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FLUG REVUE 10/2015

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Nach dem Aufschlag der F-16 (Punkt 0) schossen Trümmer und ein Feuerball quer<br />

über die Abstellfläche E2, wo gerade Flugzeuge auf den Start vorbereitet wurden.<br />

mulationen bei Lockheed Martin zeigten<br />

später, dass dies nur mit ganz bestimmten<br />

Eingaben möglich gewesen wäre –<br />

und angesichts der knappen Zeit nur<br />

dann, wenn der Pilot auf den Fehler vorbereitet<br />

gewesen wäre. Wie genau der<br />

hinten auf der linken Seitenkonsole befindliche<br />

Trimmknopf nach dem letzten<br />

Check unbeabsichtigt verstellt wurde,<br />

war nicht eindeutig zu bestimmen. Praktische<br />

Versuche legten nahe, dass der Pilot<br />

eine Checklistenkladde wohl so unglücklich<br />

an der Seite verstaute, dass dabei<br />

der Knopf verdreht wurde. Dies hätte<br />

die Crew bei einem erneuten Check am<br />

Bahnende noch erkennen können. FR<br />

KARL SCHWARZ<br />

mal und fast identisch mit den vorherigen<br />

Starts des Piloten mit demselben<br />

Flugzeug. Nach dem Abheben ging aber<br />

alles ganz schnell: Die Nase der F-16<br />

wanderte nach rechts, dann rollte der<br />

Fighter nach rechts. Instinktiv steuerte<br />

der Pilot gegen und zog am Sidestick, bis<br />

nach zwei Sekunden die Überziehwarnung<br />

anschlug. Die Steuereingaben zeigten<br />

aber nicht die erwartete Wirkung,<br />

und die F-16D schlug nach 7,8 Sekunden<br />

knapp neben dem Taxiway auf. Ein<br />

Feuerball und umherfliegende Trümmer<br />

schossen über die Abstellfläche E2. Drei<br />

Flugzeuge wurden total zerstört, fünf beschädigt;<br />

neun Mechaniker aus Frankreich<br />

starben, und 33 weitere Personen<br />

wurden teils schwer verletzt. Die Crew<br />

selbst kam ebenfalls ums Leben.<br />

Die Schleudersitze waren zwar sechs<br />

Sekunden nach dem Abheben vom Copiloten<br />

betätigt worden, doch da war die<br />

Maschine schon außerhalb der Flugparameter<br />

für eine Rettung.<br />

KEIN WEITERER CHECK<br />

AM ENDE DER BAHN<br />

Was den Piloten überrascht hatte, konnte<br />

die internationale Untersuchungskommission<br />

anhand der geborgenen Datenrekorder<br />

zusammenpuzzeln: Die Seitenrudertrimmung<br />

war mit zwölf Grad maximal<br />

nach rechts gestellt, wofür die<br />

F-16 keine Warnanzeige hat. Das Gegensteuern<br />

produzierte ein negatives Wendemoment,<br />

ein Effekt, den der leichte<br />

Seitenwind (neun Knoten, 60 Grad von<br />

rechts) und die asymmetrische Beladung<br />

verstärkten. Die Steuereingaben reichten<br />

nicht aus, das Flugzeug abzufangen. Si-<br />

Foto: Boeing<br />

Pannen treiben Kosten<br />

Mit der Entwicklung des KC-46-Tankers für die US Air<br />

Force hat Boeing nichts als Ärger. Milliardenabschreibungen<br />

und Verzögerungen sind schlecht fürs Image.<br />

Manchmal kann man gar nicht<br />

so dumm denken, wie es<br />

dann kommt: Weil die bei einem<br />

Vibrationstest am Boden statt<br />

Kraftstoff benutzte Flüssigkeit nicht<br />

den Vorschriften entsprach und ihre<br />

korrodierende Wirkung in den Tanks<br />

und Leitungen entfalteten, stehen bei<br />

der ersten KC-46A nun penible<br />

Checks und der Austausch von betroffenen<br />

Komponenten an. Der bereits<br />

zu Jahresbeginn fällige Erstflug<br />

verzögert sich damit um mindestens<br />

einen weiteren Monat auf frühestens<br />

Oktober. Die Panne folgt auf Designprobleme<br />

wie solche mit Verbindungsstücken<br />

im komplexen Kraftstoffsystem,<br />

die den Drucktest nicht<br />

bestanden, und falscher Verkabelung.<br />

Boeing musste daher für die angeblich<br />

so simple Umwandlung der 767<br />

in einen Tanker weitere 835 Millionen<br />

Dollar vor Steuern (725 Mio. Euro)<br />

abschreiben. Immerhin konnten<br />

im August mit dem Testmodell 767-<br />

2C die Flattertests mit montiertem<br />

Ausleger und Cobham-Schlauchbehältern<br />

abgeschlossen werden. Zeitliche<br />

Reserven für die vertraglich garantierte<br />

Auslieferung von 18 KC-46<br />

bis August 2017 gibt es nicht FR<br />

mehr.<br />

KARL SCHWARZ<br />

www.flugrevue.de<br />

<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> OKTOBER <strong>2015</strong> 53

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