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Professorinnen an der Universität Bonn - ArtOfVision

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Grund, dem kalten deutschen Regenwetterzu entfliehen. In diesem Jahr lernte ich alsFulbright-Stipendiatin nicht nur vieles überWavelets, eine neues Gebiet in <strong>der</strong> Mathematik,son<strong>der</strong>n auch einiges über SouthernBelles. Einige <strong>der</strong> Kontakte bestehen durchwie<strong>der</strong>holte Besuche seit nunmehr fünfzehnJahren.Aufgrund meiner erfolgreichen Bewerbungauf eine Doktor<strong>an</strong>denstelle in einem <strong>der</strong>ersten von <strong>der</strong> Deutschen Forschungsgesellschaftfin<strong>an</strong>zierten Graduiertenkollegs<strong>an</strong> <strong>der</strong> FU Berlin kehrte ich nach Berlin zurückund schloss dort nach nur gut zwei Jahrenmeine Promotion ab. Die ausgezeichneteNote war für mich Anlass, weiter imWissenschaftsbetrieb zu bleiben. Zusätzlichunterstützten die häufige Teilnahme <strong>an</strong> Konferenzenund auswärtige Forschungsaufenthaltemeine Reiselust. Im Lauf <strong>der</strong> letztenJahre habe ich jeweils sechs Monate in Oslo,in Texas und in Florida geforscht.Zwei Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin<strong>an</strong> <strong>der</strong> Technischen Hochschule inAachen, <strong>an</strong> <strong>der</strong> ich auch habilitiert wurde,haben mich schließlich durch die vielen Service-Ver<strong>an</strong>staltungenfür Ingenieure org<strong>an</strong>isatorischvollends fit gemacht.Seit dem Sommer 1999 habe ich eineC3-Professur am Institut für Angew<strong>an</strong>dteMathematik <strong>der</strong> Universität <strong>Bonn</strong> inne.Mein Lebensweg ist geprägt von Menschen,die meine Initiativen unterstützt o<strong>der</strong>mir ein Vorbild geliefert haben: meine Mutter,meine Mathematiklehrerin und studierte34 Elektroingenieurin Frau Ibrom, mein Begensind dringend erfor<strong>der</strong>lich.Es sei hinzugefügt, dass für viele wichtigemuss nun <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong> aktuellen Entwicklung strukt, das erst Ende <strong>der</strong> 1980er Jahre von das Ergebnis verfälschen.35treuer Prof. Dr. Wolfg<strong>an</strong>g Dahmen, RWTHAachen, meine MitstreiterInnen während<strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Diplomarbeit und die vielenweiteren WissenschaftlerInnen, die michdurch Gutachten, Ratschläge und Zusammenarbeitgeför<strong>der</strong>t haben. Er ist aber auchbeeinflusst von Menschen, die mich eherdavon abbringen wollten, was mich wie<strong>der</strong>umeher bestärkt hat.Ein starker Wille, etwas zu erreichen, gehörtwie bei jedem Karrierejob dazu und verl<strong>an</strong>gtviel Flexibilität.Zusätzlich zur Lust am Knobeln und einemgewissen Abstraktionsvermögen benötigteine Mathematikerin die beson<strong>der</strong>e Fähigkeit,mit Frust umzugehen. Die brauchenmeine männlichen Kollegen übrigens auch.Womit sich eine Angew<strong>an</strong>dteMathematikerin beschäftigtVielfältige Prozesse in Naturwissenschaftund Technik erfor<strong>der</strong>n die Notwendigkeit<strong>der</strong> Berechnung von Zukunftsszenarien o<strong>der</strong>Prognosen. Wie wird das Wetter in dennächsten Tagen, Wochen, Monaten? Wound mit welcher Stärke ist mit den nächstenErdbeben o<strong>der</strong> Tsunamis zu rechen ? Wiemuss ein Flugzeug für 800 Passagiere aerodynamischgeformt sein? Wie viele Menschenwerden in zw<strong>an</strong>zig Jahren die Weltbevölkern? Aktuelle Berichte warnen voreiner wahrscheinlich tödlichen Grippe-P<strong>an</strong>demie– verlässliche Prognoseberechnun-Das Beispiel <strong>der</strong> Ausbreitung <strong>an</strong>stecken<strong>der</strong>Kr<strong>an</strong>kheiten eignet sich vielleicht beson<strong>der</strong>s,um das Vorgehen hin zu solchen Simulationenzu beschreiben und auch zu erklären,warum so unterschiedliche und m<strong>an</strong>chmalauch falsche Prognosen entstehen können.Unabdingbar für die Berechnungen sind verlässliche(Anf<strong>an</strong>gs-)Daten. Wo sind wie vieleMenschen bereits davon betroffen? Hierstellt sich bereits das erste Problem: bei denaktuell befürchteten Grippeviren scheintm<strong>an</strong> hier im Dunkeln zu tappen. Selbst beidem Problem <strong>der</strong> Prognoserechnung zurAusbreitung des HIV-Virus ist die Ausg<strong>an</strong>gsdatenlagevor allem in den Entwicklungslän<strong>der</strong>nunklar.Der zweite Schritt hin zur Simulation, diemathematische Modellierung, stellt eine weitereSchwierigkeit dar: die Beschreibung <strong>der</strong>Än<strong>der</strong>ung. Wie und durch welche Parameterän<strong>der</strong>t sich die heute betroffene Population?Wie bilde ich die Wirklichkeit auf einmöglichst gutes und exaktes Modell ab? Mathematischwerden solche Än<strong>der</strong>ungen überDifferentialgleichungen beschrieben, die– wie <strong>der</strong> Name suggeriert – Ableitungen vonFunktionen beinhalten. Die Lösung dieserDifferentialgleichungen liefert die Populationzu einem zukünftigen Zeitpunkt in Form<strong>der</strong> gesuchten Funktion.Mathematische Fragestellungen in diesemBereich sind Fragen <strong>der</strong> Existenz und Eindeutigkeiteiner Lösung dieser Differentialgleichungen,die sichergestellt werden müssen,da die Wirklichkeit dies ja auch liefert.Differentialgleichungen exakte (theoretischkonstruierbare) Lösungen nicht bek<strong>an</strong>nt sindund solche klassischen mathematischen Fragestellungen<strong>der</strong> Existenz und Eindeutigkeitnoch ungelöst sind.Gerade für diese Gleichungen ist <strong>der</strong>nächste dritte Schritt, ihre numerischeLösung, unabdingbar. Hier werden die Differentialgleichungendiskretisiert und damitfür den Rechner zugänglich gemacht: soersetzt m<strong>an</strong> etwa eine Funktion durch einenPolygonzug und die Ableitungen <strong>der</strong> Funktiondurch Differenzenquotienten. Für dieNumerik ist es wichtig zu wissen, wie dieLösung von Anf<strong>an</strong>gsdaten und weiterenModellparametern abhängt, um die Auswirkungmöglicher Störungen in den Daten (in<strong>der</strong> Regel durch ungenaue Datenlage, sieheSchritt eins) und <strong>der</strong> Fehler bei <strong>der</strong> Diskretisierungeinschätzen zu können.Zusätzliche entstehende Rundungsfehlerdes Rechners bei den Simulationen sindzu berücksichtigen. Die Diskretisierung <strong>der</strong>Differentialgleichungen führt schließlich aufextrem große nichtlineare o<strong>der</strong> lineare Gleichungssysteme,die es stabil und effizient zulösen gilt. Bei hochgradig nichtlinearen kompliziertenSystemen k<strong>an</strong>n dies häufig nur aufeinem Supercomputer durchgeführt werden.Schließlich, im vierten Schritt, sind diegewaltigen, durch die Rechnung produziertenDaten, sichtbar zu machen: die Visualisierunggroßer Datenmengen ist ein weitereswichtiges Gebiet <strong>der</strong> Angew<strong>an</strong>dten Mathematikund Informatik.Das Ergebnis des Simulationsprozessesgeprüft und das Modell und die Simulationenvalidiert werden. In <strong>der</strong> Regel führt daszu einer notwendigen Überarbeitung desModells, und <strong>der</strong> g<strong>an</strong>ze Simulationsprozessbeginnt von neuem.Für komplexe Probleme k<strong>an</strong>n eine g<strong>an</strong>zeSimulation natürlich nicht von einer einzelnenDisziplin geleistet werden. Natürlichk<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die Frage stellen, ob nicht immergrößere und schnellere Computer nicht balddie Lösung aller Probleme liefern. Dem istgerade nicht so: größere Rechner, auf denenm<strong>an</strong> aufwendigere Simulationen durchführenk<strong>an</strong>n, liefern auch immer größereDatenmengen, die es zu strukturieren und<strong>an</strong>alysieren gilt. Eine Erkenntnis <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nenAngew<strong>an</strong>dten Mathematik ist es, dasssich ein System in <strong>der</strong> Regel durch geeignete‚schlaue‘ Algorithmen viel effizienter alsdurch ‚brute force‘ lösen lässt.Mein Arbeitsgebiet ist in <strong>der</strong> NumerischenMathematik, speziell <strong>der</strong> Numerischen Analysis,zur Bewältigung von Schritt 3 <strong>an</strong>gesiedelt.Ich beschäftige mich vorr<strong>an</strong>gig mit <strong>der</strong>möglichst effizienten numerischen Lösung<strong>der</strong> Klasse <strong>der</strong> elliptischen partiellen Differentialgleichungen.Hierbei spielen Multiskalen<strong>an</strong>sätze,d.h. die Approximationdurch Objekte mit unterschiedlichem Auflösungsgrad,eine entscheidende Rolle.Speziell verwende ich in meiner Arbeit dieaus <strong>der</strong> Signalverarbeitung und dem Bildkompressionsst<strong>an</strong>dardJPEG2000 bek<strong>an</strong>ntenWavelets; ein mathematisches Kon-Ingrid Daubechies entwickelt wurde und ausmathematischer Sicht viel Potential liefert.Ziel meiner Arbeiten ist, mit möglichst wenigFreiheitsgraden und möglichst wenig Aufw<strong>an</strong>d(gerechnet in <strong>der</strong> Anzahl arithmetischerOperationen auf einem Rechner)maximal viel Information über die Lösungeiner Differentialgleichung zu erreichen.Naturgemäß bietet dieser Ansatz beson<strong>der</strong>sviel Potential bei Optimierungsproblemen,die durch partielle Differentialgleichungengesteuert sind; ein Beispiel hierfür ist dieKontrolle <strong>der</strong> Temperatur des Wassers ineinem Schwimmbad.Meine wissenschaftliche Arbeit sieht konkretwie folgt aus: für das zu lösende Problemmuss zunächst (mit Papier und Stift) dietheoretische Basis für die Numerik gelegtwerden: z. B., welcher Ansatz eignet sich,welche Eigenschaften k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> für dieresultierenden Gleichungen und approximativenLösungen beweisen ? Diese theoretischenErgebnisse enthalten viele problemabhängigeKonst<strong>an</strong>ten, <strong>der</strong>en Einfluss durcheine konkrete Simulation geprüft werdenmuss. Programmierkenntnisse sind daher füreine Numerikerin unabdingbar – allerdingsnicht in dem Umf<strong>an</strong>g, wie m<strong>an</strong> sie ‚Hackern‘zuschreibt. In erster Linie zählt für mich, dassdie numerischen Ergebnisse richtig sein müssenund die Programme überprüfbar korrektsind - damit zu all den oben aufgezähltenmöglichen Fehlern bei den Simulationennicht auch noch ‚dumme‘ Programmierfehler

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