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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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Mengzi<br />

Seite 36<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Ästhetik. Nicht weniger wichtig sind ihr Themen, die nach einer<br />

disziplinären Öffnung verlangen: in der theoretischen Philosophie,<br />

bei Themen wie Sprache, Bewusstsein und Geist, eine Öffnung zu<br />

den Neuro- und Kognitionswissenschaften; in der praktischen<br />

Philosophie, etwa bei Recht, Staat und Politik einschließlich ihrer<br />

globalen Perspektive, eine Öffnung zu den Rechts- und Sozialwissenschaften;<br />

und in der philosophischen Ästhetik nicht nur die<br />

Öffnung zur Literatur, sondern auch zu den bildenden Künsten, der<br />

Architektur und der Musik.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> stellt Prof. Th. Fröhlich, Institut für Außereuropäische<br />

Sprachen und Kulturen, Universität Erlangen-Nürnberg, Fördermittel<br />

für das Projekt „Menzius im Kontext der klassischen chinesischen<br />

Philosophie – eine Neubestimmung unter Einbeziehung des metaphorischen<br />

Denkens der Vorkaiserzeit“ zur Verfügung. Bearbeiter<br />

des Projektes ist Dr. H. Jäger.<br />

Gegenstand des Forschungsprojekts ist die Frage der ideengeschichtlichen<br />

und rhetorischen Kontextualität und des geistigen Hintergrunds<br />

des Mengzi, eines Klassikers des konfuzianischen Denkens,<br />

das nach dem Autor, dem Philosophen Mengzi, in latinisierter<br />

Form „Menzius“ (trad. 372 – 281 v. Chr.) benannt wird. Die Grundthemen<br />

des Mengzi sind von erstaunlicher Aktualität, so zum Beispiel<br />

das Thema der „himmlischen Würde“ (tianjue) aller Menschen,<br />

die Frage, wie eine „Herrschaft, die in Menschlichkeit gründet“<br />

(renzheng), gelingen kann, oder das Problem der Wechselbeziehung<br />

von ökonomischen, ökologischen Verhältnissen und ethischer Reifung<br />

(Bildung) des Menschen.<br />

In dem Projekt geht es erstens darum, Menzius als Erbe konfuzianischer<br />

und daoistischer Geistesströmungen besser zu verstehen, das<br />

heißt zu untersuchen, in welchem Kontext er seine Lehre entwickelt<br />

hat. Zweitens soll der Frage nachgegangen werden, wie seine Philosophie<br />

im Lichte aktueller Themen interpretiert werden kann: Kann<br />

sie zu Fragen des Umgangs mit Macht, mit Ökonomie und Ökologie,<br />

mit Bildung und Kommunikation, mit Familie und Zukunftsplanung<br />

einen Beitrag leisten?<br />

Eine Grundthese der Projektarbeit besteht darin, dass ein wichtiger<br />

Schlüssel zur Interpretation chinesischer Philosophen im Verstehen<br />

ihres bildhaften Denkens liegt: Es ist vor allem der Gebrauch von<br />

Naturmetaphern, der ihr Denken geprägt und strukturiert hat. Diese<br />

Art des „metaphorischen Denkens“ kann sich dem westlichen Leser<br />

erschließen, wenn er die philosophischen Aspekte eines Denkens in<br />

Bildern und Metaphern versteht. Ein solches Verständnis haben die<br />

Metapherntheorien von Lakoff/Johnson („Metaphors we live by“)<br />

und Paul Ricoeur („La métaphore vive“) in nachhaltiger Weise geschaffen.<br />

So hat zum Beispiel der Ansatz von Lakoff nicht nur in der<br />

anglo-amerikanischen Sinologie, sondern auch in anderen Geisteswissenschaften<br />

des englischen Sprachraums zu wichtigen Ergebnissen<br />

geführt.

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