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Apotheke entstand auf der Kuhwiese<br />
Erst die Süd-, dann die Ruhrland-Apotheke gegründet<br />
„Ich habe viel in der Apotheke gespielt“,<br />
erinnert sich Heiko Meyer, Inhaber<br />
der Ruhrland-Apotheke an der<br />
Kemnader Straße 330. Im Keller stand<br />
eine Tischtennisplatte, „und als kleiner<br />
Dötz habe ich mit dem Pistill in der<br />
Fantaschale einfache Pflegecremes<br />
angerührt“. Apotheker werden wollte<br />
er aber nicht – auch nicht, als er Jahre<br />
später wegen seines Faibles für die<br />
Naturwissenschaft Pharmazie studierte.<br />
Erst während seiner angestrebten Promotion<br />
an der Universität Bonn änderte<br />
Meyer seine Meinung. „Ich habe nebenher<br />
in Apotheken gejobbt und gemerkt,<br />
dass man als Apotheker nicht nur ein<br />
Kaufmann ist. Man ist ein Gesundheitsdienstleister,<br />
und so sehe ich mich auch<br />
heute“, erzählt der 39-Jährige, der 2009<br />
die Apotheke seiner Eltern in Stiepel<br />
übernahm.<br />
Begründer des Unternehmens ist sein<br />
Großvater, Friedrich Meyer, der 1958 zusammen<br />
mit seiner Frau Martha an der<br />
Kemnader Straße 250 die Süd-Apotheke<br />
eröffnete. „Damals gab es noch kein<br />
Zentrum in Stiepel“, weiß Heiko Meyer.<br />
„Mein Großvater war aus Porta Westfalica,<br />
meine Großmutter aus Dortmund,<br />
und sie kamen hierhin, weil sie hier die<br />
Chance hatten, sich selbstständig zu<br />
machen.“ Zu der Zeit war es noch nicht<br />
möglich, sich irgendwo niederzulassen,<br />
sondern Versorgungsgebiete für Apotheken<br />
wurden von staatlicher Seite ausgeschrieben.<br />
Zügiger als gedacht stieg Heiko Meyers<br />
Vater, Wolfgang, in die Fußstapfen des<br />
Unternehmensgründers, da dieser früh<br />
verstarb. In der Zwischenzeit verwaltete<br />
Martha Meyer, seine Witwe, die Geschäfte<br />
und stellte für die pharmazeutischen<br />
Belange eine Apothekerin ein.<br />
In dritter Generation führt Heiko Meyer in Stiepel eine Apotheke.<br />
1972, direkt nach seinem Studium, übernahm<br />
Wolfgang Meyer die Süd-Apotheke.<br />
„Als er bei der Apothekerkammer<br />
den Antrag auf Selbstständigkeit stellte,<br />
wurde er gefragt, ob das Geburtsdatum<br />
korrekt sei, weil er erst Mitte 20 war“, so<br />
sein Sohn. Anders als heute absolvierten<br />
angehende Apotheker vor dem Pharmaziestudium<br />
ein praktisches Jahr. „Aber<br />
mein Vater war natürlich sehr sehr jung“,<br />
erklärt Heiko Meyer, und wenn die Umstände<br />
anders gewesen wären, hätte er<br />
erst noch weitere Erfahrungen gesammelt.<br />
1979 folgte der Neubau des Hauses am<br />
jetzigen Standort. „Auf dem Platz war bis<br />
dahin eine Kuhwiese“, berichtet Meyer,<br />
doch es sei abzusehen gewesen, dass<br />
sich das Zentrum Stiepels hierhin verlagern<br />
würde. Bis dato hatte es nur eine<br />
Arztpraxis, einen Bäcker sowie einen<br />
Obst- und Gemüseladen gegeben, aber<br />
die Bevölkerung wuchs.<br />
Ruhrland-Apotheke lautete der Name<br />
der neuen Niederlassung – „angelehnt<br />
an Ruhrstadion und Ruhrlandhalle“, so<br />
Meyer. Die kleinere Süd-Apotheke betrieben<br />
Wolfgang Meyer und seine Frau<br />
Foto: 3satz<br />
Renate, ebenfalls Apothekerin, bis 1998<br />
parallel.<br />
Dies stellte sich 1990 als Glücksfall heraus,<br />
als die Ruhrland-Apotheke wegen<br />
eines Kurzschlusses in einer elektrischen<br />
Leitung ausbrannte. Fast drei Monate<br />
dauerte es, bis sie wiedereröffnet<br />
werden konnte. „Die Räume mussten<br />
komplett entkernt und die Wände sandgestrahlt<br />
werden. Alles war Sondermüll“,<br />
erzählt der heutige Inhaber. Währenddessen<br />
konnten die Meyers mit Hilfe der<br />
Süd-Apotheke die Versorgung der Patienten<br />
aufrecht erhalten. „Das war Gold<br />
wert“, so Heiko Meyer.<br />
Seit sein Vater Wolfgang ihm 2009 die<br />
Ruhrland-Apotheke übergeben hat, ist<br />
der 39-Jährige der Hüter des Rezepts<br />
für den hauseigenen Glühwein, den sein<br />
Vater entwickelt hat. „Das kennen auch<br />
die Mitarbeiter nicht.“ 500 Liter produziert<br />
das Unternehmen pro Jahr, und<br />
der Glühwein wird nicht nur in Stiepel<br />
getrunken. „Manche kaufen ihn, um ihn<br />
deutschlandweit zu verschenken“, weiß<br />
Heiko Meyer.<br />
Vera Demuth<br />
Serie: <strong>Stiepeler</strong> Traditionsunternehmen<br />
<strong>August</strong> <strong>2016</strong> | <strong>Stiepeler</strong> <strong>Bote</strong> | 11