Magazin Naturfreund - Naturfreunde Schweiz
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Bergbahnen-Schau im Märchenschloss am Thunersee<br />
Vom Krokodil bis zur Bernina<br />
Bergbahnen aller Art stehen im Zentrum einer Sonderausstellung<br />
im Schloss Hünegg am Thunersee. Während im<br />
Schlosspark eine Original-Dampflok vom Brienzer Rothorn<br />
zu sehen ist, erwarten einem im Schloss-Innern zahlreiche<br />
Modelle, darunter diverse Krokodil-Loks, die im «richtigen»<br />
Leben vor allem am Gotthard unterwegs waren.<br />
Dieses Schloss ist weder Burg noch Festung,<br />
es gibt keine Schiessscharten,<br />
hier geht’s weder um Armeen noch um<br />
Wehrdienst. Dieses Schloss ist eine Traumvilla.<br />
Ein Märchenschloss am See, ein<br />
Schloss mit Blick auf die schönsten Berge,<br />
ein Schloss umgeben von uralten Bäumen,<br />
ein Schloss mit Türmchen und anderen<br />
Spielereien. Ein Baron und Offi zier aus<br />
Preussen hat sich dieses Haus vor 150 Jahren<br />
bauen lassen, er liebte das Schöne, das<br />
Prunkvolle, das Prächtige, das Romantische,<br />
den Blick auf See und Gletscher. Schloss<br />
Hünegg, so plante es der Baron, dieses<br />
Schloss an den Gestaden des Thunersees,<br />
würde ihm und seiner Gemahlin Adelheid<br />
fortan als Sommerresidenz dienen. Das<br />
Schicksal aber wollte es anders: bloss<br />
56-jährig verstarb der Baron, sechs Jahre<br />
nach Fertigstellung des Schlosses. Nach<br />
diversen Besitzerwechseln ist Schloss Hünegg<br />
heute als Museum öffentlich zugänglich,<br />
es beherbergt eine Dauerausstellung zur<br />
Wohnkultur der Renaissance und des Jugendstils.<br />
Und seit Mitte Mai nun wartet<br />
Hünegg mit der Sonderausstellung «Bergbahnen»<br />
auf.<br />
Pionierleistungen im Kleinen<br />
und Grossen<br />
Reden wir von Bergbahnen, so denken wir<br />
wohl spontan an Seilbahnen, Sessellifte,<br />
Skilifte und dergleichen. Selbstverständlich<br />
daher, dass die Ausstellung in Hünegg<br />
auch auf derlei Transportanlagen eingeht.<br />
So etwa sind Holzbügel aus der Skilift-Pionierzeit<br />
zu sehen. Andererseits, auch die<br />
Gotthardbahn ist eine Bergbahn. Und das<br />
gleiche gilt für die BLS. Und mit diesen<br />
beiden sind wir mitten drin in einem<br />
Schwerpunkt der Ausstellung: den Schienenbahnen,<br />
seien sie nun mit oder ohne<br />
Zahnrad-Stange. Also treffen die Besucher<br />
hier auf die Brünig-Bahn, die Rigi-Bahn,<br />
die Pilatus-Bahn, die Chur-Arosa-Bahn, die<br />
Schynige-Platte-Bahn, die Bernina-Bahn,<br />
die Montreux-Oberland-Bahn und einige<br />
mehr. Einmal sind’s Plakate, Fotos oder Filme,<br />
die auf diese Bahnen verweisen, ein<br />
anderes Mal sind es Modelle oder gleich<br />
ganze Modellbau-Anlagen (so etwa die von<br />
Kurt Trachsel gestaltete HOM-Analge mit<br />
dem Brusio-Viadukt der Bernina-Bahn).<br />
Apropos Modelle: die Herzen der Spielzeugliebhaber<br />
werden höher schlagen beim<br />
Bernina-Bahn, Brusio-<br />
Viadukt und Erbauer<br />
Kurt Trachsel.<br />
Anblick der Palette an Gotthardloks und<br />
-wagen. Unter anderem zu sehen sind<br />
nicht nur die Krokodil-Modelle Be 6/8 und<br />
die Ce 6/8 sondern auch die sogenannte<br />
8/14-Landi-Lok.<br />
Und so wie die Besucher auf frühe Modelle<br />
von Loks treffen (ein besonderer Blickfang<br />
ist die 400 kg schwere Brünig-Dampflok<br />
aus dem Jahr 1905 im Massstab 1:5,5),<br />
so treffen sie auch auf Zeichen und Spuren<br />
jener, die einst in dieser Branche den Ton<br />
angegeben haben; darunter fi nden sich so<br />
legendäre Namen wie Habegger in Thun,<br />
von Roll in Bern, Bell in Kriens, Oehler in<br />
Aarau, Müller in Dietikon, Streiff in Schwanden-Glarus,<br />
Maschinenfabrik Oerlikon oder<br />
Städeli in Oetwil am See.<br />
Konzipiert und aufgebaut wurde die Ausstellung<br />
durch bestens vernetzte Bahn-<br />
Freunde, darunter den SBB-Lokführer Roger<br />
Rieker und den Mediziner und Modellbau-<br />
Spezialisten Robert Ganz (ehemals Dorfarzt<br />
in Hünibach), und also stammen auch etliche<br />
Exponate aus dem fernen Dresden und<br />
dort insbesondere aus der Seilbahn- und<br />
Bleichert-Sammlung. Übrigens: gemeinsam<br />
mit der von Roll realisierte die Firma Bleichert<br />
& Co im Jahre 1935 die Seilbahn<br />
Schwägalp-Säntis (Länge 2210 m, Höhendifferenz<br />
1113 m, siehe auch Seite 24). Eine<br />
von Robert Ganz auf Deutsch verfasste «Geschichte<br />
der Luftseilbahnen» fi ndet sich auf<br />
www.naturfreunde.ch bei «Aktuell» oder<br />
aber kann direkt bei Robert Ganz (Tel. 033<br />
243 45 72) angefordert werden. hg.<br />
Schloss Hünegg ist täglich offen von<br />
14–17 Uhr, und sonntags von 11–17 Uhr,<br />
www.schlosshuenegg.ch, Tel. 033 243 19 82.<br />
Foto: Michael Buholzer<br />
NATURFREUND 3/2012 31