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Sport und Tourismus - Der Deutsche Olympische Sportbund

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an Zeit“ nicht die Sinngrenze bestimmen kann, sondern eher hilfreich für eine<br />

Binnendifferenzierung als graduelle Abstufung sein kann.<br />

Weiterführend ist innerhalb der formal-etablierten <strong>Tourismus</strong>definitionen (WTO<br />

1993) die Formulierung „Verlassen des gewöhnlichen Aufenthaltsortes“, also die<br />

Kategorie des Raumes. Gr<strong>und</strong>legend ist damit die Sinngrenze von<br />

<strong>Tourismus</strong>/Reisen angesprochen. Jedoch ergeben sich auch hier einige<br />

Fallstricke, je nach formaler oder inhaltlicher Herangehensweise.<br />

So verliert die zentrale Kategorie des Raums durch die zunehmende<br />

Geschwindigkeit an Bedeutung. Die An- <strong>und</strong> Abreise wird zusehends aus dem<br />

Gesamtkomplex der Reise herausgelöst, mit den Folgen einer anfänglich mehr<br />

physischen als psychischen Ankunft am Reiseziel. Gemessen an den<br />

Reisegeschwindigkeiten des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts hat sich die (touristische) Welt<br />

heute in etwa auf die räumliche Größe des Münsterlands reduziert. Mit<br />

zunehmender Geschwindigkeit geht die Fähigkeit der Raumaneignung verloren<br />

bis hin zur Virtualität <strong>und</strong> äußerlich nur noch sichtbaren, innerlichen jedoch nicht<br />

mehr spürbaren (Fremd)bewegung im Raum. Erinnert sei an den sog.<br />

Milleniumsflug. Die Passagiere konnten gleich mehrmals mit dem Überfliegen der<br />

(willkürlich gesetzten) Zeitzonen den Jahrtausendwechsel (mit dem Beginn der<br />

Zeitrechnung ebenso willkürlich gesetzt) begehen. Hätte man die Teilnehmer<br />

ohne deren Wissen in einen Flugsimulator gesetzt (technische Machbarkeit hier<br />

einmal unterstellt), wären aufgr<strong>und</strong> der beharrlichen Bereitschaft, dem<br />

historischen „Ereignis“ angemessen zu begegnen, ebenso ausgeprägte Emotionen<br />

erfolgt. 6 Mit Gerhard Schulze gesprochen: Zur Suggestion gesellt sich die<br />

Selbstsuggestion.<br />

Mit dem Verlassen des „gewöhnlichen Aufenthaltsortes“ entsteht also dann ein<br />

Vakuum, wenn der Raum sowohl als Distanz zwischen zwei Orten wie auch als<br />

Areal nicht angeeignet wird, oder werden kann. Positiv ausgedrückt geht es<br />

zentral um das Aufsuchen von <strong>und</strong> (mindestens) um die Auseinandersetzung mit<br />

“Nicht-Alltäglichen Gunststandorten/-räumen“. 7<br />

<strong>Sport</strong>tourismus nach „<strong>Sport</strong> treiben im (sog., J.S.) Urlaub als Haupt- oder<br />

Nebenmotiv“ zu qualifizieren <strong>und</strong> gleichzeitig eine Binnendifferenzierung<br />

18<br />

6 Welche „Tücken“ die Formulierung „Verlassen des gewöhnlichen Aufenthaltsortes“<br />

mit sich bringt, könnte in Überschreitung von bloß gedanklichen Traumreisen im<br />

sog. Cyber-Space liegen. Wenn Ganzkörper-Datenanzüge klimatische Bedingungen<br />

<strong>und</strong> taktile Reize zu vermitteln in der Lage sind <strong>und</strong> Daten-Helme das mit den<br />

jeweiligen technischen Grenzen interaktive Agieren auf vorkonstruierte, virtuelle<br />

aber real erscheinende <strong>und</strong> Emotionen auslösende touristische Simulationswelten,<br />

dann haben wir es hier auch mit einer spezifischen Form des Verlassens vom<br />

gewöhnlichen Aufenthaltsort zu tun. Zumindest auf der Ebene des Eindrucks, des<br />

Erlebnisses (nicht der realen Erfahrung) könnte diese Form umfangreicher <strong>und</strong><br />

intensiver sein, als die 12-tägige Kreuzfahrt in die Karibik, wo ein Teil der<br />

amerikanischen Teilnehmer das Schiff nicht verlässt <strong>und</strong> stattdessen am Roulette-<br />

Tisch <strong>und</strong> vor Spielautomaten sitzt. Die Ausgleichsmotoren des Schiffes verhindern<br />

überdies die sonst üblichen Schlingerbewegungen auf dem Medium Wasser, so dass<br />

hier durchaus gefragt werden kann, wer sich in einer virtuelleren (bzw.<br />

alltäglicheren) Welt bewegt.<br />

7 Für den <strong>Sport</strong>tourismus können Gunststandort/-räume auch geomorphologisch<br />

<strong>und</strong> klimatisch gänzlich unwirtliche Orte/Räume sein (z.B. Hochgebirge, Ozeane),<br />

da sie gerade die für den <strong>Sport</strong> notwendige Anforderung erfüllen, das selbst<br />

gesteckte Ziel zu erreichen

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