05.11.2015 Aufrufe

Bahnsport 11/ 2015

Hallo alle zusammen, es ist wirklich kaum zu glauben, aber ich begrü- ße Sie tatsächlich schon zur November-Ausga- be. Und das ist durchaus ein bisschen ein schwieriger Monat für uns Fans. Die Sommer- saison ist nämlich gelaufen und die Wintersai- son hat noch nicht begonnen. Deshalb kommt mir an der Stelle auch prompt ein Zitat aus ei- nem Telefonat in den Sinn. Das war zwar schon im letzten Jahr, ich kann mich aber noch sehr gut daran erinnern, als da ein Clubvorstand zu mir sagte, dass sei die „Saure-Gurken-Zeit“...

Hallo alle zusammen,
es ist wirklich kaum zu glauben, aber ich begrü-
ße Sie tatsächlich schon zur November-Ausga-
be. Und das ist durchaus ein bisschen ein
schwieriger Monat für uns Fans. Die Sommer-
saison ist nämlich gelaufen und die Wintersai-
son hat noch nicht begonnen. Deshalb kommt
mir an der Stelle auch prompt ein Zitat aus ei-
nem Telefonat in den Sinn. Das war zwar schon im letzten Jahr, ich kann mich aber noch sehr gut daran erinnern, als da ein Clubvorstand zu mir sagte, dass sei die „Saure-Gurken-Zeit“...

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SPEEDWAY-WM<br />

Der alte und neue Weltmeister<br />

Tai Woffinden gegen Jason Doyle<br />

VOICES UND EINDRÜCKE<br />

Bei allerbestem Speedwaywetter begrüßte Torun<br />

seine Gäste zum großen Europa-Showdown.<br />

So viel Sonne hatten die Speedwayfans<br />

im Oktober hier noch nicht erlebt. Bei Temperaturen<br />

jenseits der 20-Grad-Marke wurde in der<br />

mittelalterlichen Altstadt, die von der UNESCO<br />

zum Weltkulturerbe erklärt wurde, ohne Ende<br />

flaniert. Den größten Teil der Gäste machten<br />

Skandinavier und Deutsche aus.<br />

Wie erwartet gaben sich an diesem Wochenende<br />

wieder viele Speedway-Prominente ein Stelldichein.<br />

Dort, wo sie von den Fans entdeckt wurden,<br />

gab es zum Teil sogar Beifall auf offener<br />

Straße. Nach sehr langer Zeit sah man Gary<br />

Briggs wieder bei einem Speedwayrennen. Er<br />

ist der älteste Sohn von Barry Briggs und Bruder<br />

von Tony Briggs. Das ehemalige Fotomodell ist<br />

nun einer der beiden Verkaufsleiter bei der Aston<br />

Martin Vertretung im kalifornischen Newport<br />

Beach im Großraum Los Angeles.<br />

Am Freitag veranstaltete Travel Plus Chef James<br />

Easter im Tophotel Copernicus ein Fan-Forum.<br />

Er brachte über 220 Fans aus Großbritannien<br />

mit. Es gab sehr viel Interessantes aus Sicht der<br />

Fahrer (wie z.B. Chris Holder), Ex-Fahrer (wie<br />

Mark Loram), Veranstalter (wie King’s Lynn Promoter<br />

Keith „Buster“ Chapman) und der Presse<br />

(Kelvin Tatum und Nigel Pearson) zu hören.<br />

Durch den „plauderigen“ Abend führte ganz<br />

souverän Speedway Stars Managing Director<br />

Philip Rising. Eine Spendenaktion des Reiseveranstalters<br />

Travel Plus zugunsten Darcy<br />

Wards erbrachten Einnahmen von fast 1800 Euro.<br />

T-Shirts mit verschiedenen DW-Motiven waren<br />

der große Verkaufshit. Bereits um 15:30 Uhr<br />

waren an einem Stand am Stadion über 600<br />

Stück verkauft. Ein Großteil des Verkaufspreises<br />

ging an die Darcy Ward Foundation.<br />

Wie in jedem Jahr lag auf jedem Sitzplatz ein rotes<br />

(im Unterrang) und ein weißes (im Oberrang)<br />

Kunststoffrechteck. Hochgehalten soll<br />

das in der Gesamtheit eindrucksvoll die polnische<br />

Flagge darstellen. In diesem Jahr wurde<br />

zusätzlich die Rückseite weiß/blau mit #DW43<br />

bedruckt und vielfach einheitlich hochgehalten.<br />

Dazu mehrfach lange „Darcy Ward, Darcy<br />

Ward“-Rufe.<br />

Im Gegensatz zum Gorzow-GP wurden in Torun<br />

dreimal so viele internationale Journalisten<br />

(36) akkreditiert. Leider saßen diese zumeist<br />

wieder in Sektor B in der dritten Kurve. Dazu<br />

noch eingezäunt, wobei der Zaun die Sicht teils<br />

stark einschränkte. Aus dieser Position konnte<br />

man nur einen mäßig spannenden Grand Prix<br />

bescheinigen. Erst in der Fernsehaufzeichnung<br />

kam die Spannung dieses Rennens deutlich herüber.<br />

An dieser Stelle nochmals vielen Dank an<br />

SEC Promoter One Sport, der die Journalisten<br />

beim Eröffnungsrennen im Juni an gleicher Stelle<br />

Plätze zuwies, von denen man auch etwas sehen<br />

und vor allem arbeiten konnte!<br />

Die mäßige Stimmung über sehr weite Strecken<br />

an diesem Abend ist aber wohl jedem aufgefallen.<br />

Selbst bei der Nationalhymne kam nicht viel<br />

rüber. Und auch die obligatorischen Pfiffe für<br />

Nicki Pedersen bei der Fahrervorstellung waren<br />

sonst viel intensiver. Dafür gab’s für Dänemarks<br />

Nummer 1 bei der Siegerehrung teils gellende<br />

Pfiffe. Fairness sieht anders aus.<br />

War ein Torun-GP sonst immer nach knapp zwei<br />

Wochen ausverkauft, gab es in diesem Jahr<br />

noch Tickets en masse, die nicht abverkauft<br />

wurden. Ungewohnt große Lücken taten sich<br />

auf der Haupttribüne, der Gegengerade und in<br />

den Kurven 1 und 2 auf.<br />

Alle Fahrer traten in einer Darcy-Ward-Replik-<br />

Kevlar an, die sie auch – wie man hörte – selbst<br />

bezahlten. Die Rennkombis unterschieden sich<br />

nur durch die individuellen, eigenen Sponsoren<br />

der Fahrer. Nur Matej Zagars und Piotr Pawlickis<br />

Kevlars waren unterschiedlich. Sie hatten<br />

ein Halb-und-Halb-Design. Mit einem bedruckten<br />

Bein erinnerten beide an Darcy Ward und<br />

mit dem anderen an den großen Leigh Adams in<br />

einer denkwürdigen Reminiszenz. Die Hälfte<br />

der Anzüge hat die renommierte polnische Firma<br />

KW Products aus Czestochowa hergestellt.<br />

Sie werden anschließend zugunsten Darcy<br />

Wards versteigert.<br />

Tai Woffinden verbrachte die ganze Woche in<br />

Polen, auch um Sponsoren zu treffen. „Wir haben<br />

härter gearbeitet als je zuvor. Auch mehr als<br />

bei meinem ersten Titel 2013. Heute war es<br />

schon sehr hart. Wir spürten, dass wir nicht die<br />

richtige Abstimmung gefunden hatten“, so der<br />

neue Weltmeister. „Mein Langzeitziel ist es, mit<br />

Ivan Mauger und Tony Rickardsson gleichzuziehen“,<br />

fügte Woffinden hinzu. Woffinden stieg<br />

im Vier-Sterne-Hotel-Filmar ab. Dort frühstückte<br />

sein Mentor Peter Adams, der Mann, der<br />

(fast) niemals eine Mine verzieht, ohne seinen<br />

Schützling im Hauptrestaurant. Tai stärkte sich<br />

mit ein paar Bekannten in einem anderen Restaurant<br />

des Hotels.<br />

Jacek Trojanowski, Woffindens Chefmechaniker<br />

für die GP in der polnischen Liga und selbst fast<br />

schon ein Medienstar, war am Sonntagmorgen<br />

natürlich zufrieden. „Wir hatten ein paar Abstimmungsschwierigkeiten,<br />

aber keine großen<br />

Probleme. Wir wollten auf Nummer sicher gehen“,<br />

so der Lockenkopf mit langer Mechanikererfahrung.<br />

Auf die Frage, wo und wie lange gefeiert<br />

wurde, antwortete Trojanowski diskret:<br />

„Ich war um halb vier im Bett“.<br />

Greg Hancock zu seiner Performance im Halbfinale:<br />

„Ich hatte ein überflüssiges mechanisches<br />

Problem im Halbfinale. Das kann passieren.<br />

Aber das ist eben Racing. Das ist Speedway.<br />

Morgen werde ich noch in der Relegation für<br />

meinen Club Rzeszow fahren. Dann wird’s wieder<br />

besser laufen. Danach fliege ich nach England<br />

zum Darcy-Ward-Benefiz-Rennen. Gratulation<br />

an Tai. Er dominierte von Anfang an diese<br />

GP-Saison“, so der schon leicht ergraute Exweltmeister.<br />

Auch Nicki Pedersen ist voll des Lobes über den<br />

neuen Weltmeister. „Glückwunsch an Tai. Ich<br />

habe keinen schnelleren Fahrer seit Tony Rickardsson<br />

erlebt. Er ist nicht der beste Starter,<br />

aber er überholt dort, wo kein anderer es tun<br />

würde. So etwas habe ich nur bei Tony Rickardsson<br />

erlebt. Mein Ziel ist natürlich die Silbermedaille<br />

in Melbourne. Ich bin zuversichtlich“, so<br />

der dreimalige Exweltmeister.<br />

• Text: Andreas Fahldiek u. Dieter Thielking<br />

10 BAHNSPORT AKTUELL November '15

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