>in</strong>en)<br />
oder besondere Kreuzungseignung (z. B. Hampshire<br />
mit Pietra<strong>in</strong>schwe<strong>in</strong>en zur Erzeugung vitaler Kreuzungseber).<br />
Real ist auch ihre Bedeutung für etablierte<br />
regionale Nischenprogramme, wie z. B. die<br />
Heidschnucken oder Rhönschafe <strong>in</strong> der lokalen Gastronomie,<br />
die Schwäbisch Hällischen Schwe<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der<br />
gleichnamigen Qualitätsfl eisch-Erzeugergeme<strong>in</strong>schaft.<br />
Aber tiergenetische <strong>Ressourcen</strong> haben auch e<strong>in</strong>en<br />
hohen, zwar heute konkret schwer abschätzbaren,<br />
Saugferkel<br />
potenziellen ökonomischen Wert, der dar<strong>in</strong> liegt, dass<br />
sie genetische Vielfalt enthalten, die e<strong>in</strong>es Tages zur<br />
Produktionsdiversifi zierung unter veränderten Produktanforderungen,<br />
Umweltverhältnissen oder Bewirtschaftungsmethoden<br />
gebraucht werden könnte. Auch<br />
wird erwartet, dass mit fortschreitender Anwendung<br />
molekularbiologischer Methoden <strong>in</strong> der Nutztierzucht<br />
<strong>in</strong>teressante Qualitäts-, Vitalitäts- und Resistenzgene<br />
<strong>in</strong> angepassten Landrassen gefunden werden, die sie<br />
für die Verwendung <strong>in</strong> zukünftigen Zuchtprogrammen<br />
wertvoll machen.<br />
Große ökologische Bedeutung, verbunden mit erheblichem<br />
wirtschaftlichen Wert, erreichen Nutztiere<br />
– und darunter häufi g besonders an die gegebenen<br />
Umweltverhältnisse angepasste Landrassen – im<br />
Natur schutz und <strong>in</strong> der Landschaftspfl ege. Das gilt<br />
vor allem für viele Schafrassen, die z. B. auf Deichen,<br />
kargen Heidefl ächen und <strong>in</strong> Mooren gehalten werden,<br />
wie Heidschnucken, Skudden und Bergschafe,<br />
aber auch für R<strong>in</strong>derrassen, wie H<strong>in</strong>terwälder, Rotes<br />
Höhenvieh und manche genügsamen Fleischr<strong>in</strong>der.<br />
Auch die weitere Globalisierung von Nutztierzuchtprogrammen<br />
wird dazu führen, dass diese ihre<br />
Zucht produkte an variable Umwelt- und Produktionsverhältnisse<br />
speziell anzupassen haben. Insbesondere<br />
werden für die Erhaltung der tierischen Produktion<br />
an Grenzstandorten, <strong>in</strong> Extensivierungsprogrammen<br />
und <strong>in</strong> weniger entwickelten Regionen Nutztiere<br />
gebraucht, die sich von den bei uns dom<strong>in</strong>ierenden<br />
Intensivpopulationen genetisch unterscheiden und<br />
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