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„Gustav Mahler war ein Heiliger.“ Mit diesen Worten eröffnete Arnold Schönberg 1912 seinen Nachruf<br />
auf den im Jahr zuvor verstorbenen Komponisten. Der blieb in seinem Urteil über den 14 Jahre jüngeren Kollegen<br />
indes deutlich reservierter: „Ich verstehe seine Musik nicht, aber er ist jung; vielleicht hat er recht.“ Immerhin:<br />
Als es bei der Wiener Uraufführung von Schönbergs Streichsextett „Verklärte Nacht“ im März 1902 zu<br />
Tumulten kam, stellte sich Mahler demonstrativ vor Schönberg. Der Widerstand gegen diese atmosphärisch<br />
dichte, berauschend klangschöne Musik ist heute kaum mehr nachzuvollziehen. Zumal in der 1917 entstandenen<br />
Orchesterfassung zählt „Verklärte Nacht“ zu den populärsten Werken der deutschen Spätromantik. Der<br />
Komponist zeichnet hier detailliert ein Gedicht des Jugendstil-Autors Richard Dehmel nach. Darin gesteht eine<br />
Frau ihrem Geliebten, dass sie ein Kind von einem anderen erwartet. Der Mann erklärt sich in selbstloser Liebe<br />
bereit, es als sein eigenes anzunehmen.<br />
Auch Gustav Mahler hatte bei den Premieren seiner Sinfonien immer wieder gegen reaktionären Geist<br />
und kaum verhohlenen Antisemitismus zu kämpfen. Nachdem seine erste Sinfonie 1889 in Budapest weitgehend<br />
auf Unverständnis gestoßen war, formulierte er für die Hamburger Aufführung 1893 ein detailliertes poetisches<br />
Programm, das er aber später wieder tilgte, „weil ich erlebt habe, auf welch falsche Wege hierdurch das Publikum<br />
geriet.“ Aufschlussreicher ist die thematische Verflechtung mit den parallel entstandenen „Liedern eines<br />
fahrenden Gesellen“, die unerfüllte Liebe, Heimatlosigkeit und das Scheitern bürgerlicher Lebensentwürfe zum<br />
Thema haben.<br />
Epische Großformen, aus einem lyrischen Kern entwickelt – auf diese Formel lassen sich die beiden<br />
Werke bringen, mit denen Axel Kober ans Pult der Duisburger Philharmoniker tritt. Der erfolgreiche Generalmusikdirektor<br />
der Deutschen Oper am Rhein ist auch auf dem Konzertpodium ein gern gesehener Gast des<br />
Orchesters. Axel Kober gilt international als hochrangiger Spezialist für das große deutsche Repertoire; seit<br />
2013 gastiert er alljährlich bei den Bayreuther Festspielen.<br />
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Axel Kober Dirigent<br />
Foto: Susanne Diesner