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Sport und Tourismus - Der Deutsche Olympische Sportbund

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Ganz anders könnte die Sache aussehen, wenn man einige der auf <strong>Sport</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Sport</strong>ereignisse spezialisierten Destinationen betrachtet. Laut einer b<strong>und</strong>esweiten<br />

Umfrage aus dem Jahr 1996 haben bspw. über ein Drittel der deutschen<br />

Gemeinden <strong>Sport</strong> in ihr <strong>Tourismus</strong>-Marketing einbezogen (vgl. auch Beiträge in<br />

diesem Band). Die Zahl derer, die sich explizit mit <strong>Sport</strong>angeboten am Markt<br />

positionieren ist jedoch mit knapp über 7 Prozent eher klein (vgl. Freyer 2001, S.<br />

55). Die gleiche Umfrage ergab, dass in zwei Dritteln der befragten Orte<br />

<strong>Sport</strong>angebote für Gäste nicht bewusst <strong>und</strong> gezielt gefördert werden. Eine<br />

Kooperation zwischen den <strong>Tourismus</strong>- <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>anbietern findet in den meisten<br />

Kommunen nicht statt.<br />

Dass mit der Förderung des <strong>Sport</strong>tourismus ein nachhaltiger Wandel einher<br />

gehen kann, zeigt z.B. die Geschichte Arcos, die eng mit der Entwicklung des<br />

<strong>Sport</strong>kletterns verknüpft ist. Ehemals ein beliebter Kurort für Senioren ist der Ort<br />

am Gardaseee heute die europäischen Kletter-Zentrale mit einer halben Mio.<br />

Touristen pro Jahr, davon die Hälfte Kletterer <strong>und</strong> Biker.<br />

Ein anderes Beispiel liefert der Fremdenverkehrsverband Münsterland, der bereits<br />

seit 1983 auf seine „100 Schlösser Route“ setzt. Dort gibt es inzwischen mehr als<br />

10.000 km beschilderte Radwege. Jahr für Jahr nutzen 10 bis 15 Mio. Fahrradtouristen<br />

die Routen dieser Region. Etwa ein Drittel der Übernachtungen, d.h.<br />

eine Mio., gehen auf das Konto des Fahrradtourismus.<br />

Und wenn alles nach Plan läuft, werden vielleicht künftig Abertausende von<br />

Holländern <strong>und</strong> Bewohnern aus dem Ruhrgebiet den „Kahlen Asten“ bevölkern<br />

<strong>und</strong> zum sauerländischen El Dorado für Skifreaks machen.<br />

Ein relativ neues Phänomen im Rahmen sporttouristischer Angebote sind <strong>Sport</strong>-<br />

Events, die zu regelrechten Massenaufläufen sportbegeisterter Besucher <strong>und</strong><br />

ambitionierter „<strong>Sport</strong>touristen“ führen können. Einen nicht unwesentlichen Anteil<br />

am Erfolg solcher Veranstaltungen, seien es Stadtmarathons, City-Radrennen<br />

oder Boarder Weeks, inkl. Rockkonzert <strong>und</strong> Modenschau, haben - natürlich wie<br />

immer - die Medien. Zu Zeiten als Boris Becker noch die Weltrangliste statt die<br />

Klatschspalten beherrschte, war bspw. der Tenniszirkus auch für <strong>Sport</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Tourismus</strong>veranstalter ein lohnendes Geschäft. Heute zieht es die Massen an die<br />

Strecken des Formel 1-Rennzirkus oder an die Hänge der Sprungschanzen.<br />

Letzteres zeigt den medialen Einfluss überdeutlich. Denn es mutet schon kurios<br />

an, wenn ein jahrzehntelanges Minderheitenprogramm wie Skispringen, bei dem<br />

ein paar verwegenen Naturburschen im „Teletubbie-Kostüm“ zu Tale segeln, von<br />

Tausenden im Stadion <strong>und</strong> bis zu 14 Mio. an den Bildschirmen verfolgt wird.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Sport</strong> hat sich längst über seine Kernzielgruppe hinaus zur familiengerechten<br />

Unterhaltung entwickelt, so der <strong>Sport</strong>wissenschaftler Josef Hackforth. Das Fernsehen<br />

hat dabei die Regie übernommen <strong>und</strong> unsere Wahrnehmung des <strong>Sport</strong>s<br />

verändert <strong>und</strong> wenn es nötig wird, verändert es die Regeln gleich mit. So wurden<br />

bspw. im Langlauf kurze Sprints eingeführt, bei denen die Akteure, statt sich im<br />

tiefen dunklen Wald zu verlieren, unter permanenter Kamerabeobachtung<br />

stehend, mehrfach kurze Schleifen durchlaufen. „Big Brother“ lässt grüßen <strong>und</strong><br />

die Frage: „Wo ist Behle?“, gehört damit wohl endgültig der Vergangenheit an.<br />

Düstere Prognosen beschwören bereits die Entwicklung einer symbolischen<br />

<strong>Sport</strong>gesellschaft herauf. So vermutet bspw. das BAT Freizeit-Forschungsinstitut<br />

bis 2010 einen starken Rückgang der sportlich Aktiven bei gleichzeitig<br />

steigendem Zuschauerinteresse. Dabei würden Musik, Mode <strong>und</strong> Medien wichtiger<br />

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