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Professorinnen an der Universität Bonn - ArtOfVision

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Dr. Dr.Helga SauerweinProfessorin für Anatomie, Physiologie und Hygiene <strong>der</strong> Haustiereeboren 1960 in Rain amLech habe ich meine Kindheitin Bayern verbracht.Nach mehrmaligen Umzügeninnerhalb Bayerns, bedingt durch die Tätigkeitmeines Vaters als beamteter Tierarzt,habe ich schließlich meine Gymnasialzeit inLindau am Bodensee verbracht.Erwähnenswert für dieses Portrait istvielleicht, dass ich ein reines Mädchengymnasiumbesucht habe. Ich hatte das Gymnasiumzwar in einem neusprachlichen Zweigbegonnen, neben <strong>der</strong> Faszination durchSprache überwog aber schon bald mein Interesse<strong>an</strong> den Naturwissenschaften, v.a. <strong>an</strong><strong>der</strong> Biologie, Biochemie und Chemie. SpeziellTiere, und hier beson<strong>der</strong>s Nutztiere st<strong>an</strong>den,sicherlich auch geprägt durch meinenVater, im Vor<strong>der</strong>grund.Zur „Faszination Biologie“ hat währendmeiner Kollegstufenzeit auch ein Lehrer g<strong>an</strong>zwesentlich beigetragen. Ein weiterer Interessenschwerpunktwurde in den letzten Schuljahrenzunehmend <strong>der</strong> Umweltschutz undhier speziell die Rolle <strong>der</strong> L<strong>an</strong>dwirtschaft.Die damals noch neuen Bewegungen zueiner „grünen“ und „ökologischen“ L<strong>an</strong>dwirtschaft,habe ich intensiv verfolgt undhabe mich vor diesem Hintergrund d<strong>an</strong>nnicht, wie zunächst gepl<strong>an</strong>t für ein Studium<strong>der</strong> Veterinärmedizin, son<strong>der</strong>n für das <strong>der</strong>1979 beg<strong>an</strong>n ich das Studium <strong>an</strong> <strong>der</strong> TechnischenUniversität München in Weihensteph<strong>an</strong>.Die gefor<strong>der</strong>te praktische Ausbildunghabe ich in Form eines Zwischensemestersnach dem Grundstudium auf eineml<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Betrieb in Oberschwabenabgeleistet; spätestens d<strong>an</strong>n beg<strong>an</strong>neine Phase <strong>der</strong> Desillusionierung und <strong>der</strong>Ernüchterung.Ich hatte mich bei ökologisch wirtschaftendenBetrieben bzw. Betriebsgenossenschaftenum ein l<strong>an</strong>dwirtschaftliches Praktikumbemüht, die dort erhaltenen Absagenwurden stets damit begrün det, dass erstensdafür keine Frauen erwünscht seien und ichaber zweitens gerne im Haushalt ein Praktikummachen könne … so habe ich schließlichauf einem konventionell wirtschaftendenBetrieb meine sechs Monate absolviert.Ich denke, dass es für uns sehr wichtig ist, sich zu den verschiedenenuniversitätsrelev<strong>an</strong>ten Aspekten unterein<strong>an</strong><strong>der</strong> auszutauschen und zuinformieren.Mit Rückkehr ins Hauptstudium habe ichmich für die Studienrichtung „Tierwissenschaften“entschieden und habe 1985 mitdem Diplom das Studium abgeschlossen.Während <strong>der</strong> Zeit habe ich mich wie<strong>der</strong>vermehrt den Fächern gewidmet, die meinerInteressenslage entsprachen, die aber inHinblick auf die praktische L<strong>an</strong>dwirtschaftals Grundlagenfächer einzuordnen sind:Bio chemie und Physiologie. MaßgeblichenEinfluss hatte hier mein späterer DoktorvaterProf. Heinrich Karg, dessen Vorlesungenmich überaus faszinierten, mich aber auf <strong>der</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>en Seite verunsicherten, was mein zukünftigesBerufsbild betraf.Mit meiner Diplomarbeit am von Prof.Karg geleiteten Institut für Physiologie <strong>der</strong>Fortpfl<strong>an</strong>zung und Laktation entst<strong>an</strong>d erstmals<strong>der</strong> Wunsch nach einer wissenschaftlichenTätigkeit. Mit <strong>der</strong> sich <strong>an</strong>schließendenDoktorarbeit im selben Institut wurde dieserWunsch d<strong>an</strong>n präziser.1988, nach meiner Promotion, erhielt ich einPost-Doc Stipendium <strong>der</strong> DFG nach Neuseel<strong>an</strong>d.An <strong>der</strong> Auckl<strong>an</strong>d Medical School,am Department for Paediatrics bei Dr. BernhardBreier und Prof. Peter Gluckm<strong>an</strong> hatteich für rd. 15 Monate Gelegenheit, bei verschiedenenForschungs projekten <strong>an</strong> Schafenals Modelltieren mitzuarbeiten; zudemerlernte ich dort verschiedene molekularbiologischeTechniken.Bei einzelnen Tagungsaufenthalten in denUSA in dieser Zeit fiel mir erstmals auf, dass Während meines Studiums und <strong>der</strong> Zeit als60 Agrarwissenschaften entschieden.auf den amerik<strong>an</strong>ischen Meetings <strong>der</strong> Frau-wissenschaftliche Angestellte kamen Frauen ich rückblickend meinen Weg wie<strong>der</strong> gehen.61en<strong>an</strong>teil deutlich höher war, vor allem auchin <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> über 30-Jährigen, dieich bei den deutschen Tagungen nur in verschwindendgeringer Zahl bemerkt habe.Nach meinem Ausl<strong>an</strong>dsaufenthalt kehrteich in das Weihensteph<strong>an</strong>er Institut zurück,zunächst auf befristeten Stellen, schließlichin perm<strong>an</strong>enter Position.1994 habilitierte ich. Ich hatte mich bis dahinals Frau niemals benachteiligt gesehen, son<strong>der</strong>nhatte von Seiten meiner ausschließlichmännlichen Betreuer im Gegenteil stetswohlwollend För<strong>der</strong>ung erfahren und hattezu den männlichen Kollegen ein freundschaftlichesVerhältnis. Selbständiges undeigenver<strong>an</strong>twortliches Arbeiten war mir eineSelbstverständ lichkeit, ebenso wie die Unterstützungund Kooperation <strong>der</strong> Kollegen.Auch nach <strong>der</strong> Emeritierung von Prof.Karg und <strong>der</strong> Neubesetzung <strong>der</strong> Professur inWeihensteph<strong>an</strong>, übrigens mit dem Betreuermeiner Diplom- und Doktorarbeit, Prof.H.H.D. Meyer, än<strong>der</strong>te sich das nicht. Erstnachdem meine ersten Bewerbungen aufeine Professur bek<strong>an</strong>nt wurden, wurde mirbei einigen Kollegen bewusst, dass die För<strong>der</strong>ungund Unterstützung nur bis zu einemgewissen Grade ging.Sobald die Konkurrenzsituation offenbarwar, än<strong>der</strong>te sich das und heute besteht nurnoch mit einem <strong>der</strong> früheren Kollegen einreger wissenschaftlicher Austausch und persönlicherKontakt.als <strong>Professorinnen</strong> faktisch gar nicht vor. Zwargab es während meiner Doktor<strong>an</strong>denzeitdurchaus weibliche Kolleginnen in gleicherPosition, später aber, als Habilit<strong>an</strong>din undPrivatdozentin gab es keine Kolleginnen, mitdenen ein Austausch möglich gewesen wäre,allerdings habe ich das bis dahin gar nicht bewusstwahrgenommen, nicht vermisst unddaher auch nicht d<strong>an</strong>ach gesucht.Inzwischen nehme ich aber sehr bewusstwahr, dass es zwar schon mehr Frauen <strong>an</strong>deutschen Universitäten auch in Führungspositionengibt, dass wir aber nach wie vor alsAusnahme gelten. Ich denke, dass es für unssehr wichtig ist, sich zu den verschiedenenuniversitätsrelev<strong>an</strong>ten Aspekten unterein<strong>an</strong><strong>der</strong>auszutauschen und zu informieren, unduns dafür einzusetzen, dass eine echte Ch<strong>an</strong>cengleichheitbei <strong>der</strong> Durchsetzung unsererInteressen besteht.Ich habe in meiner Lebenspl<strong>an</strong>ung zwarnie bewusst eine Entscheidung gegen Kin<strong>der</strong>und für eine Karriere gefällt; <strong>an</strong>gesichts<strong>der</strong> vielen Zeit und Energie, die neben <strong>der</strong>Begeisterung für das Fach meines Erachtensfür einn wissenschaftlichen Werdeg<strong>an</strong>gaufzubringen sind, halte ich es persönlichfür schwierig, aber nicht für unmöglich,Familie und Beruf mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> zuvereinbaren.Angesichts <strong>der</strong> vielen Möglichkeiten undFreiheitsgrade, die ich als Wissenschaftlerinund Professorin habe, <strong>der</strong> Vielzahl von Kontaktenmit Kollegen im In- und Ausl<strong>an</strong>d, <strong>der</strong>eigenen Faszination im Fachgebiet und, nichtzuletzt, <strong>der</strong> Arbeit mit Studierenden würde

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