TUContact Gesamtausgabe - TU Clausthal
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Die Gegend um die Stadt Moa ist geprägt von Nickelbergbau. Wer in Moa Sandstrände sucht, muss einige Kilometer fahren.<br />
„Kuba ist auch ein kleines Abenteuer“<br />
<strong>TU</strong>-Professor Gursky von mittelamerikanischer Partner-Universität Moa ausgezeichnet<br />
Von Christian Ernst<br />
Karibik, Fidel Castro, Havanna, Sozialismus<br />
– beim Begriff Kuba entstehen<br />
vielfältige Assoziationen. Zur Universität<br />
Moa auf dem Inselstaat unterhält<br />
die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> seit mehr als einem<br />
Jahrzehnt eine Kooperation. Für diese<br />
Nachhaltigkeit ist der zuständige <strong>TU</strong>-<br />
Professor Hans-Jürgen Gusky (Institut<br />
für Geologie und Paläontologie) Anfang<br />
des Jahres seitens der Mittelamerikaner<br />
ausgezeichnet worden.<br />
Geowissenschaftler Gursky hat die kubanische<br />
Partneruniversität seit 2005<br />
jedes Jahr für einige Wochen besucht.<br />
Im Mittelpunkt stand dabei Geländeforschung<br />
für ein großes Umweltprojekt,<br />
das sich mit der Schwermetallbelastung<br />
in Gewässern durch Bergbau<br />
und Aufbereitung beschäftigt. „Daneben<br />
habe ich Blockseminare gegeben,<br />
beispielsweise über Rutschungen“, berichtet<br />
der Hochschullehrer, „das<br />
theoretische Niveau der Studierenden<br />
ist gut.“ Dies haben ihm auch zwei angehende<br />
<strong>Clausthal</strong>er Wirtschaftsingenieure<br />
bestätigt, die einen mehrwöchigen<br />
Studienaufenthalt in Moa<br />
verbracht haben.<br />
Die Region um die Kleinstadt im<br />
Nordosten Kubas – etwa 800 Kilometer<br />
entfernt von der Hauptstadt Havanna<br />
– ist geprägt vom Nickelbergbau.<br />
Folglich fällt das Profi l der<br />
Hochschule, die in den 1970er Jahren<br />
als Ableger der renommierten Universität<br />
Santiago de Cuba entstand, ähnlich<br />
aus wie das der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>. Von<br />
der praktischen Ausstattung her sind<br />
die beiden Einrichtungen allerdings<br />
nicht vergleichbar. Die Harzer Uni bie-<br />
tet deutlich mehr Möglichkeiten. Daher<br />
verbrachten in den vergangenen<br />
Jahren mehrfach Doktoranden und<br />
Masterstudierende aus Übersee, gefördert<br />
mit einem Stipendium des Deutschen<br />
Akademischen Austausch<br />
Dienstes (DAAD), einen Forschungsaufenthalt<br />
an der <strong>TU</strong>. „Außerdem war<br />
schon zwei Mal eine Delegation um<br />
den Vizepräsidenten der Universität<br />
Moa bei uns zu Gast“, erzählt Professor<br />
Gursky.<br />
Begonnen hat die Kooperation zwischen<br />
den beiden Hochschulen 1999,<br />
initiiert von Professor Peter Dietz, dem<br />
damaligen Rektor der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>.<br />
Dietz hatte seinerzeit erfahren, dass<br />
sein Kollege Hans-Jürgen Gursky fünf<br />
Jahre als Wissenschaftler an der mexikanischen<br />
Universität in Linares geforscht<br />
hatte und daher sehr gut Spanisch<br />
spricht. Also bat er ihn, in die<br />
Partnerschaft mit den Kubanern einzusteigen.<br />
Dessen erster Besuch auf der<br />
Insel verlief wenig vielversprechend.<br />
„Ich wollte mich mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
fortbewegen, doch das<br />
ging schief“, kann Gursky heute<br />
schmunzelnd darauf zurückblicken. In<br />
den Folgejahren mietete er sich jeweils<br />
ein Auto, erschloss sich dadurch die<br />
inspirierende Region und ließ sich von<br />
den herzlichen Menschen von mal zu<br />
mal mehr für Kuba begeistern. Kürzlich<br />
ist der <strong>TU</strong>-Wissenschaftler, der zusammen<br />
mit Dr. Jörg Schröder vom<br />
Internationalen Zentrum <strong>Clausthal</strong><br />
Kooperationsbeauftragter der <strong>TU</strong> ist,<br />
sogar vom kubanischen Botschafter in<br />
Berlin für mehrere Stunden empfangen<br />
worden.<br />
„Keine Frage, ein Studienaufenthalt<br />
auf Kuba ist auch ein kleines Abenteuer“,<br />
sagt Professor Gursky mit Blick<br />
auf das sozialistische Umfeld. Zuletzt<br />
habe die Regierung erste Reformschritte<br />
eingeleitet, die „nichtstaatliche<br />
Formen der Erwerbstätigkeit teilweise<br />
erlauben“, informiert das<br />
Auswärtige Amt und verweist darauf:<br />
Im Vergleich zu anderen Fernreisezielen<br />
ist Kuba ein sicheres Land. Hans-<br />
Jürgen Gursky wünscht sich, dass der<br />
Kooperationsvertrag mit der Universität<br />
Moa wieder verlängert und ausgebaut<br />
wird. Vorgesehen sind weitere<br />
Fortbildungsmaßnahmen, auch eine<br />
Graduiertenschule mit Unterstützung<br />
des DAAD ist geplant. Wenn es zur<br />
Vertragsunterschrift kommt, möchte<br />
er dieses Mal nicht allein nach Kuba<br />
fl iegen: „Es wäre schön, wenn mich<br />
ein Vertreter unserer Hochschulleitung<br />
begleiten könnte.“<br />
Geowissenschaftler Professor Hans-Jürgen<br />
Gursky (links).<br />
<strong><strong>TU</strong>Contact</strong> 1/2012 Kontakt & Kooperation 47