Magazin Naturfreund - Naturfreunde Schweiz
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Museo etnografico im Valle di Muggio<br />
«Das Museum ist draussen»<br />
Diese Wanderung hinauf zum Monte Generoso wird zu einer<br />
Reise in die Vergangenheit. Man wird dabei auch Kühlschränke<br />
zu sehen bekommen, die von der Ökologie her kaum zu<br />
übertreffen sind. Und am Schluss bringt einem die Zahnradbahn<br />
runter ins Tal.<br />
Das Leben der Menschen im Valle di<br />
Muggio war hart. Im Karstgebiet am<br />
Südhang des Monte Generoso versickert das<br />
Wasser, bevor es für die Landwirtschaft genutzt<br />
werden kann. So zwangen geologische<br />
Eine Art Kühlschrank: die Nevèra.<br />
12 NATURFREUND 3/2012<br />
und klimatische Verhältnisse die Bauern,<br />
bauliche Massnahmen zu ergreifen, die heute<br />
einen einmaligen Schatz bäuerlicher Architektur<br />
darstellen. Dazu gehört die Nevèra<br />
– von «neve», italienisch für Schnee. Eine<br />
Spezialkonstruktion ohnegleichen: Über<br />
einem untersetzten Turm, an die sechs<br />
Meter hoch, massiv und sorgfältig trockengemauert,<br />
wölben sich kreisförmig an -<br />
gelegte Kalksteinplatten zu einem fl achen<br />
Runddach.<br />
In der Nevèra lagerte im Sommer die frische<br />
Milch, bis sie zu Butter und Magerkäse<br />
verarbeitet wurde. Andere Möglichkeiten<br />
zur Kühlung gab es nicht. Das Ethnografi -<br />
sche Museum des Valle di Muggio (MEVM)<br />
hat im Tal 70 Nevère erfasst. Die Nevèra auf<br />
der Alpe Génor ist wohl über 150 Jahre alt.<br />
«Gehen Sie hinein!» insistiert die MEMV-<br />
Hart an der der Grenze: vom<br />
Monte Generoso Richtung<br />
Lago di Lugano.<br />
Kuratorin Silvia Ghirlanda. «Stossen sie die<br />
Holztür auf und steigen Sie die Treppe hinab.<br />
Das darf – und soll – jeder tun, der hier<br />
vorbeikommt.» Unten herrscht kühle Stille<br />
und das Auge muss sich an das Dämmerlicht<br />
gewöhnen. Durch eine kleine Maueröffnung<br />
fallen ein paar Sonnenstrahlen.<br />
Früher fi el hier gestampfter Schnee, hinuntergeschaufelt<br />
von den Bauern. Liess<br />
dann die Frühlingssonne die Talhänge und<br />
-terrassen apern, lag in den Nevère der<br />
Schnee einige Meter hoch. Im Laufe des<br />
Sommers schmolz er. Langsam, denn noch<br />
im Herbst war ein schöner Rest übrig.<br />
Nevère, Mühlen, Vogelfangtürme, künstlich<br />
angelegte Weiher, Viehunterstände,<br />
Köhlereien, Brücken und Brunnen,<br />
Dörrhäuser für Kastanien – das «Museo<br />
etnografi co della Valle di Muggio» hat all die<br />
zahlreichen Zeugen der traditionellen Bewirtschaftung<br />
des Tals dokumentiert. Ein<br />
Dutzend dieser Objekte sind mittlerweile<br />
instand gestellt und zugänglich gemacht.<br />
Rund 100 Kilometer ausgeschilderte Wanderwege<br />
verbinden sie untereinander. Nach<br />
wie vor in Betrieb ist die Zisterne auf der<br />
Alpe Nadigh, gespiesen vom Regenwasser,<br />
das die Bauern auf ihren Dächern sammeln.