Magazin Naturfreund - Naturfreunde Schweiz
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Ab Montreux per Zahnradbahn Richtung Rochers-de-Naye<br />
Bergflora aus aller Welt:<br />
La Rambertia<br />
Botanische Alpengärten gibt es viele, seine Lage aber ist eine<br />
der ungewöhnlichsten: «La Rambertia» liegt präzis zwischen<br />
den zwei imposanten Felsspornen auf dem Grat über der<br />
Mulde von Rochers-de-Naye, genau auf der Wasserscheide<br />
zwischen Rhone und Rhein.<br />
Der Alpengarten «La Rambertia» ist eine<br />
Hommage an Eugène Rambert (1830–<br />
1886). Der Lehrer und <strong>Naturfreund</strong> aus<br />
Montreux war begeistertes SAC-Mitglied<br />
und Autor eines sechsbändigen Werkes über<br />
die <strong>Schweiz</strong>er Alpen, mit historischen Erzählungen,<br />
wissenschaftlichen Beobachtungen,<br />
Spaziervorschlägen und Gedichten.<br />
Der 1896 eröffneten Rambertia wurde<br />
schon wenige Jahre später grosse Ehre zuteil:<br />
Auf den Rochers-de-Naye fanden sich<br />
1904 die Betreiber von Alpengärten zu<br />
ihrem allerersten Kongress ein! Vorsitzender<br />
war kein Geringerer als ein Prinz Roland<br />
Bonaparte, Mitglied der Französischen Akademie<br />
der Wissenschaften. Delegierte reisten<br />
aus Frankreich, Italien und den Vereinigten<br />
Staaten an – und aus der <strong>Schweiz</strong>.<br />
Welch Farbenpracht! Feuerlilie und Jupiternelke,<br />
Rotblättrige Alpenrose und Blauer<br />
Lerchensporn, Gelber Alpenmohn und Gol-<br />
denes Fingerkraut, Schildblättriger Hahnenfuss<br />
und Gegenblättriger Steinbrech, Frühlings-Adonis<br />
und Männertreu – am steil<br />
abfallenden Gebirgskamm gedeihen auf<br />
über 2000 Meter über Meer rund tausend<br />
alpine Pfl anzenarten. Natürlich auch das<br />
Edelweiss, zahlreich vertreten mit Sorten<br />
aus China, Japan, dem Himalaja, Sibirien –<br />
und der <strong>Schweiz</strong>.<br />
Ja, in der Rambertia sind nicht nur Pfl anzen<br />
aus dem Alpenraum anzutreffen, sondern<br />
nahezu aus allen Berggebieten der Welt.<br />
Diese «Exoten» stammen aus verschiedenen<br />
europäischen Ländern, Amerika, Asien – vor<br />
allem Nepal – und nehmen ein Viertel der<br />
Fläche ein. Die restlichen drei Viertel des Alpengartens<br />
sind natürliches Reservat für die<br />
«Einheimischen»: Das Massiv von Rochersde-Naye<br />
ist Heimat von rund 600 Pfl anzenarten.<br />
Zahlreiche von ihnen sind gefährdet,<br />
in der Rambertia geniessen sie Schutz.<br />
Zu Fuss hoch, per Bahn runter: Rochers-de-Naye, hoch über Montreux und Lac Léman.<br />
UNTERWEGS<br />
Rochers-de-Naye<br />
Kalkliebende Pfl anzen treffen ideale Bedingungen<br />
an: «La Rambertia» liegt auf kargem<br />
Boden, die Humusschicht ist dünn,<br />
kalkreich und durchlässig. Für Gewächse,<br />
die saure Böden oder Kieselböden benötigen,<br />
waren indes Torf und Quarzsand herbeizuschaffen<br />
– eine schiere Knochenarbeit.<br />
Die Rambertia zählt zu den höchstgelegenen<br />
Alpengärten Europas. Pfl anzen in einer<br />
so grossen Höhe zum Wachstum zu bringen,<br />
ist eine ständige Herausforderung. Die<br />
Temperaturen fallen bis auf minus 35 Grad<br />
und in manchen Jahren gibt es keinen Monat,<br />
in dem es nicht schneit. So galt es denn,<br />
gewisse Pfl anzen stufenweise zu akklimatisieren.<br />
Etliche wurden, zum Beispiel, ein bis<br />
zwei Jahre in einer «Aussenstation» auf<br />
1600 Metern gehegt und gepfl egt und waren<br />
selbst nach der Umsiedlung in den Alpengarten<br />
darauf angewiesen, sorgfältig an die<br />
Höhe gewöhnt zu werden.<br />
Der Alpengarten «La Rambertia» ist in<br />
wenigen Fussminuten von der Zahnradbahn-Bergstation<br />
auf den Rochers-de-Naye<br />
zu erreichen. Er ist offen von Mitte Juni bis<br />
Mitte September, das Bahnbillett gilt als Eintritt.<br />
Die Wege im Garten sind steil, jedoch<br />
gut ausgebaut und gesichert. Die Frühlingsfl<br />
ora ist Anfang Juli zu bewundern, die<br />
Hauptblütezeit dauert von Mitte Juli bis<br />
Ende August. ES.<br />
� Unser Wandertipp<br />
Von Caux zu den Rochers-de-Naye<br />
Start: Caux (1050 m), Zwischenstation<br />
der Zahnradbahn Montreux – Rochersde-Naye.<br />
Ziel: Rochers-de-Naye<br />
(2042 m). Route: Caux (1050 m), Hauts<br />
de Caux (1254 m), Les Dentaux<br />
(1714 m), Sautodoz (1832 m), Rochersde-Naye<br />
(2042 m). Dauer: 3 Std.<br />
Länge: 6.8 km Höhenmeter: Zirka<br />
1000 hm bergauf. Weg: Durchgehend<br />
ausgeschildert und grossenteils durch<br />
den Wald. Am Anfang Hartbelag, später<br />
angenehme Fusswege. Im letzten Drittel<br />
teilweise steinig und ausgesetzt.<br />
Anforderungen: Anspruchsvoll, T3.<br />
Einkehrmöglichkeiten: Restaurants in<br />
Caux und Rochers-de-Naye. Wanderkarten:<br />
Swisstopo 1: 50 000, 262 T<br />
(Rochers de Naye) oder Hallwag Kümmerly<br />
+ Frey 1: 60 000, 16, (Gruyère).<br />
Zusatz-Tipp: Im Murmeltierparadies<br />
nahe der Bergstation Rochers-de-Naye<br />
sind 14 Murmeltierarten aus Europa,<br />
Asien und Amerika zu beobachten.<br />
NATURFREUND 3/2012 11