100 Jahre Hochzoll
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
12. Juni 2013 STADTZEITUNG<br />
DENKMAL<br />
Verein „EnsembleAlte Schule“<br />
<strong>Hochzoll</strong>er Bürger undOrganisationen wollen dieletzten historischen Häusererhaltenund beleben.<br />
Dies ist die leer stehende „AlteSchule von <strong>Hochzoll</strong>“, die samt daneben stehendem<br />
„Alten Feuerwehrhaus“ restauriert werden soll.Mit derStadt Augsburg wolle der<br />
Verein aktivLösungen entwickeln die durch den Erhalt „Alte Schule“ langfristig<br />
Bestandteil von <strong>Hochzoll</strong> werden<br />
Foto: Bernhard Brachert<br />
„Wir wollen das Ensemble „Alte Schule“,<br />
dassind die Häuser an der Friedberger<br />
Straße/Ecke Salzmannstraße,<br />
durch Gründung eines Vereins sichern,<br />
erhalten und neu beleben. Es<br />
sind historische Häuser,die der Stadt<br />
gehören, zwar nicht denkmalgeschützt,<br />
abersie dokumentieren Relikte<br />
aus vergangener Zeit“, betont Bürgertreffvorsitzender<br />
Gregor Lang bei<br />
der Begrüßungder mehr als 20 Besucher<br />
bei der Gründungsversammlung<br />
des Vereins „Ensemble „Alte Schule“<br />
im Holzerbau.<br />
Erhalt vonden<br />
Bürgernerwünscht<br />
Bei den Arbeitsgruppen Städtebau/<br />
Freiraum für urbanes Wohnen wurde<br />
ausdrücklich festgestellt, dass der Erhalt<br />
dieser Grundstücke als letzte<br />
Überreste des alten Zentrums von<br />
<strong>Hochzoll</strong> vonden Bürgern gewünscht<br />
werde.<br />
Mitder Stadt Augsburg wolle der Verein<br />
aktiv Lösungen entwickeln, die<br />
durch den Erhalt „Alte Schule“ langfristig<br />
Bestandteil von <strong>Hochzoll</strong> werden.<br />
Durch Einbindung der <strong>Hochzoll</strong>er<br />
Vereine sollen die Vorhaben verstärkt<br />
und die Ideen weiter tatkräftig<br />
realisiert werden. „Wir <strong>Hochzoll</strong>er<br />
müssen den Nachweis erbringen können,<br />
wie wir uns die Verwirklichung<br />
unseres Konzepts, nämlich eine Gastronomie<br />
mit Biergarten, Jugendräume,<br />
Flächen für <strong>Hochzoll</strong>er Künstler<br />
und vieles mehr vorstellen“, sagt<br />
Lang.Unterstützt werden die Projekte<br />
auch durch die Kirchengemeinden<br />
<strong>Hochzoll</strong>s. Zudem seien Fachleute für<br />
Nutzung und Realisierung des Konzepts<br />
bereit, mitzumachen. Schließlich<br />
trug Stadtrat Stefan Quarg die<br />
rechtlich abgesicherte Fassung der<br />
Satzung für den Verein „Ensemble<br />
Alte Schule<strong>Hochzoll</strong>“ vor. Da eskeine<br />
Einwände gab, wurdenachVorschlägen<br />
aus der Versammlung der siebzehn<br />
stimmberechtigten Mitglieder<br />
dieVorstandschaft gewählt.<br />
Angenommen<br />
und akzeptiert<br />
Stadträtin Lis Grose. „Wir müssen eine<br />
vernünftige Initiative vorschlagen,<br />
damitdas Ensemble ‘AlteSchule’ von<br />
den <strong>Hochzoll</strong>ern angenommen und<br />
von der Stadt Augsburg akzeptiert<br />
wird. Dies ist eine schwere Aufgabe,<br />
die sichder Verein da vorgenommen<br />
hat. Mit Hilfe allerwerden wir das Ensemble<br />
‘AlteSchule’durchsetzen“,so<br />
Vorsitzender GregorLang. (bb)<br />
<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Hochzoll</strong><br />
24<br />
KINDER- UND JUGENDHAUS LEHMBAU<br />
Lehmstein gelegt<br />
Bau erfolgt trotz Proteste aus der Bevölkerung und<br />
vonpolitischen Mandatsträgern<br />
Als der Bau 1986 in der Planungsphase<br />
war, versuchtesogar eine Bürgerinitiative<br />
aus der Nachbarschaft “Jugendtreff-Wohngebiet<br />
am Kuhsee“<br />
die Jugendeinrichtung abzuwehren.<br />
Einer der Verantwortlichen nannte<br />
die 118arbeitslosen, schwer vermittelbaren<br />
Jugendlichen sogar „schwer<br />
erziehbare Jugendliche“. Dies entsprach<br />
nicht den Tatsachen, sondern<br />
die jungenLeutesollten innerhalb einer<br />
Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />
am Bau des Hauses arbeiten.Der damalige<br />
Oberbürgermeister der Stadt<br />
Augsburg, HansBreuer, stelltesichim<br />
Stadtrat vor das Bauvorhaben und<br />
verteidigte esenergisch. Am 10.April<br />
1987 legte Hans Breuer den ersten<br />
Lehmstein. Die Materialkosten übernahm<br />
die Stadt Augsburg, die Arbeitskosten<br />
das Arbeitsamt.<br />
118Arbeitslose wareninder zweijährigen<br />
Bauphase beschäftigt. Dabei<br />
kam eszuweiteren Verbal-Attacken<br />
aus der Anwohnerschaft. Bezeichnungen<br />
wie Hirtenhöhle, Hottentottenbau<br />
waren zuhören. Ferner wurde<br />
vomSchrott- und Pfuschbau geredet.<br />
Am 10.Januar1989 konnten jedoch<br />
die ersten Besucherkommen.<br />
Am 14.Februar 1989 übernahm die<br />
evangelisch-lutherische Gesamtkirchengemeinde<br />
die Trägerschaft für<br />
eine sinn -und wertorientierte „Offene<br />
Kinder- und Jugendarbeit“. Diese<br />
Jugendarbeit ist neben der Bildung<br />
undErziehung im Elternhaus,Kindergarten,<br />
Schule und beruflicher Ausbildung<br />
ein wichtiger ergänzender Bereich<br />
und trägt zur Selbständigkeit,<br />
Selbstbewusstein, Selbstwertgefühl,<br />
Eigenverantwortlichkeit, Verantwortungsbewusstsein,<br />
Gemeinschaftsfähigkeit,<br />
Konfliktfähigkeit und Selbstorganisation<br />
erheblich bei.Nicht alle<br />
Kinder und Jugendliche wollen sich<br />
einem Sportverein oder einer Organisation<br />
anschließen und deren Strukturen<br />
beherzigen. Viele alleinerziehende<br />
Mütter oder Väter,oder arbeitslose<br />
Eltern, können sich die dafür notwendigen<br />
Monatsbeiträge finanziell gar<br />
nicht leisten. Undsowerden im Lehmbau<br />
jährlich 4000 Kinder, Jugendliche<br />
und junge Erwachsene betreut.<br />
Sie können sich treffen im Jugendcafe,<br />
können Kontakte aufbauen oder<br />
sich mit Sorgen<br />
und Kummer vertrauensvoll<br />
an die<br />
Mitarbeiter wenden.<br />
In <strong>Hochzoll</strong>-<br />
Süd leben viele<br />
Migranten-Familien<br />
mit russischen<br />
Wurzeln. Viele junge<br />
Menschen kamen<br />
als Kleinkinder<br />
mit ihren Eltern<br />
nach Deutschland<br />
und mussten sich<br />
mit fremder Kultur<br />
und Umgebung zurecht<br />
finden. Eltern<br />
trennten sich in Deutschland und so<br />
kamzum Verlust der Heimatauch der<br />
Verlust einer intakten Familie hinzu.<br />
Auch hier griffen die Verantwortlichen<br />
des Lehmbaus, Diakon Stefan<br />
Stumpf, die Erzieherin Stefanie Hörr<br />
und weitere Mitarbeiter tatkräftig<br />
ein, um diese Probleme in den Griffzu<br />
bekommen.<br />
So wurdemit demBoxclub Han in der<br />
Meraner Straße Kontakt aufgenommen.<br />
Die im Stadtteil <strong>Hochzoll</strong>-Süd<br />
negativ aufgefallenen Jugendlichen<br />
nahmen das Angebot, bei den Brüdern<br />
Han zu trainieren an und traten<br />
seither nicht mehr unangenehm in Erscheinung.<br />
Der Lehmbau<br />
ist nicht<br />
nur für Kinder<br />
und Jugendliche<br />
Diakon Stefan Stumpf beim Kochkurs mit<br />
den Lehmbau-Kindern.<br />
Foto: Bernhard Brachert<br />
eine Oase<br />
des Friedens<br />
geworden,<br />
sondern<br />
auch für Tiere.<br />
Die tierischen<br />
Bewohner<br />
werden<br />
hier gehalten<br />
und<br />
versorgt bis<br />
zu ihrem Lebensende.<br />
Durch die Versorgung „ihrer Tiere“<br />
finden die Kinder und Jugendlichen<br />
zu Selbstverpflichtung und Verantwortungsbewusstsein.<br />
(bb)