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STIEPEL AKTUELL<br />
Protest gegen Unterkunft<br />
Bürgerinitiative „In der Hei“ gegründet<br />
<strong>Stiepeler</strong> Bürger haben eine<br />
neue Bürgerinitiative gegründet.<br />
Sie wenden sich<br />
gegen die überraschende<br />
Entscheidung der Bezirksvertretung<br />
Süd und des<br />
Rates der Stadt Bochum,<br />
die für den Süden geplante<br />
Flüchtlingsunterkunft an<br />
der Straße „In der Hei“ zu<br />
bauen.<br />
Überraschend kam die Entscheidung<br />
für den Standort für<br />
viele <strong>Stiepeler</strong>. Hatte die Verwaltung<br />
zunächst Standorte an<br />
der Gräfin-Imma-Straße, am<br />
Sonderfeld und an der Brockhauser<br />
Straße vorgeschlagen,<br />
wurde der neue Standort sehr<br />
kurzfristig in der Bezirksvertretung<br />
und zwei Tage später im<br />
Rat beschlossen.<br />
„Das wurde innerhalb von<br />
zwei Tagen durchgezogen.<br />
Die Anwohner wurden gar<br />
nicht einbezogen, es wurden<br />
einfach Fakten geschaffen“,<br />
erbost sich Michael Lodwig,<br />
Sprecher der Initiative. Über<br />
die Mehrheitsentscheidung<br />
von SPD und Grüne ärgern<br />
sich er und seine Mitstreiter<br />
– rund 100 Bürgerinnen und<br />
Bürger beteiligen sich – in<br />
mehrfacher Hinsicht: Denn<br />
Ausschlussgründe gebe es<br />
auch hier in Hülle und Fülle:<br />
Landschafts- und Wasserschutzgebiet,<br />
das Gebiet<br />
liegt am Hang mit teilweise<br />
starkem Gefälle, keine befestigten<br />
Gehwege, schlechte<br />
Beleuchtung, keine Kanalisation.<br />
„Die Anlage ist viel zu<br />
groß konzipiert.“ Viele Tiere<br />
soll es auch geben, darunter<br />
bedrohte Arten wie Feldhasen<br />
und Rotmilane. „Für Kröten<br />
werden im<br />
Lottental<br />
Tunnel gebaut,<br />
hier<br />
werden<br />
Lebens-<br />
Michael Lodwig (links) und Dirk Fennes blicken auf<br />
den geplanten Standort der Flüchtlingsunterkunft<br />
„In der Hei“.<br />
Foto: 3satz<br />
räume zerstört.“<br />
Als<br />
Gerücht<br />
kursiert mittlerweile, dass das<br />
Gebiet nach der Nutzung für<br />
die Unterkunft zu teurem Bauland<br />
erklärt werden könnte.<br />
„Denn unser größtes Problem<br />
ist, das niemand mit uns<br />
sprechen will“, sagt Lodwig.<br />
SPD und Grüne hätten sich<br />
bis dato gar nicht geäußert,<br />
auf ein Schreiben habe lediglich<br />
Baurat Bradtke geantwortet<br />
– ansonsten: von den<br />
Mehrheitsparteien Funkstille.<br />
Unterstützung haben sie von<br />
Christian Haardt (CDU) und<br />
Manfred Baldschus (FDP) erhalten.<br />
In die rechte Ecke drängen<br />
lässt sich Lodwig in keinem<br />
Fall: „Wir sind nicht gegen<br />
Flüchtlinge. Viele unserer<br />
Mitstreiter engagieren sich in<br />
der Flüchtlingshilfe. Wir sind<br />
gegen den großen Standort“,<br />
sagt er und schiebt eine Lösung<br />
hinterher: „Drei kleine<br />
Unterkünfte für größere Akzeptanz.<br />
Eine an der Kemnader<br />
Straße, eine In der Hei<br />
und eine im Sonderfeld.“<br />
Turnhalle im August wieder frei<br />
Flüchtlinge ziehen aus / Neue Decke<br />
Die Stadt Bochum hat einen<br />
detaillierten Zeitplan<br />
vorgestellt, wie die derzeit<br />
von Flüchtlingen bewohnten<br />
Sporthallen freigezogen werden<br />
sollen. Betroffen ist auch<br />
die Sporthalle der Gräfin-Imma-Schule<br />
am Sportplatz von<br />
RW Stiepel.<br />
Ab Montag, 9. <strong>Mai</strong>, soll die<br />
Halle freigezogen werden,<br />
die Flüchtlinge werden dann<br />
in Wohnungen oder in andere<br />
Unterkünfte umziehen. Anschließend<br />
werden die Trennwände<br />
herausgenommen und<br />
die Decke saniert. Auch die<br />
Sanitäranlagen werden aufgefrischt<br />
und der „ein oder<br />
andere Eimer Farbe“ wird benötigt<br />
werden.<br />
In der Gräfin-Imma-Turnhalle<br />
war im vergangenen Jahr<br />
ein Teil der nachlässig verarbeiteten<br />
Deckenkonstruktion<br />
heruntergefallen. Da die Stadt<br />
zu diesem Zeitpunkt dringend<br />
Unterkünfte für Flüchtlinge<br />
brauchte, wurde die Decke<br />
kurzerhand komplett entfernt<br />
und die Halle als Unterkunft<br />
genutzt.<br />
Der Schul- und Vereinssport<br />
muss seitdem mit großen Einschränkungen<br />
leben. Viele<br />
Abteilungen von RW Stiepel<br />
können seitdem nicht mehr<br />
wie gewohnt üben. So hat<br />
die Judo-Abteilung ihre Trainingsstunden<br />
in das Gemeindehaus<br />
an der Dorfkirche verlegt<br />
und in Spielnachmittage<br />
umfunktioniert.<br />
Die Stadtverwaltung hat die<br />
Ausschreibungen zum Neubau<br />
der Hallen-Deckenkonstruktionen<br />
bereits veröffentlicht,<br />
so dass direkt nach<br />
Freizug mit dem Ausbau begonnen<br />
werden kann. Die Halle<br />
wird mit energiesparenden<br />
LED-Lampen ausgerüstet. 60<br />
Arbeitstage hat die Stadt für<br />
die Deckeninstallation berechnet.<br />
Somit können Schule und<br />
Vereine direkt nach den Sommerferien<br />
im August wieder in<br />
der Turnhalle Sport treiben.<br />
Für 2017 Unterkunft geplant<br />
Am Standort „In der Hei“<br />
Michael Townsend, Bochums<br />
Flüchtlingskoordinator, hat<br />
bei der Präsentation der Freizugspläne<br />
für die Sporthallen<br />
aktuelle Zahlen vorgelegt.<br />
demnach waren Mitte April<br />
5080 Flüchtlinge in Bochum<br />
registriert. 900 davon wohnen<br />
in Turnhallen. „Zu Spitzenzeiten<br />
waren es etwa 1250“,<br />
sagte Townsend. 16 von 23<br />
Turnhallen in Bochum werden<br />
als temporäre Flüchtlingsunterkünfte<br />
genutzt.<br />
Seit Ende Februar kommen<br />
derzeit keine neuen Flüchtlinge<br />
nach Bochum. „Das<br />
Thema hat sich aber nicht<br />
erledigt“, meint Townsend,<br />
„wir müssen dieses Mal vorbereitet<br />
sein, wenn in den<br />
Sommermonaten eventuell<br />
wieder Menschen über das<br />
Mittelmeer nach Europa kommen.“<br />
Deshalb hat die Stadt<br />
Szenarien entwickelt, wann<br />
welche Flüchtlingsunterkunft<br />
fertig gestellt werden soll. „Wir<br />
dürfen niemals wieder in eine<br />
Situation wie im Herbst 2015<br />
kommen, als wir den aktuellen<br />
Ereignissen hinterhergerannt<br />
sind. Und wir wollen<br />
nicht wieder auf Turnhallen<br />
zurückgreifen müssen.<br />
Deshalb hat die Stadtverwaltung<br />
viele Standorte für<br />
Flüchtlingsunterkünfte im<br />
Stadtgebiet benannt, auf deren<br />
Flächen unterschiedlich<br />
große Anlagen gebaut werden<br />
sollen. Der Zeitplan sieht<br />
vor, dass auch in Stiepel eine<br />
weitere Unterkunft gebaut<br />
werden soll. Der Bezirk Süd<br />
und der Rat der Stadt haben<br />
sich auf die Fläche „In der<br />
Hei“ festgelegt. Diese muss<br />
nun auf ihre Eignung (Topografie,<br />
Infrastruktur mit Strom,<br />
Wasser, Kanalisation etc.)<br />
überprüft werden. Diese Unterkunft<br />
steht aber ganz am<br />
Ende der Liste und soll nicht<br />
vor Frühjahr 2017 realisiert<br />
werden. Townsend: „Wenn wir<br />
die Unterkunft nicht brauchen,<br />
bauen wir nicht.“<br />
2 | <strong>Stiepeler</strong> <strong>Bote</strong> | <strong>Mai</strong> <strong>2016</strong>