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Professorinnen an der Universität Bonn - ArtOfVision

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Dr.Christi<strong>an</strong>e SchildknechtProfessorin für Philosophiech wurde 1958 in Hamburg geboren,habe dort 1976 das Abitur best<strong>an</strong>denund <strong>an</strong>schließend <strong>an</strong> <strong>der</strong> UniversitätKonst<strong>an</strong>z und am University College inLondon Philosophie, Germ<strong>an</strong>istik und Mathematikstudiert; seit Oktober 2000 bin ichProfessorin für Philosophie <strong>an</strong> <strong>der</strong> Universität<strong>Bonn</strong>.einjähriger Ausl<strong>an</strong>dsaufenthalt (1979–1980)in London nach <strong>der</strong> Zwischenprüfung einenEindruck davon vermittelt, wie lebendig, informellund studentenzugew<strong>an</strong>dt die universitäreLehre sein k<strong>an</strong>n.In Engl<strong>an</strong>d kam ich erstmals (!) direkt mitweiblichen Professoren in Kontakt. Die Erfahrungenmit dem <strong>an</strong>gelsächsischen Universitätssystemhaben mich persönlich undfachlich so nachhaltig geprägt, dass ich michnach meiner Promotion 1989 in Philosophiezunächst auf eine Gastprofessur in den USA(1991), später d<strong>an</strong>n während meiner Zeit alswissenschaftliche Mitarbeiterin auf weitereGastprofessuren in Neuseel<strong>an</strong>d und Australien(1992 und 1996) sowie erneut in denUSA (1999) bewarb.Dabei ging meine erste Gastprofessur<strong>an</strong> einer amerik<strong>an</strong>ischen Universität, <strong>der</strong>University of Oregon, zurück auf die Vermittlungeiner amerik<strong>an</strong>ischen Humboldt-Stipendiatin, die ich während meiner Promotionszeit<strong>an</strong> <strong>der</strong> Universität Konst<strong>an</strong>z kennengelernt hatte.Ihr verd<strong>an</strong>ke ich nicht nur die stetigeFör<strong>der</strong>ung meiner fachlichen Interessen,son<strong>der</strong>n auch die erstmalige Identifikationsmöglichkeitmit einer Frau alsPhilosophieprofessorin.Die Selbstverständlichkeit, mit <strong>der</strong> Akademikerinnenin den <strong>an</strong>gelsächsischen Län<strong>der</strong>n,insbeson<strong>der</strong>e in den USA, den Beruf <strong>der</strong>Wissenschaftlerin ausüben, hat sicherlich zumeiner Entscheidung beigetragen, mich nach<strong>der</strong> Promotion weiter für die wissenschaftlicheLaufbahn zu qualifizieren.Meine männlichen För<strong>der</strong>er (nebenmeinem Vater) waren zwei Philosophieprofessoren,die meine wissenschaftliche Ausbildungvom Studium über die Promotion bishin zur Habilitation unterstützend begleitetund durch Stipendien<strong>an</strong>träge und gemeinsamePublikationen mitgetragen haben.Zu keiner Zeit habe ich mich ihnen o<strong>der</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>en Professoren gegenüber als Fraubenachteiligt gefühlt, vielmehr hatte ich dasGlück, von einer überwiegend positiven HaltungWissenschaftlerinnen gegenüber profitierenzu können (die einzige negative Ausnahmebildete einer meiner Mathematik-Professoren).Was dieser För<strong>der</strong>ung zum Trotzbleibt, ist <strong>der</strong> Exoten-Faktor, <strong>der</strong> Frauen <strong>an</strong>Die Selbstverständlichkeit, mit <strong>der</strong>Akademikerinnen in den <strong>an</strong>gelsächsischenLän<strong>der</strong>n … den Beruf<strong>der</strong> Wissenschaftlerin ausüben, hatsicherlich zu meiner Entscheidungbeigetragen, mich nach <strong>der</strong> Promotionweiter für die wissenschaftlicheLaufbahn zu qualifizieren.einer deutschen Universität immer noch <strong>an</strong>haftetund <strong>der</strong> sich gleichermaßen positivwie negativ auswirken k<strong>an</strong>n.Was es heißt, sich unbef<strong>an</strong>gen unter seinesgleichenbewegen zu können – <strong>an</strong>stelle entwe<strong>der</strong>aufzufallen o<strong>der</strong> aber nicht wahrgenommenzu werden – dieses für männlicheKollegen selbstverständliche Gefühl konnteich Ende <strong>der</strong> 90er Jahre am PhilosophischenSeminar einer amerik<strong>an</strong>ischen Universität erleben,<strong>an</strong> dem Frauen deutlich in <strong>der</strong> Mehrzahlwaren.Rückblickend sind es also sehr oft Ausl<strong>an</strong>dserfahrungengewesen, die mich aufdem l<strong>an</strong>gen und unsicheren Weg zur Professurgestärkt und mir trotz <strong>der</strong> hohen Anfor<strong>der</strong>ungen<strong>an</strong> Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen,<strong>an</strong> persönliche Energie undprivate Lebenszeit die Lust <strong>an</strong> <strong>der</strong> Wissenschaftbewahrt haben.Wenn Sie sich also für den Beruf „Wissenschaftlerin“interessieren, d<strong>an</strong>n sollten Sieneben einer Begeisterung für die fachlichenInhalte vor allem die Bereitschaft mitbringen,einen wesentlichen Teil Ihrer Zeit und IhrerEnergie dafür herzugeben. Das k<strong>an</strong>n <strong>an</strong>gesichts<strong>der</strong> l<strong>an</strong>gen Ausbildungszeiten geradefür Frauen letztlich heißen, dass sich Berufund Familie mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> schlecht o<strong>der</strong> garnicht vereinbaren lassen. Aber auch wenndas <strong>der</strong> Fall sein sollte, als Wissenschaftlerinstehen Ihnen Perspektiven offen, wiesie in ihrer Vielfalt und freien Gestaltungwohl kaum ein <strong>an</strong><strong>der</strong>er Beruf zu bieten hat:Innerhalb des jeweiligen Faches bieten sichunzählige Möglichkeiten, die eigenen Interessenzu vertiefen o<strong>der</strong> sich neue Themenfel<strong>der</strong>zu erarbeiten.Hinzu kommt die Ch<strong>an</strong>ce, etwa über Tagungenneue Kontakte zu knüpfen o<strong>der</strong> füreinige Zeit im Ausl<strong>an</strong>d zu arbeiten. Neben<strong>der</strong> Freiheit und Eigenver<strong>an</strong>twortlichkeit gehörenschließlich die Verbindung von Forschungund Lehre und damit <strong>der</strong> Kontakt zuden Studenten zu den unschätzbaren Vorteileneiner wissenschaftlichen Laufbahn:Was hier <strong>an</strong> persönlichem und fachlichemAustausch stattfindet, ist den l<strong>an</strong>gen, oftmalsmühsamen Qualifikationsweg mehr als wert.Schwerpunkte in Lehre undForschungZu meinen thematischen Schwerpunkteninnerhalb des Bereichs <strong>der</strong> theoretischenPhilosophie zählen insbeson<strong>der</strong>e dieErkenntnistheorie, die Philosophie des Geistessowie Sprachphilosophie und das Verhältnisvon Philosophie und Literatur.Im Zentrum erkenntnistheoretischer Fragestellungensteht die Bestimmung des Begriffsvon Wissen bzw. von Erkenntnis, wobei ichmich vor allem mit Wissensformen befasse,die über ein Verständnis von Wissen hinausgehen,das nur in Begriffen und/o<strong>der</strong> Sätzenverfügbar ist: die Art und Weise etwa, in<strong>der</strong> mir meine psychischen Zustände (z. B.Angst o<strong>der</strong> Schmerz) gegeben sind (Selbstbewusstsein)o<strong>der</strong> die Inhalte, die meineDie Wahl meiner Studienfächer hängt einerseitsmit Interessen zusammen, die während<strong>der</strong> Schulzeit durch zwei engagierte Lehrergeweckt und geför<strong>der</strong>t wurden, <strong>an</strong><strong>der</strong>erseitsentsprach die geisteswissenschaftliche Ausrichtungdem akademischen Klima meines Elternhauses,das mich früh zu einer Leserattewerden ließ.Mit <strong>der</strong> Philosophie in Berührung brachtemich d<strong>an</strong>n gegen Ende <strong>der</strong> Schulzeit ein Studentaus dem Freundeskreis. Das Studiumhabe ich mit einer eher diffusen Vorstellungim Hinblick auf die spätere Berufstätigkeitbegonnen, allerdings in dem deutlichen Bewusstsein,nicht in den Schuldienst zu wollen.Dabei entst<strong>an</strong>d das Interesse <strong>an</strong> einerwissenschaft lichen Tätigkeit im Verlauf desStudiums auf zwei Wegen, die beide unmittelbarmit den späteren För<strong>der</strong>ungen in Verbindungstehen:Zum einen wurde mir bereits im Grundstudiumeine wissenschaftliche Hilfskraft-62 stelle <strong>an</strong>geboten, zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en hat mir einWahrnehmungszustände (z. B. das visuelle63

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