Sport und Tourismus - Der Deutsche Olympische Sportbund
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Praktisch notwendig wird eine <strong>Sport</strong>tourismus-Definition jedoch dort, wo wir eine<br />
ins Beliebige hineinreichende Aufweichung des Begriffs haben <strong>und</strong> selbst die<br />
vormals diffuse Klarheit vollends unklar wird. Ein- <strong>und</strong> Abgrenzungen sind somit<br />
nichts Nebensächliches, sondern etwas Gr<strong>und</strong>legendes, um bestimmen zu<br />
können ob etwas <strong>Sport</strong>tourismus ist oder irgendetwas anderes.<br />
Das hat auch unmittelbar ökonomische Konsequenzen. Wenn in anderen<br />
Bereichen Markenprodukte durch Plagiate entwertet werden, Kitsch als Kunst<br />
ausgegeben werden kann, Wellness als nichtssagender Containerbegriff jedweder<br />
Angebote herhält, spätestens dann werden Forderungen laut, doch für Abgrenzungen<br />
zu sorgen. Was ist bspw. ein <strong>Sport</strong>hotel? Hinter diesem ungeschützten<br />
Begriff verbergen sich ganz unterschiedliche Vorstellungen vom Qualität, so dass<br />
bspw. Reiseveranstalter wie die TUI aus diesem Gr<strong>und</strong> eigene Kriterien entwickelt<br />
haben, um sich von beliebig konstruierten Etikettierungen zu distanzieren. Die<br />
diversen Lizenzierungen sowie Qualitäts- <strong>und</strong> Gütesiegel sind ganz praktische<br />
Versuche, Produkte eindeutiger samt ihrer qualitativen Beschaffenheit auf dem<br />
Markt zu positionieren <strong>und</strong> sich positiv abzuheben. Wie es scheint, besteht auch<br />
aus einer marktwirtschaftlichen Überlegung heraus der Bedarf, das<br />
Nominalismus-Problem zwischen Sein <strong>und</strong> Heißen zumindest teilweise aufzulösen.<br />
3 In der Regel wird hier jedoch auf einer überwiegend pragmatischtechnischen,<br />
also formalen Ebene argumentiert. Bevor wir jedoch zu einer<br />
<strong>Sport</strong>tourismus-Definition kommen, sollen vorab die verschiedenen<br />
Anbietersysteme aus den Teilsystemen <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Sport</strong> dargestellt werden.<br />
<strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Sport</strong> als Teilsysteme<br />
Gr<strong>und</strong>legend ist also von zwei Anbietersystemen auszugehen, die sich durch<br />
jeweils unterschiedliche gesellschaftliche <strong>und</strong> kulturelle Bezüge zum Feld des<br />
<strong>Sport</strong>s <strong>und</strong> zum Feld des <strong>Tourismus</strong> ausweisen. Aus Sicht des touristischen<br />
Wirtschaftssubsystems werden die Zugänge als Profit- <strong>und</strong> Non-profit-Dual<br />
verstanden. Im Vordergr<strong>und</strong> stehen hier das ökonomische Primat <strong>und</strong> eine<br />
Dienstleistungsorientierung. Aus Sicht des Kultursystems <strong>Sport</strong> bestehen die<br />
Zugänge hinsichtlich der aktiven Ausübung der kulturellen Praxis <strong>und</strong> in seiner<br />
touristischen Form als ein inhaltliches Spezifikum. Zumindest ist dies die<br />
idealtypische Sichtweise, da es im <strong>Sport</strong>system durchaus auch Angebotsstrukturen<br />
gibt, deren Hauptsinn ebenfalls im Ökonomieprinzip verankert ist <strong>und</strong><br />
<strong>Sport</strong> lediglich unter modisch-aktuellen Prämissen versteht. In Anlehnung an die<br />
von Jütting (1987, 1996) vorgenommene Unterteilung des <strong>Sport</strong>systems trifft<br />
dies vor allem auf das mediale <strong>Sport</strong>system mit seiner professionellen<br />
Dienstleistungsarbeit zu, wie z.B. auf einen Teil der kommerziellen Fitness-<br />
Studios <strong>und</strong> der sportbezogenen Erwachsenenbildungsträger. 4<br />
Abb. 1: <strong>Sport</strong>tourismus in unterschiedlichen Teilsystemen<br />
14<br />
3 Siehe dazu auch Hagedorn 1996, S. 165<br />
4 Zu Ausdifferenzierung <strong>und</strong> Typologie des Dienstleistungsangebotes im <strong>Sport</strong> siehe<br />
auch Woratschek 1999, S. 210