07.04.2016 Aufrufe

Wirtschaft aktiv - September 2014

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Auf nach Amerika<br />

Wer profitiert von den EU-Geheimverhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit den USA?<br />

Das derzeit zwischen der EU und<br />

den USA in Verhandlung stehende<br />

Freihandelsabkommen Trans-<br />

atlantic-Trade-and-Investment-<br />

Partnership (TTIP ) hat ein Ziel:<br />

Abbau von Handelshemmnissen<br />

zwischen der EU und den USA.<br />

Dieses Ziel soll durch Geheimverhandlungen<br />

zwischen den Chefverhandlern<br />

Ignacio Garcia Bercero<br />

(für die EU) und Dan Mullaney<br />

(USA) erreicht werden. Seit einem<br />

Jahr wird hinter verschlossenen Türen<br />

verhandelt, Konzerne genießen<br />

privilegierten Zugang, die betroffene<br />

Bevölkerung wird über die Details<br />

kaum informiert.<br />

Am 11. Juli dieses Jahres veröffentlichet<br />

die EU-Kommission den<br />

Stand der Verhandlungen. In diesem<br />

Papier werden lediglich Überschriften<br />

und ein Inhalt ohne konkrete<br />

Fakten der Öffentlichkeit präsentiert.<br />

Das WIFO Institut tut sich auch<br />

schwer, für Österreich eine Prognose<br />

der Auswirkungen des Abkommens<br />

zu berechnen. Je nach Modell<br />

ist es 0,5% bis 2,7% mehr BIP in<br />

zehn Jahren. Viele Studien über die<br />

Auswirkungen des Abkommens<br />

werden aber zunehmend von Experten<br />

angezweifelt.<br />

Mehr als 500.000 Unterzeichner<br />

Mehr als 500.000 Unterzeichner gegen<br />

TTIP erbrachte bisher eine Petition<br />

der “Krone” in Österreich.<br />

Ein Kernpunkt ist die Aushöhlung<br />

der Demokratie und des Rechtsstaats.<br />

Ausländische Konzerne<br />

könnten Staaten künftig vor nicht<br />

öffentlich tagenden Schiedsgerichten<br />

auf hohe Schadenersatzzahlungen<br />

verklagen, wenn diese Gesetze<br />

verabschieden, die ihre Gewinne<br />

schmälern.<br />

Weiters werden Privatisierungen<br />

Tür und Tor geöffnet: Das Abkommen<br />

soll es Konzernen erleichtern,<br />

auf Kosten der Allgemeinheit Profite<br />

bei Wasserversorgung, Gesundheit<br />

und Bildung zu machen. Die<br />

Anpassung der Gesundheitsstandards<br />

würde den Weg frei für Frakking,<br />

Gen-Essen und Hormonfleisch<br />

machen, die bäuerliche Landwirtschaft<br />

wird geschwächt und die<br />

Agrarindustrie erhält noch mehr<br />

Macht.<br />

TTIP untergräbt die Freiheit<br />

Es droht noch umfassendere Überwachung<br />

und Gängelung von Internetnutzern.<br />

Exzessive Urheberrechte<br />

erschweren den Zugang zu Kultur,<br />

Bildung und Wissenschaft.<br />

Sollte der Vertrag einmal unterzeichnet<br />

werden, gibt es keinen<br />

Weg mehr zurück. Vertragspartner<br />

ist die Europäische Union, ein einzelnes<br />

Land kann aus dem Vertrag<br />

gar nicht aussteigen.<br />

Die Profiteure<br />

Der ehemalige Universitätsprofessor<br />

und Ökonom Rudolf Hickel<br />

fasste es in einem Vortrag an der<br />

Uni Köln im Mai dieses Jahres zusammen:<br />

„Den Verlierern stehen<br />

einzig und allein die multinationalen<br />

Konzerne als Gewinner gegenüber….<br />

Angestrebt wird also eine<br />

Globalisierung, bei der die Großinvestoren<br />

die Produkt- und Produktionsbedingungen<br />

dominieren.“<br />

Wo die Nutznießer sind, zeigt auch<br />

das Beispiel, dass die Bertelsmann-Stiftung<br />

(77,6% Eigentümer<br />

des Medienkonzerns Bertelsmann)<br />

eine Werbetour für das TTIP Freihandelsabkommen<br />

durch die USA<br />

veranstaltet hat und dazu Lobbygruppen<br />

unterstützt, die sich für<br />

ein Abkommen einsetzen. Den vielen<br />

Klein- und Mittelbetrieben<br />

und besonders den Einpersonenunternehmen<br />

wird jedoch dieses<br />

Abkommen nichts bringen.<br />

6<br />

<strong>Wirtschaft</strong> Aktiv Sept. / 14

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!