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Sport und Tourismus - Der Deutsche Olympische Sportbund

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eigenständigen kulturellen System. <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Sport</strong> sind zu dieser Zeit<br />

offensichtlich nicht nur in Bezug auf die Motivlage der Protagonisten eng miteinander<br />

verb<strong>und</strong>en, sondern auch auf dem besten Wege, abseits der reinen<br />

Reproduktion der Arbeitskraft, völlig neue sinnstiftende Formen der Weltaneignung<br />

<strong>und</strong> körperlich-sinnlichen Erfahrung zu erschließen.<br />

Die eigentliche Hochphase des organisierten <strong>Tourismus</strong> setzte jedoch erst nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg ein. Nach 1945 bis etwa 1970 ist die Entwicklung von<br />

zwei großen <strong>Tourismus</strong>bewegungen gekennzeichnet:<br />

� Die Eroberung der Strände <strong>und</strong> Küsten des Mittelmeers in Italien, Spanien <strong>und</strong><br />

Frankreich.<br />

� Die Erschließung der Alpen durch Aufstiegshilfen wie Gondeln, Sessel- <strong>und</strong><br />

Schleppliften sowie die gerätetechnische Entwicklung im Pistenskilauf, die es<br />

auch dem ungeübteren <strong>und</strong> untrainierten Winterurlauber ermöglicht, sportlich<br />

die Berge zu erobern.<br />

Im Zweifel gegen den Berg<br />

Für den Fremdenverkehr bedeutete bspw. die Entwicklung des Skitourismus<br />

vielerorts ein zweites Standbein, aber auch die Förderung einer touristischen<br />

Monokultur. Zahlreiche Pisten wurden in den frühen Jahren - häufig rücksichtslos<br />

- in die Hänge gefräst, darüber hinaus wurden Zufahrtsstraßen gebaut sowie Skistationen<br />

<strong>und</strong> Hotelkomplexe errichtet - mit zum Teil erheblichen Auswirkungen<br />

auf Natur <strong>und</strong> Umwelt. Die massiv einsetzende Kritik an den negativen Folgen<br />

der touristischen Entwicklung Ende der 70er <strong>und</strong> Anfang der 80er Jahre führte im<br />

Alpenraum zeitweise zu einer politisch verordneten Denkpause, doch der Erfolg<br />

blieb leider begrenzt.<br />

Denn der Winter(sport)tourismus hat seit Ende der 90er Jahre eine scheinbar<br />

unumkehrbare Dynamik entwickelt, die nur noch ein Ziel kennt: Wachstum um<br />

jeden Preis. Bei der Vermarktung der „paradiesischen Bergwelt“, diesem<br />

„W<strong>und</strong>erwerk der Natur“, wie der Landeshauptmann von Tirol vollblumig das<br />

hohe Lied auf eines der sensibelsten Ökosysteme Europas singt, setzen finanzstarke<br />

Investoren auf immer ausgefallenere Ideen. Da stapfen in Sölden<br />

anlässlich des Theaterstückes „Hannibal“ schon mal echte Elefanten bei Flutlicht<br />

durch den Schnee oder es tobt in Kaprun die „Dauerparty für Freecarver,<br />

Freestyler, Freerider“ - powered by Raiffeisenclub.<br />

<strong>Der</strong> globale Wettbewerbsdruck macht es möglich. Denn längst konkurrieren die<br />

alpenländischen Ski-Nationen nicht nur untereinander um die Gunst der K<strong>und</strong>en,<br />

sondern auch mit den weltweiten Destinationen. Und die Urlauber entscheiden<br />

heute angeblich „zwischen Südsee <strong>und</strong> Skifahren“. Also wird kräftig weiter am<br />

Rad gedreht <strong>und</strong> die Naturschützer rüsten sich zum letzten Gefecht. Als letzten<br />

Ausweg empfiehlt der Österreichische Alpenverein einen Masterplan unter dem<br />

Patronat der Alpenkonvention, denn “keine Einzelregion wird freiwillig Selbstbeschränkungen<br />

auf sich nehmen, wenn sie weiß, dass das Konkurrenzregionen<br />

nicht tun.“<br />

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