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Stiepeler Bote 239 - Mai 2016

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STIEPEL AKTUELL<br />

Protest gegen Unterkunft<br />

Bürgerinitiative „In der Hei“ gegründet<br />

<strong>Stiepeler</strong> Bürger haben eine<br />

neue Bürgerinitiative gegründet.<br />

Sie wenden sich<br />

gegen die überraschende<br />

Entscheidung der Bezirksvertretung<br />

Süd und des<br />

Rates der Stadt Bochum,<br />

die für den Süden geplante<br />

Flüchtlingsunterkunft an<br />

der Straße „In der Hei“ zu<br />

bauen.<br />

Überraschend kam die Entscheidung<br />

für den Standort für<br />

viele <strong>Stiepeler</strong>. Hatte die Verwaltung<br />

zunächst Standorte an<br />

der Gräfin-Imma-Straße, am<br />

Sonderfeld und an der Brockhauser<br />

Straße vorgeschlagen,<br />

wurde der neue Standort sehr<br />

kurzfristig in der Bezirksvertretung<br />

und zwei Tage später im<br />

Rat beschlossen.<br />

„Das wurde innerhalb von<br />

zwei Tagen durchgezogen.<br />

Die Anwohner wurden gar<br />

nicht einbezogen, es wurden<br />

einfach Fakten geschaffen“,<br />

erbost sich Michael Lodwig,<br />

Sprecher der Initiative. Über<br />

die Mehrheitsentscheidung<br />

von SPD und Grüne ärgern<br />

sich er und seine Mitstreiter<br />

– rund 100 Bürgerinnen und<br />

Bürger beteiligen sich – in<br />

mehrfacher Hinsicht: Denn<br />

Ausschlussgründe gebe es<br />

auch hier in Hülle und Fülle:<br />

Landschafts- und Wasserschutzgebiet,<br />

das Gebiet<br />

liegt am Hang mit teilweise<br />

starkem Gefälle, keine befestigten<br />

Gehwege, schlechte<br />

Beleuchtung, keine Kanalisation.<br />

„Die Anlage ist viel zu<br />

groß konzipiert.“ Viele Tiere<br />

soll es auch geben, darunter<br />

bedrohte Arten wie Feldhasen<br />

und Rotmilane. „Für Kröten<br />

werden im<br />

Lottental<br />

Tunnel gebaut,<br />

hier<br />

werden<br />

Lebens-<br />

Michael Lodwig (links) und Dirk Fennes blicken auf<br />

den geplanten Standort der Flüchtlingsunterkunft<br />

„In der Hei“.<br />

Foto: 3satz<br />

räume zerstört.“<br />

Als<br />

Gerücht<br />

kursiert mittlerweile, dass das<br />

Gebiet nach der Nutzung für<br />

die Unterkunft zu teurem Bauland<br />

erklärt werden könnte.<br />

„Denn unser größtes Problem<br />

ist, das niemand mit uns<br />

sprechen will“, sagt Lodwig.<br />

SPD und Grüne hätten sich<br />

bis dato gar nicht geäußert,<br />

auf ein Schreiben habe lediglich<br />

Baurat Bradtke geantwortet<br />

– ansonsten: von den<br />

Mehrheitsparteien Funkstille.<br />

Unterstützung haben sie von<br />

Christian Haardt (CDU) und<br />

Manfred Baldschus (FDP) erhalten.<br />

In die rechte Ecke drängen<br />

lässt sich Lodwig in keinem<br />

Fall: „Wir sind nicht gegen<br />

Flüchtlinge. Viele unserer<br />

Mitstreiter engagieren sich in<br />

der Flüchtlingshilfe. Wir sind<br />

gegen den großen Standort“,<br />

sagt er und schiebt eine Lösung<br />

hinterher: „Drei kleine<br />

Unterkünfte für größere Akzeptanz.<br />

Eine an der Kemnader<br />

Straße, eine In der Hei<br />

und eine im Sonderfeld.“<br />

Turnhalle im August wieder frei<br />

Flüchtlinge ziehen aus / Neue Decke<br />

Die Stadt Bochum hat einen<br />

detaillierten Zeitplan<br />

vorgestellt, wie die derzeit<br />

von Flüchtlingen bewohnten<br />

Sporthallen freigezogen werden<br />

sollen. Betroffen ist auch<br />

die Sporthalle der Gräfin-Imma-Schule<br />

am Sportplatz von<br />

RW Stiepel.<br />

Ab Montag, 9. <strong>Mai</strong>, soll die<br />

Halle freigezogen werden,<br />

die Flüchtlinge werden dann<br />

in Wohnungen oder in andere<br />

Unterkünfte umziehen. Anschließend<br />

werden die Trennwände<br />

herausgenommen und<br />

die Decke saniert. Auch die<br />

Sanitäranlagen werden aufgefrischt<br />

und der „ein oder<br />

andere Eimer Farbe“ wird benötigt<br />

werden.<br />

In der Gräfin-Imma-Turnhalle<br />

war im vergangenen Jahr<br />

ein Teil der nachlässig verarbeiteten<br />

Deckenkonstruktion<br />

heruntergefallen. Da die Stadt<br />

zu diesem Zeitpunkt dringend<br />

Unterkünfte für Flüchtlinge<br />

brauchte, wurde die Decke<br />

kurzerhand komplett entfernt<br />

und die Halle als Unterkunft<br />

genutzt.<br />

Der Schul- und Vereinssport<br />

muss seitdem mit großen Einschränkungen<br />

leben. Viele<br />

Abteilungen von RW Stiepel<br />

können seitdem nicht mehr<br />

wie gewohnt üben. So hat<br />

die Judo-Abteilung ihre Trainingsstunden<br />

in das Gemeindehaus<br />

an der Dorfkirche verlegt<br />

und in Spielnachmittage<br />

umfunktioniert.<br />

Die Stadtverwaltung hat die<br />

Ausschreibungen zum Neubau<br />

der Hallen-Deckenkonstruktionen<br />

bereits veröffentlicht,<br />

so dass direkt nach<br />

Freizug mit dem Ausbau begonnen<br />

werden kann. Die Halle<br />

wird mit energiesparenden<br />

LED-Lampen ausgerüstet. 60<br />

Arbeitstage hat die Stadt für<br />

die Deckeninstallation berechnet.<br />

Somit können Schule und<br />

Vereine direkt nach den Sommerferien<br />

im August wieder in<br />

der Turnhalle Sport treiben.<br />

Für 2017 Unterkunft geplant<br />

Am Standort „In der Hei“<br />

Michael Townsend, Bochums<br />

Flüchtlingskoordinator, hat<br />

bei der Präsentation der Freizugspläne<br />

für die Sporthallen<br />

aktuelle Zahlen vorgelegt.<br />

demnach waren Mitte April<br />

5080 Flüchtlinge in Bochum<br />

registriert. 900 davon wohnen<br />

in Turnhallen. „Zu Spitzenzeiten<br />

waren es etwa 1250“,<br />

sagte Townsend. 16 von 23<br />

Turnhallen in Bochum werden<br />

als temporäre Flüchtlingsunterkünfte<br />

genutzt.<br />

Seit Ende Februar kommen<br />

derzeit keine neuen Flüchtlinge<br />

nach Bochum. „Das<br />

Thema hat sich aber nicht<br />

erledigt“, meint Townsend,<br />

„wir müssen dieses Mal vorbereitet<br />

sein, wenn in den<br />

Sommermonaten eventuell<br />

wieder Menschen über das<br />

Mittelmeer nach Europa kommen.“<br />

Deshalb hat die Stadt<br />

Szenarien entwickelt, wann<br />

welche Flüchtlingsunterkunft<br />

fertig gestellt werden soll. „Wir<br />

dürfen niemals wieder in eine<br />

Situation wie im Herbst 2015<br />

kommen, als wir den aktuellen<br />

Ereignissen hinterhergerannt<br />

sind. Und wir wollen<br />

nicht wieder auf Turnhallen<br />

zurückgreifen müssen.<br />

Deshalb hat die Stadtverwaltung<br />

viele Standorte für<br />

Flüchtlingsunterkünfte im<br />

Stadtgebiet benannt, auf deren<br />

Flächen unterschiedlich<br />

große Anlagen gebaut werden<br />

sollen. Der Zeitplan sieht<br />

vor, dass auch in Stiepel eine<br />

weitere Unterkunft gebaut<br />

werden soll. Der Bezirk Süd<br />

und der Rat der Stadt haben<br />

sich auf die Fläche „In der<br />

Hei“ festgelegt. Diese muss<br />

nun auf ihre Eignung (Topografie,<br />

Infrastruktur mit Strom,<br />

Wasser, Kanalisation etc.)<br />

überprüft werden. Diese Unterkunft<br />

steht aber ganz am<br />

Ende der Liste und soll nicht<br />

vor Frühjahr 2017 realisiert<br />

werden. Townsend: „Wenn wir<br />

die Unterkunft nicht brauchen,<br />

bauen wir nicht.“<br />

2 | <strong>Stiepeler</strong> <strong>Bote</strong> | <strong>Mai</strong> <strong>2016</strong>

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