Magazin Naturfreund - Naturfreunde Schweiz
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Fotos: Herbert Gruber<br />
UNTERWEGS<br />
Emosson<br />
Pumpspeicherwerk Nant de Drance, zwischen Martigny und Chamonix<br />
Emosson, gigantische Baustelle,<br />
historische Bahn<br />
Emosson, das ist eine vibrierende Baustelle vor der Kulisse des Montblanc. Da geht’s um<br />
Wasser, Energie und um Milliarden. Und da ist der in Vergessenheit geratene, einstige Nobelkurort<br />
Finhaut, wo betuchte Engländer im «Bristol» logierten, und da ist ein 76-jähriger<br />
Ingenieur, der die Standseilbahn aus den 1920er Jahren, die weltweit steilste ihrer Art, in<br />
eine neue Zukunft führen will.<br />
Die erste Emosson-Staumauer haben die SBB im 1925 erbaut. Zur «neuen», im 1974 realisierten 180-Meter-Mauer gelangen Ausflügler per Auto oder Minifuni.<br />
Grimsel, Grimsel-Staumauer, Grimsel-<br />
Strom: das sind Begriffe, die hierzulande<br />
jedes Kind kennt. Anders ist’s mit<br />
Emosson, zumindest östlich des Röstigrabens.<br />
Oder wer weiss auf Anhieb, wo der<br />
Emosson-Stausee liegt? Eigentlich gäb’s x-<br />
Gründe, sich mit dem Emosson zu befassen.<br />
Immerhin gilt der Lac d’Emosson als zweitgrösster<br />
Stausee der <strong>Schweiz</strong>. Und jetzt, in<br />
der Folge von Fukushima, gewinnt das<br />
Emosson-Projekt zusätzlich an Bedeutung.<br />
Emosson im 2012. Das ist eine Baustelle in<br />
den Bergen, im Unterwallis, auf 2000 m,<br />
zwischen Martigny und Chamonix. Und<br />
alles, was mit dieser Baustelle zusammenhängt,<br />
ist riesig: die Berge rundum sind<br />
16 NATURFREUND 3/2012<br />
gewaltig, der Monblanc zum Greifen nah,<br />
und das Budget für das Bauwerkt beläuft<br />
sich auf 1,8 Milliarden Franken.<br />
Emosson, was hier bis ins Jahr 2017 realisiert<br />
werden soll, ist ein Pumpspeicherwerk,<br />
es läuft unter den Namen Nant de Drance,<br />
es wird mit sechs Turbinen ausgelegt sein<br />
und soll jährlich 2500 Millionen KWh produzieren<br />
– was gemäss der Betreiber (Alpiq,<br />
SBB, FMV) dem Stromverbrauch von<br />
625 000 Haushalten entspricht.<br />
Emosson, das ist eine vibrierende Baustelle,<br />
das ist harter Fels, trockener Stein, Staub,<br />
Hitze, stechende Sonne, das sind Lastwagen,<br />
braun gebrannte Arbeiter, Kantinen,<br />
Schwertransporte. Aber Emosson ist noch<br />
mehr, viel mehr. Emosson, das erinnert an einen<br />
Eisberg: dominant ragt so ein Eisberg aus<br />
dem Wasser – aber was wir da vor uns sehen,<br />
das ist nur ein Bruchteil der Geschichte. Das<br />
eigentliche, der grösste Teil des Ganzen liegt<br />
unter der Wasseroberfl äche. Und ähnlich<br />
scheint die Sache mit dem Projekt Nant<br />
de Drance zu sein: denn, der Grossteil davon<br />
wird – unseren Augen verborgen – im<br />
Berginnern realisiert, so etwa eine gewaltige<br />
Maschinenkaverne. Diese «Höhle, nebst der<br />
Travokaverne ein Herzstück des Projekts,<br />
wird 50 m hoch sein, 30 m breit und 190 m<br />
lang (im Vergleich: ein Fussballfeld ist etwa<br />
110 m lang). Seit Anfang 2010 rohrt, von<br />
Le Châtelard her, in diesem Berg zudem eine