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TUContact Gesamtausgabe - TU Clausthal

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ungen einer zukünftigen Energieversorgung<br />

an, die regenerative Energien<br />

in erheblichen Umfang – zuverlässig<br />

– einbinden will: Die Umwandlung<br />

von zum Zeitpunkt seiner Erzeugung<br />

überschüssigem Öko-Strom per<br />

Wasserelektrolyse in Wasserstoff und<br />

Sauerstoff und die Rückreaktion zu<br />

Wasser in einer Brennstoffzelle in Bedarfszeiten<br />

ist eine denkbare Option,<br />

um aus schwankenden regenerativen<br />

Quellen stammende ‚Stromangebote’<br />

substanziell für eine verlässliche Energieversorgung<br />

unserer Industriegesellschaft<br />

nutzbar zu machen. Dieses<br />

Thema wählen wir als Folie, um in<br />

die Welt der galvanischen Elemente<br />

einzuführen. Wir kombinieren dies<br />

mit dem Bau von je drei Luftsauerstoffelementen<br />

(Magnesiumanode<br />

+ Luftsauerstoffmembran aus einem<br />

silberbeschichteten Nickelnetz als<br />

Kathode) und dreier Primärbatterien<br />

(Magnesiumanode und Silberchlorid<br />

aufgetragen auf eine Edelstahlplatte<br />

als Kathode) durch die Teilnehmer. In<br />

Reihe geschaltet, können sie mithilfe<br />

eines Conrad-Elektromotors eine (rudimentäre)<br />

Auto-Plattform in (langsamen)<br />

Gang setzen. Die Teilnehmer<br />

dieses Workshops müssen handwerklich<br />

geschickt die Bausätze zusammen<br />

setzen und anschließend beim Leistungsvergleich<br />

Vor- und Nachteile<br />

beider Systeme ergründen, weil ein<br />

Typus schneller läuft. Die für die katalytische<br />

Sauerstoffreduktion mit Silber<br />

beschichteten Nickelmembranen<br />

werden im Institut für Chemische<br />

Verfahrenstechnik selbst gefertigt. Sie<br />

stammen aus Forschungsprojekten<br />

und wurden für den studentischen<br />

Wettbewerb Chemcar vor einigen Jahren<br />

erstmals erfolgreich eingesetzt.<br />

Für die Schüler sollen sich, so unsere<br />

Intention, die Fragen – Wofür soll ich<br />

die elektrochemische Spannungsreihe<br />

kennen? Was ist Spannung, Strom,<br />

Widerstand, eine Reihenschaltung?<br />

Wie messe ich sie? – aus einem möglichen<br />

technologischen Kontext beantworten,<br />

um die Herausforderungen<br />

einer zunehmend auf regenerative<br />

Energiequellen setzenden Energieversorgung<br />

zu bewältigen. Und gleichzeitig<br />

ist der offene Horizont aufgezeigt:<br />

Unser ‚Auto’ bewegt sich, sofern alles<br />

fehlerfrei zusammengebaut ist, im<br />

Schneckentempo – von der Leistung<br />

des Otto-Motors weit entfernt. Die<br />

Forschungsaufgaben müssen aber jetzt<br />

angegangen werden, um die sich abzeichnenden<br />

Anforderungen einer<br />

knapper werden Erdölversorgung zu<br />

lösen.<br />

Wir wollen den Schülern und Schülerinnen<br />

einen Weg zeigen, der die<br />

schlechten Alternativen „Es funktioniert<br />

doch alles, wofür soll ich noch<br />

Ingenieur werden?“ oder „Alles wird<br />

schlechter, man kann doch nichts<br />

mehr bewegen“! vermeidet. Stattdessen<br />

wollen wir sie konstruktiv mit<br />

lösbaren Problemen konfrontieren –<br />

und an der ersten Ideenfi ndung auf<br />

diesem Weg beteiligen, so ihr Selbstbewusstsein<br />

und Interesse stärken.<br />

Auch dieser Ansatz sollte nicht zu einer<br />

Ideologie blinder Technikeuphorie<br />

ausufern. Technische Lösungsansätze<br />

können oft nur im Verbund mit<br />

den richtigen politischen, wirtschaftlichen<br />

und juristischen Rahmenbedingungen<br />

zu einer Problemlösung<br />

führen. Im Falle des <strong>Clausthal</strong>-tunesischen<br />

Forschungsprojektes scheiterte<br />

die praktische Umsetzung unter<br />

anderem daran, dass einige der für<br />

die Abwasserreinigung benötigten<br />

Substanzen auch zum Selbstbau terroristischer<br />

Bomben hätten genutzt<br />

werden können und deshalb in Tunesien<br />

– unter dem Regime Ben Alis<br />

– nicht von den Ingenieuren erworben<br />

werden konnten. Diesem Aspekt,<br />

der Wechselwirkung technischer Lösungsansätze<br />

mit außertechnischen<br />

Rahmenbedingungen, geht unser<br />

neuester, von der Deutschen Bundesstiftung<br />

Umwelt geförderter Workshop<br />

zum Thema Recycling unter der<br />

Fragestellung „Was steckt in deinem<br />

Handy?“ am Beispiel des Erzbergbaus<br />

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<strong><strong>TU</strong>Contact</strong> 1/2012 Schule & Hochschule 51

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