Cruiser im April 216
Das grosse Musik-Speical: Alles über den ESC in Stockholm. Zumdem: die schönsten CH ESC Flops. Mit grossem Tipp-Poster in der Heftmittel.
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NEWS<br />
National & International<br />
NEWS<br />
Plötzlich schwul?<br />
Chris J. Birch machte auf dem Sportplatz<br />
ein paar Rollen vorwärts. Dann sackte<br />
er weg – und war schwul. Gar Unglaubliches<br />
ist in der «Süddeutschen» zu lesen: Chris J.<br />
Birchs Story klingt wie ein schlechter Witz;<br />
wie einer dieser modernen Mythen, mit denen<br />
die Erzähler erst einen Effekt erzielen,<br />
aber dann als Quelle nur den Cousin eines<br />
Freundes ihrer Nachbarin nennen können.<br />
Mit dem Unterschied, dass dies weder Mythos<br />
noch Witz ist, sondern Chris J. Birchs<br />
neues Leben.<br />
Es ist die Geschichte eines 21-Jährigen<br />
aus Ystrad Mynach in Südwales, der an einem<br />
lauen Juliabend auf einem Sportplatz<br />
übermütig wurde, <strong>im</strong> weichen Rasen zwei,<br />
drei Rollen vorwärts machte, wieder aufstand<br />
– und plötzlich auf Männer stand.<br />
Durch den Überschlag war eine Arterie abgeklemmt<br />
worden, eine Ablagerung an der<br />
Gefässwand hatte sich gelöst und eine Blutbahn<br />
<strong>im</strong> Gehirn verstopft, der Sauerstoffmangel<br />
liess Nervenzellen absterben.<br />
Sexuelle Neuorientierung infolge<br />
einer Neuvernetzung der Nervenbahnen,<br />
lautete die Diagnose seiner Ärzte. Mit<br />
anderen Worten: schwul durch Schlaganfall.<br />
Es gibt andere Patienten, bei denen eine<br />
Neuvernetzung nach Gerinnseln <strong>im</strong> Gehirn<br />
ähnlich untypische Folgen hatte. Am<br />
bekanntesten ist das Foreign Accent Syndrome<br />
(FAS), von dem weltweit etwa 150 Fälle<br />
dokumentiert sind. Die Betroffenen leiden<br />
dabei unter einem Sprachfehler, den Aussenstehende<br />
jeweils als Akzent eines best<strong>im</strong>mten<br />
Landes identifizieren. Um das Leiden auszulösen,<br />
reichte bei manchem der Besuch<br />
seines Chiropraktikers.<br />
Daneben gibt es Patienten, die durch<br />
ein Hirntrauma offenbar besondere Fähigkeiten<br />
erlangten. Der australische Teenager<br />
Ben McMahon etwa fiel nach einem Autounfall<br />
ins Koma, und als er aufwachte,<br />
sprach er Mandarin, fast fliessend, obwohl er<br />
zuvor nur Grundkenntnisse erworben hatte.<br />
Und Tommy McHugh, ein Maurer aus Liverpool,<br />
hatte nach einer Hirnblutung extreme<br />
kreative Schübe, konnte nun malen und ist<br />
heute Künstler.<br />
All diese Fälle sind unterschiedlich gelagert<br />
und schwer vergleichbar. Alle gelten<br />
als spektakulär. Doch keiner weckte ein so<br />
dauerhaftes Interesse wie der von Christopher<br />
J. Birch aus Wales. Fast 30 ist Birch heute,<br />
neun Jahre ist der Schlaganfall her, vor<br />
drei Jahren gab er die Geschichte mal an ein<br />
Boulevardblatt, ganz naiv, weil Kundinnen<br />
<strong>im</strong> Friseurladen meinten: «Das ist aber interessant,<br />
das müsste man veröffentlichen!»<br />
Seitdem gilt seine Geschichte als einzigartig.<br />
Sie bediente amerikanische Wissenschaftscolloquien<br />
ebenso wie irische Saturday<br />
Night Shows, indische Radiosender, Londons<br />
Klatsch-Presse und demnächst vielleicht<br />
auch das US-Kino, offenbar existiert<br />
bereits ein Drehbuch, und zwar von den<br />
Machern von der Kult-BBC-Comedy-<br />
Serien-Machern «Little Britain».<br />
CRUISER APRIL 2016