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Tiergenetische Ressourcen in Deutschland - BMELV

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Annähernd kann davon ausgegangen werden, dass <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er zahlenmäßig begrenzten Population der Größe<br />

Ne nach t Generationen Zufalls paarung noch e<strong>in</strong> Anteil<br />

von<br />

73<br />

6 poqo ( 1 – 1<br />

2 Ne<br />

Genorten segregiert, d.h. beide Ausgangsallele noch<br />

enthält.<br />

Was dies für die Erhaltung der genetischen Diversität<br />

<strong>in</strong> Populationen bedeutet, zeigen die Zahlen <strong>in</strong><br />

Tabelle 18.<br />

Tabelle 19 Anteil noch segregierender Genorte <strong>in</strong><br />

Populationen der Größe Ne <strong>in</strong> Abhängigkeit von der<br />

Ausgangsfrequenz (qo) der Allele und der Anzahl<br />

Generationen (t) Zufallspaarung<br />

Ne t = 10 t = 20 t = 50<br />

qo =<br />

0,5<br />

qo =<br />

0,1<br />

qo =<br />

0,1<br />

qo =<br />

0,1<br />

qo =<br />

0,5<br />

qo =<br />

0,1<br />

10 90 32 53 19 12 4<br />

20 100 42 90 33 42 15<br />

50 100 49 100 44 91 33<br />

100 100 51 100 49 100 42<br />

200 100 53 100 51 100 48<br />

Man sieht aus diesen Zahlen, dass <strong>in</strong> jeder Population<br />

endlicher Größe langfristig Genverluste auftreten,<br />

dass aber effektive Populationsgrößen von 10 e<strong>in</strong>deutig<br />

zu kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d, da man bereits nach 20 Generationen<br />

an 50 – 80 % der Genorte e<strong>in</strong>es der beiden<br />

segregierenden Allele verloren hat. Man sieht auch,<br />

dass oberhalb von Ne = 50 sich nicht mehr viel bewegt<br />

<strong>in</strong> der Erhaltungswirkung, dass aber <strong>in</strong> der Ausgangspopulation<br />

seltene Allele (qo < 0.1) dann immer<br />

noch e<strong>in</strong>e bei 56 % liegende Verlustchance haben,<br />

die jedoch sogar bei Ne = 500 nur auf 47 % gesenkt<br />

wird. Diese Zahlen werden etwas günstiger, wenn<br />

man spontane Neumutationen und mehrere Allele<br />

pro Genort e<strong>in</strong>rechnet, dennoch dürften sie für die<br />

Diskussion um den Gefährdungsgrad e<strong>in</strong>er Population<br />

ausreichen.<br />

Mithilfe e<strong>in</strong>er genauen Schätzung der effektiven<br />

Populationsgröße lässt sich ihr Gefährdungsgrad am<br />

besten beurteilen, aber dazu braucht man die Anzahl<br />

aktiver männlicher und weiblicher Zuchttiere und<br />

deren Verwandtschaft untere<strong>in</strong>ander. Grobe Näherungsformeln<br />

zur Bestimmung der effektiven Popula-<br />

) t<br />

tionsgröße (und Inzuchtsteigerung (∆F) je Generation)<br />

aus der Anzahl männlicher (Nm) und weiblicher (Nf)<br />

Zuchttiere lauten:<br />

Ne = 4Nm •Nƒ<br />

Nm + Nƒ<br />

und<br />

∆ F = Nm + Nƒ<br />

8Nm •Nƒ<br />

Diese Formeln s<strong>in</strong>d Vere<strong>in</strong>fachungen e<strong>in</strong>er umfassenden<br />

Berechnungsformel von LATTER (1959), die unter<br />

der Annahme e<strong>in</strong>er POISSON-verteilten Familienstruktur<br />

gültig s<strong>in</strong>d.<br />

Die Ne kann sich drastisch verr<strong>in</strong>gern, wenn die aktiven<br />

Zuchttiere untere<strong>in</strong>ander eng verwandt s<strong>in</strong>d, und<br />

lässt sich erhöhen, wenn man die Familiengrößen<br />

konstant halten kann. In diesem Fall berechnet sich<br />

die Inzuchtsteigerung (FALCONER, 1960) wie folgt:<br />

∆ F =<br />

3<br />

32Nm<br />

+<br />

1<br />

32Nƒ<br />

Es ist deshalb <strong>in</strong> sehr kle<strong>in</strong>en Populationen e<strong>in</strong>e<br />

s<strong>in</strong>nvolle Strategie, die Familiengrößen konstant zu<br />

halten.<br />

SIMON und BUCHENAUER (1993) haben die Möglichkeiten<br />

e<strong>in</strong>er Berechnung und Klassifi zierung sowie<br />

die dafür notwendigen Kriterien <strong>in</strong> der EVT-Publikation<br />

No. 66 e<strong>in</strong>gehend diskutiert. Das Kernstück ihrer<br />

Methode ist die effektive Populationsgröße, aber sie<br />

nennen als wichtige weitere Nebenbed<strong>in</strong>gungen den<br />

Anteil Re<strong>in</strong>zucht (oder das Ausmaß der E<strong>in</strong>kreuzung),<br />

den Trend <strong>in</strong> der Anzahl aktiver weiblicher Zuchttiere<br />

und, <strong>in</strong> sehr kle<strong>in</strong>en Populationen, auch die Anzahl<br />

männlicher Zuchttiere und Zuchtherden als Risikofaktoren.<br />

Des weiteren korrigieren sie die Populationsgrößen<br />

unter Ne = 100 für Verwandtschaftseffekte<br />

auf DF, was darauf h<strong>in</strong>ausläuft, dass bei Ne = 50 etwa<br />

nur e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>zuchtwirksame Ne = 28 herauskommt.<br />

Sie empfehlen, die Gefährdungsgrenzen anhand des<br />

nach 50 Jahren erreichten Inzuchtgrades ( 40 %) festzulegen, womit<br />

sie für verschiedene Tierarten unterschiedliche<br />

Generations<strong>in</strong>tervalle (1,5 Jahre bei Schwe<strong>in</strong>en bis<br />

4,5 Jahre bei Pferden) kalkulieren und daher zu stark<br />

variierenden Grenzwerten für Ne kommen (≥ 304 bei<br />

Schwe<strong>in</strong>en gegenüber ≥ 112 bei Pferden, um Fx < 5 %<br />

nach 50 Jahren zu erreichen). Dies alles ist für stark<br />

variierende Zucht<strong>in</strong>tensitäten zwischen europäischen<br />

Ländern mit und ohne Herdbuchführung ausgelegt<br />

und wäre für e<strong>in</strong> nationales deutsches Fachprogramm<br />

nicht erforderlich.

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