Tiergenetische Ressourcen in Deutschland - BMELV
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E<strong>in</strong>e wirtschaftliche Haltung gefährdeter Rassen kann<br />
auch durch Erschließung neuer Nutzungsformen<br />
erreicht werden. Daher sollte der E<strong>in</strong>satz bedrohter<br />
Pferde-, R<strong>in</strong>der-, Schaf- und Ziegenrassen <strong>in</strong> der<br />
Landschaftspfl ege und <strong>in</strong> regionalen Tourismusprogrammen<br />
gefördert werden. In öffentlich geförderten<br />
Natur- und Landschaftsschutzgebieten sowie Freizeitparks<br />
sollten e<strong>in</strong>heimische gefährdete Nutztierrassen<br />
bevorzugt e<strong>in</strong>gesetzt und durch öffentliche Mittel<br />
gefördert werden.<br />
Bei diesen Bemühungen darf nicht der ursprüngliche<br />
Grund für die Gefährdung der meisten Rassen vergessen<br />
werden, die dadurch e<strong>in</strong>getreten ist, dass die Nutzung<br />
der Rassen im Vergleich zu anderen nicht mehr<br />
wirtschaftlich war oder weil die Nutzungsrichtung<br />
nicht mehr benötigt wird. Erschwerend für e<strong>in</strong>e Wiedere<strong>in</strong>gliederung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e wirtschaftliche Nutzung ist<br />
oftmals auch, dass die Rassen über lange Jahre nicht<br />
mehr züchterisch bearbeitet worden s<strong>in</strong>d und vom<br />
züchterischen Fortschritt abgekoppelt wurden. Daher<br />
bedeutet die Erschließung neuer Nutzungskonzepte<br />
e<strong>in</strong>e besondere Herausforderung, die nicht bei jeder<br />
Rasse dauerhaft zum Ziel führen wird.<br />
Auf jeden Fall sollten Forschungsprogramme gefördert<br />
werden, mit denen Möglichkeiten zur E<strong>in</strong>gliederung<br />
gefährdeter alter Nutztierrassen <strong>in</strong> wettbewerbsfähige<br />
Produktionsprogramme, z. B. durch<br />
Entwicklung neuer Produkte oder auch Absatzpromotion<br />
unterstützt werden.<br />
Schwäbisch Hällische Sau mit Ferkeln<br />
33<br />
Spermalagerung<br />
3.2.2 Ex situ-Methoden<br />
(Kryokonservierung)<br />
Die Ex-situ-Konservierung beschränkt sich <strong>in</strong> der<br />
gegenwärtigen Praxis vor allem auf die Samentiefgefrierung,<br />
die <strong>in</strong>zwischen bei allen Nutztierspezies<br />
funktioniert, und auf die E<strong>in</strong>frierung von Oozyten<br />
und Embryonen bei Wiederkäuern. Für die Zukunft<br />
muss die Konservierung somatischer Zelll<strong>in</strong>ien sowie<br />
extrahierter DNA <strong>in</strong> die Überlegungen e<strong>in</strong>bezogen<br />
werden, weil dann möglicherweise praktikable Techniken<br />
zur Rückverwandlung <strong>in</strong> Tiere verfügbar se<strong>in</strong><br />
werden. Im Rahmen des Nationalen Fachprogramms<br />
werden derzeit nur die bereits praktikablen Verfahren<br />
der Kryokonservierung von Gameten und Embryonen<br />
angesprochen.<br />
Möglichkeiten der Kryokonservierung von Samen,<br />
aber auch anderen organischen Materials s<strong>in</strong>d auch<br />
bei allen landwirtschaftlich bedeutenden Gefl ügelarten<br />
gegeben. Allerd<strong>in</strong>gs bedarf es hier e<strong>in</strong>es zusätzlichen<br />
Aufwandes bei der Samenkryokonservierung,<br />
da für die spätere Erzielung guter Befruchtungsergebnisse<br />
die Hähne zeitweise <strong>in</strong> Stationen aufgestellt werden<br />
müssen. Möglichkeiten dafür könnten an öffentlichen<br />
E<strong>in</strong>richtungen zentral geschaffen werden, wie<br />
dem Institut für Nutztiergenetik des FLI und der Versuchsstation<br />
des Instituts für Nutztierwissenschaften<br />
der Humboldt- Universität zu Berl<strong>in</strong>. Obwohl nur e<strong>in</strong><br />
begrenzter Teil von Rassen e<strong>in</strong>er Stationsprüfung unterzogen<br />
werden kann, ersche<strong>in</strong>t es als zweckmäßig,<br />
Samenkryokonserven von Hähnen während dieser<br />
Prüfphase anzulegen.