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Stiepeler Bote 242 - August 2016

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Apotheke entstand auf der Kuhwiese<br />

Erst die Süd-, dann die Ruhrland-Apotheke gegründet<br />

„Ich habe viel in der Apotheke gespielt“,<br />

erinnert sich Heiko Meyer, Inhaber<br />

der Ruhrland-Apotheke an der<br />

Kemnader Straße 330. Im Keller stand<br />

eine Tischtennisplatte, „und als kleiner<br />

Dötz habe ich mit dem Pistill in der<br />

Fantaschale einfache Pflegecremes<br />

angerührt“. Apotheker werden wollte<br />

er aber nicht – auch nicht, als er Jahre<br />

später wegen seines Faibles für die<br />

Naturwissenschaft Pharmazie studierte.<br />

Erst während seiner angestrebten Promotion<br />

an der Universität Bonn änderte<br />

Meyer seine Meinung. „Ich habe nebenher<br />

in Apotheken gejobbt und gemerkt,<br />

dass man als Apotheker nicht nur ein<br />

Kaufmann ist. Man ist ein Gesundheitsdienstleister,<br />

und so sehe ich mich auch<br />

heute“, erzählt der 39-Jährige, der 2009<br />

die Apotheke seiner Eltern in Stiepel<br />

übernahm.<br />

Begründer des Unternehmens ist sein<br />

Großvater, Friedrich Meyer, der 1958 zusammen<br />

mit seiner Frau Martha an der<br />

Kemnader Straße 250 die Süd-Apotheke<br />

eröffnete. „Damals gab es noch kein<br />

Zentrum in Stiepel“, weiß Heiko Meyer.<br />

„Mein Großvater war aus Porta Westfalica,<br />

meine Großmutter aus Dortmund,<br />

und sie kamen hierhin, weil sie hier die<br />

Chance hatten, sich selbstständig zu<br />

machen.“ Zu der Zeit war es noch nicht<br />

möglich, sich irgendwo niederzulassen,<br />

sondern Versorgungsgebiete für Apotheken<br />

wurden von staatlicher Seite ausgeschrieben.<br />

Zügiger als gedacht stieg Heiko Meyers<br />

Vater, Wolfgang, in die Fußstapfen des<br />

Unternehmensgründers, da dieser früh<br />

verstarb. In der Zwischenzeit verwaltete<br />

Martha Meyer, seine Witwe, die Geschäfte<br />

und stellte für die pharmazeutischen<br />

Belange eine Apothekerin ein.<br />

In dritter Generation führt Heiko Meyer in Stiepel eine Apotheke.<br />

1972, direkt nach seinem Studium, übernahm<br />

Wolfgang Meyer die Süd-Apotheke.<br />

„Als er bei der Apothekerkammer<br />

den Antrag auf Selbstständigkeit stellte,<br />

wurde er gefragt, ob das Geburtsdatum<br />

korrekt sei, weil er erst Mitte 20 war“, so<br />

sein Sohn. Anders als heute absolvierten<br />

angehende Apotheker vor dem Pharmaziestudium<br />

ein praktisches Jahr. „Aber<br />

mein Vater war natürlich sehr sehr jung“,<br />

erklärt Heiko Meyer, und wenn die Umstände<br />

anders gewesen wären, hätte er<br />

erst noch weitere Erfahrungen gesammelt.<br />

1979 folgte der Neubau des Hauses am<br />

jetzigen Standort. „Auf dem Platz war bis<br />

dahin eine Kuhwiese“, berichtet Meyer,<br />

doch es sei abzusehen gewesen, dass<br />

sich das Zentrum Stiepels hierhin verlagern<br />

würde. Bis dato hatte es nur eine<br />

Arztpraxis, einen Bäcker sowie einen<br />

Obst- und Gemüseladen gegeben, aber<br />

die Bevölkerung wuchs.<br />

Ruhrland-Apotheke lautete der Name<br />

der neuen Niederlassung – „angelehnt<br />

an Ruhrstadion und Ruhrlandhalle“, so<br />

Meyer. Die kleinere Süd-Apotheke betrieben<br />

Wolfgang Meyer und seine Frau<br />

Foto: 3satz<br />

Renate, ebenfalls Apothekerin, bis 1998<br />

parallel.<br />

Dies stellte sich 1990 als Glücksfall heraus,<br />

als die Ruhrland-Apotheke wegen<br />

eines Kurzschlusses in einer elektrischen<br />

Leitung ausbrannte. Fast drei Monate<br />

dauerte es, bis sie wiedereröffnet<br />

werden konnte. „Die Räume mussten<br />

komplett entkernt und die Wände sandgestrahlt<br />

werden. Alles war Sondermüll“,<br />

erzählt der heutige Inhaber. Währenddessen<br />

konnten die Meyers mit Hilfe der<br />

Süd-Apotheke die Versorgung der Patienten<br />

aufrecht erhalten. „Das war Gold<br />

wert“, so Heiko Meyer.<br />

Seit sein Vater Wolfgang ihm 2009 die<br />

Ruhrland-Apotheke übergeben hat, ist<br />

der 39-Jährige der Hüter des Rezepts<br />

für den hauseigenen Glühwein, den sein<br />

Vater entwickelt hat. „Das kennen auch<br />

die Mitarbeiter nicht.“ 500 Liter produziert<br />

das Unternehmen pro Jahr, und<br />

der Glühwein wird nicht nur in Stiepel<br />

getrunken. „Manche kaufen ihn, um ihn<br />

deutschlandweit zu verschenken“, weiß<br />

Heiko Meyer.<br />

Vera Demuth<br />

Serie: <strong>Stiepeler</strong> Traditionsunternehmen<br />

<strong>August</strong> <strong>2016</strong> | <strong>Stiepeler</strong> <strong>Bote</strong> | 11

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