Tiergenetische Ressourcen in Deutschland - BMELV
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In vitro Befruchtung<br />
Monitor<strong>in</strong>g über Inzucht- und<br />
effektive Populationsgröße<br />
Bei der zentralen Informations- und Dokumentationsstelle<br />
müssen zeitnah die Daten über den Gefährdungsstatus<br />
der e<strong>in</strong>zelnen Rassen verfügbar se<strong>in</strong>. Für<br />
die rout<strong>in</strong>emäßige Berechnung der Inzucht und der<br />
effektiven Populationsgröße müssen zum<strong>in</strong>dest bei<br />
den BEO und ERH-Populationen auf Rasseebene die<br />
Zuchttierdaten aus den Zuchtbüchern der Zuchtorganisationen<br />
an e<strong>in</strong>er Stelle verfügbar se<strong>in</strong>. Die Ergebnisse<br />
müssen zeitnah der zentralen Informations- und<br />
Dokumentationsstelle im Rahmen des Nationalen<br />
Fachprogramms verfügbar gemacht werden, damit<br />
rechtzeitig Erhaltungsprogramme bzw. -maßnahmen<br />
veranlasst werden können. Bei Erhaltungszuchtprogrammen<br />
dienen die ermittelten Parameter auch der<br />
Überwachung und Kontrolle der Zuchtprogramme.<br />
Maßnahmenplan seuchenhygienischer<br />
Regelungen für tiergenetische<br />
<strong>Ressourcen</strong><br />
Im bisherigen Regelwerk für tiergenetische <strong>Ressourcen</strong><br />
fehlen Vorkehrungen für besondere seuchenhygieneische<br />
Maßnahmen beim Auftreten von<br />
Tierseuchen, wie z. B. der Maul- und Klauen-Seuche.<br />
Derartige Seuchen stellen heute e<strong>in</strong>e existenzielle<br />
Bedrohung für alle In situ-Erhaltungsprogramme<br />
dar und haben u. U. auch für Kryokonservendepots<br />
schwerwiegende Folgen. Für Populationen, die mit<br />
hohem Aufwand im Rahmen e<strong>in</strong>es Nationalen Fachprogramms<br />
erhalten werden, muss es e<strong>in</strong>en Maßnahmenplan<br />
mit seuchenhygienischer Regelung für<br />
tiergenetische <strong>Ressourcen</strong> geben. Anders als <strong>in</strong> der<br />
normalen Nutztierhaltung müssen bei wertvollen<br />
oder gar e<strong>in</strong>zigartigen Genressourcen im Seuchenfall<br />
die üblichen veter<strong>in</strong>ärpolizeilichen Sanktionen<br />
(vor allem sofortige Keulungsgebote) ggf. modifi ziert<br />
werden können, dass plötzliche Totalverluste ganzer<br />
<strong>Ressourcen</strong>tierbestände vermieden werden. Auch bei<br />
Resistenzzuchtprogrammen, wie bei der Züchtung auf<br />
Scrapie-Resistenz bei Schafen, ist unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e Gefährdung<br />
der genetischen Struktur der vorhandenen<br />
genetischen <strong>Ressourcen</strong> zu vermeiden.<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund wird es im Rahmen der<br />
Zuchtprogramme für jede gefährdete Population<br />
(ERH, BEO) notwendig se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en züchterisch relevanten<br />
und repräsentativen Nucleus von max. 200 Tieren<br />
zu identifi zieren (unersetzbare tiergenetische Ressource<br />
/ UTR). Dieser Nucleus muss im Rahmen tierzüchterischer<br />
Praxis regelmäßig aktualisiert werden.<br />
Im Seuchenfall müssen die Nucleustiere umgehend<br />
und e<strong>in</strong>deutig ausfi ndig gemacht und lokalisiert werden<br />
können. Für diese Nucleustiere gelten gesonderte<br />
betriebsbezogene und überbetriebliche veter<strong>in</strong>ärrechtliche<br />
Maßnahmen, die sowohl prophylaktisch,<br />
als auch während und nach e<strong>in</strong>em Seuchenfall für die<br />
Betriebe bzw. die Tierhalter und die Zuchttiere Anwendung<br />
fi nden.<br />
Weiterh<strong>in</strong> ist auch zu berücksichtigen, dass der unklare<br />
Gesundheits- und Hygienestatus von Rassen aus<br />
dem Hobby-Bereich für die E<strong>in</strong>beziehung <strong>in</strong> kommerzielle<br />
Zuchtprogramme e<strong>in</strong> wichtiges H<strong>in</strong>dernis<br />
darstellt. Gerade <strong>in</strong> der Wirtschaftsgefl ügelzucht ist<br />
der Gesundheitsstatus der Tiere von so wesentlicher<br />
Bedeutung, dass die Zuchtbestände auf e<strong>in</strong>em so hohen<br />
Niveau frei von Infektionskrankheiten gehalten<br />
werden, wie dies im Hobbybereich nur <strong>in</strong> begrenztem<br />
Umfang möglich ist. Daher ist e<strong>in</strong>e veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ische<br />
Diagnostik der Tiere <strong>in</strong> Erhaltungsprogrammen<br />
unverzichtbar.<br />
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